Sämtliche Dramen
was weise Leute besitzen, große Parade. Da kommt Monsieur Le Beau.
Le Beau tritt auf.
Rosalinde
. Den Mund voll von Neuigkeiten.
Celia
. Die er uns zukommen lassen wird, wie Tauben ihre Jungen füttern.
Rosalinde
. Da werden wir also mit Neuigkeiten gemästet.
Celia
. Desto besser, so stehn wir ansehnlicher zu Markt. Guten Morgen, Monsieur Le Beau! Was gibt es Neues?
Le Beau
. Schöne Prinzessin, Euch ist ein guter Spaß entgangen.
Celia
. Ein Spaß? wohin?
Le Beau
. Wohin, Madame? Wie soll ich das beantworten?
Rosalinde
. Wie es Witz und Glück verleihen.
Probstein
. Oder wie das Verhängnis beschließt.
Celia
. Gut gesagt! Das war wie mit der Kelle angeworfen.
Probstein
. Ja, wenn ich meinen Geschmack nicht behaupte –
Rosalinde
. So verlierst du deinen alten Beischmack.
Le Beau
. Ihr bringt mich aus der Fassung, meine Damen. Ich wollte euch von einem wackern Ringen erzählen, das ihr versäumt habt mit anzusehn.
Rosalinde
. Sagt uns doch, wie es dabei herging!
Le Beau
. Ich will euch den Anfang erzählen, und wenn es Euer Gnaden gefällt, könnt ihr das Ende ansehn; denn das Beste muß noch geschehen, und sie kommen hieher, wo ihr seid, um es auszuführen.
Celia
. Gut, den Anfang, der tot und begraben ist.
Le Beau
. Es kam ein alter Mann mit seinen drei Söhnen, –
Celia
. Ich weiß ein altes Märchen, das so anfängt.
Le Beau
. Drei stattliche junge Leute, vortrefflich gewachsen und männlich, –
Rosalinde
. Mit Zetteln am Halse: »Kund und zu wissen sei männiglich,« –
Le Beau
. Der älteste unter den dreien rang mit Charles, des Herzogs Ringer. Charles warf ihn in einem Augenblick nieder, und brach ihm drei Rippen entzwei, so daß fast keine Hoffnung für sein Leben ist; ebenso richtete er den zweiten und den dritten zu. Dort liegen sie, und der arme alte Mann, ihr Vater, erhebt eine so jämmerliche Wehklage über sie, daß alle Zuschauer ihm mit Weinen beistehn.
Rosalinde
. Ach!
Probstein
. Aber welches ist der Spaß, Herr, der den Damen entgangen ist?
Le Beau
. Nun, der, wovon ich spreche.
Probstein
. So wird man alle Tage klüger! Das ist das erste, was ich höre, daß Rippenentzweibrechen ein Spaß für Damen ist.
Celia
. Ich auch, das versichre ich dir.
Rosalinde
. Aber ist denn noch jemand da, den danach lüstet, sich mit dieser Musik die Seiten sprengen zu lassen? Ist noch sonst wer auf zerbrochne Rippen erpicht? – Sollen wir das Ringen mit ansehen, Muhme?
Le Beau
. Ihr müßt, wenn ihr hier bleibt; denn sie haben diesen Platz zum Kampfe gewählt: er wird gleich vor sich gehn.
Celia
. Wirklich, dort kommen sie. Laß uns nun bleiben und zusehn!
Trompetenstoß. Herzog Friedrich, Herren vom Hofe, Orlando, Charles und Gefolge.
Herzog Friedrich
. Wohlan! Da der junge Mensch nicht hören will, so mag er auf seine eigne Gefahr vorwitzig sein.
Rosalinde
. Ist der dort der Mann?
Le Beau
. Das ist er, mein Fräulein.
Celia
. Ach, er ist zu jung, doch hat er ein siegreiches Ansehn.
Herzog Friedrich
. Ei, Tochter und Nichte? Seid ihr hieher geschlichen, um das Ringen zu sehn?
Rosalinde
. Ja, mein Fürst, wenn Ihr uns gütigst erlaubt.
Herzog Friedrich
. Ihr werdet wenig Vergnügen daran finden, das kann ich euch sagen: das Paar ist zu ungleich. Aus Mitleid mit des Ausfoderers Jugend, möchte ich ihn gern davon abbringen, allein er läßt sich nicht raten; sprecht mit ihm, Fräuleins, seht, ob ihr ihn bewegen könnt!
Celia
. Ruft ihn hieher, guter Monsieur Le Beau!
Herzog Friedrich
. Tut das, ich will nicht dabei sein.
Der Herzog entfernt sich.
Le Beau
. Herr Ausfoderer, die Prinzessinnen verlangen Euch zu sprechen.
Orlando
. Ich bin ehrerbietigst zu ihrem Befehl.
Rosalinde
. Junger Mann, habt Ihr Charles den Ringer herausgefordert?
Orlando
. Nein, schöne Prinzessin; er ist der allgemeine Ausfoderer: ich komme bloß wie andre auch, die Kräfte meiner Jugend gegen ihn zu versuchen.
Celia
. Junger Mann, Euer Mut ist zu kühn für Eure Jahre. Ihr habt einen grausamen Beweis von der Stärke dieses Menschen gesehn: wenn Ihr Euch selbst mit Euren Augen sähet, oder mit Eurem Urteil erkenntet, so würde Euch die Furcht vor dem Ausgange ein gleicheres Wagstück anraten. Wir bitten Euch um Eurer selbst willen, an Eure Sicherheit zu denken und das Unternehmen aufzugeben.
Rosalinde
. Tut das, junger Mann; Euer Ruf soll deswegen nicht herabgesetzt werden. Es soll unser Gesuch beim Herzoge sein, daß das Ringen nicht vor sich gehe.
Orlando
. Ich beschwöre euch, straft
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