Sämtliche Dramen
Leides. Pfui, Demetrius!
Dein Unglimpf würdigt mein Geschlecht herab.
Um Liebe kämpft ein Mann wohl mit den Waffen,
Wir sind, um euch zu werben, nicht geschaffen.
Ich folge dir, und finde Wonn’ in Not,
Gibt die geliebte Hand mir nur den Tod.
Beide ab.
Oberon
.
Geh, Nymphe, nur! Er soll uns nicht von hinnen,
Bis du ihn fliehst, und er dich will gewinnen. –
Droll kommt zurück.
Hast du die Blume da? Willkommen, Wildfang!
Droll
.
Da ist sie, seht!
Oberon
.
Ich bitt’ dich, gib sie mir!
Ich weiß ’nen Hügel, wo man Quendel pflückt,
Wo aus dem Gras Viol’ und Maßlieb nickt,
Wo dicht gewölbt des Geißblatts üpp’ge Schatten
Mit Hagedorn und mit Jasmin sich gatten.
Dort ruht Titania halbe Nächte kühl,
Auf Blumen eingewiegt durch Tanz und Spiel.
Die Schlange legt die bunte Haut dort nieder,
Ein weit Gewand für eines Elfen Glieder.
Ich netz’ ihr Aug’ mit dieser Blume Saft,
Der ihr den Kopf voll schnöder Grillen schafft.
Nimm auch davon, und such’ in diesem Holze:
Ein holdes Mädchen wird mit sprödem Stolze
Von einem Jüngling, den sie liebt, verschmäht.
Salb’ ihn; doch so, daß er die Schön’ erspäht,
Sobald er aufwacht. Am athenischen Gewand
Wird ohne Müh’ der Mann von dir erkannt.
Verfahre sorgsam, daß mit heißerm Triebe,
Als sie den Liebling, er sie wieder liebe,
Und triff mich vor dem ersten Hahnenschrei.
Droll
.
Verlaßt Euch, Herr, auf Eures Knechtes Treu’!
Sie gehen ab.
¶
Zweite Szene
Ein anderer Teil des Waldes.
Titania kommt mit ihrem Gefolge.
Titania
.
Kommt! einen Ringel, einen Feensang!
Dann auf das Drittel ’ner Minute fort!
Ihr, tötet Raupen in den Rosenknospen!
Ihr andern führt mit Fledermäusen Krieg,
Bringt ihrer Flügel Balg als Beute heim,
Den kleinsten Elfen Röcke draus zu machen!
Ihr endlich sollt den Kauz, der nächtlich kreischt
Und über unsre schmucken Geister staunt,
Von uns verscheuchen! Singt mich nun in Schlaf;
An eure Dienste dann, und laßt mich ruhn!
Lied
Erster Elfe
.
Bunte Schlangen, zweigezüngt!
Igel, Molche, fort von hier!
Daß ihr euren Gift nicht bringt
In der Königin Revier!
Chor
.
Nachtigall, mit Melodei
Sing’ in unser Eia popei!
Eia popeia! Eia popei!
Daß kein Spruch,
Kein Zauberfluch
Der holden Herrin schädlich sei.
Nun gute Nacht mit Eia popei!
Zweiter Elfe
.
Schwarze Käfer, uns umgebt
Nicht mit Summen! Macht euch fort!
Spinnen, die ihr künstlich webt,
Webt an einem andern Ort!
Chor
.
Nachtigall, mit Melodei
Sing’ in unser Eia popei!
Eia popeia! Eia popei!
Daß kein Spruch,
Kein Zauberfluch
Der holden Herrin schädlich sei.
Nun gute Nacht mit Eia popei!
Erster Elfe
.
Alles gut: nun auf und fort!
Einer halte Wache dort!
Elfen ab. Titania schläft. Oberon tritt auf.
Oberon
zu Titania, indem er die Blume über ihren Augenlidern ausdrückt.
Was du wirst erwachend sehn,
Wähl’ es dir zum Liebchen schön,
Seinetwegen schmacht’ und stöhn’;
Sei es Brummbär, Kater, Luchs,
Borst’ger Eber oder Fuchs,
Was sich zeigt an diesem Platz,
Wenn du aufwachst, wird dein Schatz;
Säh’st du gleich die ärgste Fratz!’
Ab.
Lysander und Hermia treten auf.
Lysander
.
Kaum tragen durch den Wald Euch noch die Füße,
Und ich gesteh’ es, ich verlor den Pfad.
Wollt Ihr, so laßt uns ruhen, meine Süße,
Bis tröstend sich das Licht des Tages naht.
Hermia
.
Ach ja, Lysander! Sucht für Euch ein Bette;
Der Hügel hier sei meine Schlummerstätte.
Lysander
.
Ein Rasen dien’ als Kissen für uns zwei:
Ein Herz, ein Bett, zwei Busen, eine Treu’.
Hermia
.
Ich bitt’ Euch sehr! Um meinetwillen, Lieber!
Liegt nicht so nah! Liegt weiter dort hinüber!
Lysander
.
Oh, ärgert Euch an meiner Unschuld nicht!
Die Liebe deute, was die Liebe spricht.
Ich meinte nur, mein Herz sei Eurem so verbunden,
Daß nur ein Herz in beiden wird gefunden.
Verkettet hat zwei Busen unser Schwur:
So wohnt in zweien eine Treue nur.
Erlaubet denn, daß ich mich zu Euch füge,
Denn, Herz, ich lüge nicht, wenn ich so liege.
Hermia
.
Wie zierlich spielt mit Worten doch mein Freund! –
Ich würde selbst ja meiner Unart feind,
Hätt’ ich, Lysander lüge, je gemeint.
Doch aus Gefälligkeit und Lieb’, ich bitte,
Rückt weiter weg! so weit, wie nach der Sitte
Der Menschen sich, getrennt von einem Mann,
Ein tugendsames Mädchen betten kann.
Der Raum sei zwischen uns. – Schlaf’ süß! Der Himmel gebe,
Daß, bis dein Leben schließt, die Liebe
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