Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
ein Gericht Tauben, die ich bei Euer Gnaden anbringen möchte, und mein Gesuch ist –
    Lanzelot
. In aller Kürze, das Gesuch interzediert mich selbst, wie Euer Gnaden von diesem ehrlichen alten Mann hören werden, der, obschon ich es sage, obschon ein alter Mann, doch ein armer Mann und mein Vater ist.
    Bassanio
. Einer spreche für beide. Was wollt Ihr?
    Lanzelot
. Euch dienen, Herr.
    Gobbo
. Ja, das wollten wir Euch gehormsamst opponieren.
    Bassanio
.
    Ich kenne dich, die Bitt’ ist dir gewährt:
    Shylock, dein Herr, hat heut mit mir gesprochen
    Und dich befördert; wenn’s Beförd’rung ist,
    Aus eines reichen Juden Dienst zu gehn,
    Um einem armen Edelmann zu folgen.
    Lanzelot
. Das alte Sprichwort ist recht schön verteilt zwischen meinem Herrn Shylock und Euch, Herr: Ihr habt die Gnade Gottes, und er hat genug.
    Bassanio
.
    Du triffst es. Vater, geh mit deinem Sohn;
    Nimm Abschied erst von deinem alten Herrn
    Und frage dich nach meiner Wohnung hin.
    Zu seinen Begleitern.
    Ihr, gebt ihm eine nettere Livrei
    Als seinen Kameraden: sorgt dafür!
    Lanzelot
. Kommt her, Vater! – Ich kann keinen Dienst kriegen; nein! Ich habe gar kein Mundwerk am Kopfe. – Gut, Er besieht seine flache Hand. wenn einer in ganz Italien eine schönere Tafel hat, damit auf die Schrift zu schwören – ich werde gut Glück haben: ohne Umstände, hier ist eine ganz schlechte Lebenslinie; hier ist ’ne Kleinigkeit an Frauen. Ach, funfzehn Weiber sind nichts! eilf Witwen und neun Mädchen ist ein knappes Auskommen für einen Mann. Und dann, dreimal ums Haar zu ersaufen, und mich an der Ecke eines Federbettes beinah’ tot zu stoßen – das heiße ich gut davon kommen! Gut, wenn Glück ein Weib ist, so ist sie doch eine gute Dirne mit ihrem Kram. – Kommt, Vater, ich nehme in einem Umsehn von dem Juden Abschied.
    Lanzelot und der alte Gobbo ab.
    Bassanio
.
    Tu’ das, ich bitt’ dich, guter Leonardo;
    Ist dies gekauft und ordentlich besorgt,
    Komm schleunig wieder; denn zu Nacht bewirt’ ich
    Die besten meiner Freunde; eil’ dich, geh!
    Leonardo
.
    Verlaßt Euch auf mein eifrigstes Bemühn!
    Graziano kommt.
    Graziano
.
    Wo ist dein Herr?
    Leonardo
.
    Er geht da drüben, Herr.
    Leonardo ab.
    Graziano
. Signor Bassanio!
    Bassanio
. Graziano!
    Graziano
. Ich habe ein Gesuch an Euch.
    Bassanio
. Ihr habt es schon erlangt.
    Graziano
. Ihr müßt mir’s nicht weigern, ich muß mit Euch nach Belmont gehen.
    Bassanio
.
    Nun ja, so müßt Ihr, – aber hör’, Graziano,
    Du bist zu wild, zu rauh, zu keck im Ton;
    Ein Wesen, welches gut genug dir steht,
    Und Augen, wie die unsern, nicht mißfällt.
    Doch wo man dich nicht kennt, ja, da erscheint
    Es allzufrei; drum nimm die Müh’, und dämpfe
    Mit ein paar kühlen Tropfen Sittsamkeit
    Den flücht’gen Geist, daß ich durch deine Wildheit
    Dort nicht mißdeutet werd’ und meine Hoffnung
    Zu Grunde geht.
    Graziano
.
    Signor Bassanio, hört mich:
    Wenn ich mich nicht zu feinem Wandel füge,
    Mit Ehrfurcht red’ und dann und wann nur fluche,
    Gebetbuch in der Tasche, Kopf geneigt;
    Ja, selbst beim Tischgebet so vors Gesicht
    Den Hut mir halt’ und seufz’ und Amen sage;
    Nicht allen Brauch der Höflichkeit erfülle,
    Wie einer, der, der Großmama zu lieb,
    Scheinheilig tut: so traut mir niemals mehr!
    Bassanio
.
    Nun gut, wir werden sehn, wie Ihr Euch nehmt.
    Graziano
.
    Nur heute nehm’ ich aus; das gilt nicht mit,
    Was ich heut abend tu’.
    Bassanio
.
    Nein, das wär’ schade;
    Ich bitt’ Euch lieber, in den kecksten Farben
    Der Lust zu kommen; denn wir haben Freunde,
    Die lustig wollen sein. Lebt wohl indes,
    Ich habe ein Geschäft.
    Graziano
.
    Und ich muß zu Lorenzo und den andern,
    Doch auf den Abend kommen wir zu Euch.
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ein Zimmer in Shylocks Hause.
    Jessica und Lanzelot kommen.
    Jessica
.
    Es tut mir leid, daß du uns so verläßt:
    Dies Haus ist Hölle, und du, ein lust’ger Teufel,
    Nahmst ihm ein Teil von seiner Widrigkeit.
    Doch lebe wohl! (da hast du ’nen Dukaten!)
    Und, Lanzelot, du wirst beim Abendessen
    Lorenzo sehn, als Gast von deinem Herrn.
    Dann gib ihm diesen Brief, tu’ es geheim;
    Und so leb wohl, daß nicht etwa mein Vater
    Mich mit dir reden sieht.
    Lanzelot
. Adieu! – Tränen müssen meine Zunge vertreten, allerschönste Heidin! allerliebste Jüdin! Wenn ein Christ nicht zum Schelm an dir wird und dich bekommt, so trügt mich alles. Aber adieu! Diese törichten Tropfen erweichen meinen männlichen Mut allzusehr.

Weitere Kostenlose Bücher