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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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1

    UNTER EINER LADUNG BRENNHOLZ geduckt ging Dar allein einen Gebirgspfad hinab. Der Weg, dem sie folgte, schmiegte sich an steile, die Morgensonne verdeckende Felswände. Luft und Boden strahlten noch immer die Kälte der Nacht ab. Trotzdem war sie barfuß und nur mit einem zerlumpten ärmellosen Hemdkleid und einem Lappen als Schulterpolster bekleidet. Sie schritt schnell aus, damit sie nicht fror, doch ein in der Ferne ertönender Hufschlag ließ sie jäh innehalten. Keiner ihrer Nachbarn besaß ein Pferd. Dies galt auch für alle anderen Bewohner des Dörfchens hinter dem gegenüberliegenden Bergkamm. Nur Fremdlinge ritten auf Pferden – und brachten oft Ärger.
    Dar lauschte. Als der Hufschlag verklang und nur der Wind noch in den kahlen Ästen hörbar war, setzte sie ihren Heimweg fort und erreichte eine von Bäumen freie Bodensenke. Man hatte den steinigen Grund für die Frühjahrsaat vorbereitet. Auf der anderen Seite der Senke stand ein einzelnes Gebäude – eine aus Steinen bestehende, mit Rasenstücken bedeckte primitive Hütte. Gleich daneben war ein Pferd angebunden. Dar fragte sich gerade, ob sie wieder gehen sollte, als die Frau
ihres Vaters mit einem für sie seltenen Lächeln auf dem Gesicht ins Freie trat. »Du hast Besuch«, rief sie Dar zu.
    Das Lächeln der älteren Frau machte Dar noch misstrauischer. »Wer kann das schon sein?«
    Ihre Stiefmutter antwortete nicht. Ihr Lächeln wurde nur breiter. Sie trat zur Seite, und sechs bewaffnete Männer verließen die dunkle Hütte. Ihnen folgte der Hetman des Dorfes. Hinter ihm kam Dars Vater. Zuletzt traten Dars kleine Halbschwestern ins Freie. Sie wirkten ängstlich. Alle schauten zu, als Dar ihre Last zum Holzstapel hinübertrug. Sie legte sie nieder und fragte dann ihre Stiefmutter: »Wer sind diese Männer, Thess?«
    »Soldaten des Königs«, erwiderte Thess.
    »Was wollen sie hier?«
    »Sie heben Leute fürs Militär aus«, sagte der Hetman. »Unser Dorf muss zwei Mann stellen.«
    »Dann sind sie hier am falschen Ort«, sagte Dar. »Meine Brüder sind tot, und mein Vater ist zu alt.«
    »Sie wollen gar keine Männer«, sagte Thess.
    »Ich bin keine Kriegerin«, sagte Dar.
    Thess lachte freudlos. »Dann hast du mich hinters Licht geführt. «
    »Nicht alle, die dem König dienen, müssen kämpfen«, sagte der Hetman. Er wandte sich einem Söldner zu. »Das ist sie.«
    »Was geht hier vor, Vater?«, fragte Dar, obwohl sie die Antwort schon ahnte.
    Ihr Vater schaute weg.
    »Es war seine Idee«, sagte der Hetman.
    »Es ist zu deinem Besten«, sagte Dars Vater, der noch immer woanders hinschaute.
    »Am besten für sie. « Dar schaute ihre Stiefmutter verärgert an. »Sie freut sich doch am meisten, mich los zu sein.«

    »Ich werde mich freuen, wenn hier endlich Friede einzieht«, gab Thess zurück. »Immer musst du die Stolze spielen. «
    »Stolz stünde gewissen Frauen gut an; jenen zum Beispiel, die mit jedem Mann bocken, um einen Platz an seinem Feuer zu kriegen.«
    »Wärst du nicht so eigensinnig, könntest du auch eine Ehefrau sein.«
    »Sie ist am besten fürs Militär geeignet«, sagte der Hetman.
    »Das bestimme noch immer ich « , sagte der Anführer der Söldner. Er war zwar der Jüngste, doch sein Helm und seine Waffen waren von bester Qualität. Sein Harnisch bestand aus Metall, nicht aus Leder. »Schau nach, ob das Mädchen geeignet ist, Murdant.«
    Der Murdant, er war etwa eineinhalbmal so alt wie der Offizier, umkreiste Dar langsam und begutachtete ihre robuste Anmut. Er hielt sie für alt genug, um verheiratet zu sein. Sie war etwa zwei Dutzend Winter alt. Trotz ihres zerzausten Haars hatte sie ein anziehendes Gesicht – große dunkle Augen, ein zierliches Näschen, rotbraunes Haar und volle Lippen. Vermutlich hatte ihr Charakter bisher eine Eheschließung verhindert. Und als wolle sie seine Annahme bestätigen, stand sie mit trotzigem Gesichtsausdruck da und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Zeig mir deine Zähne«, sagte der Murdant.
    Obwohl Dar wusste, dass der Mann sich bestimmt nicht vergraulen lassen würde, indem sie ihm ihre schlechte Laune zeigte, presste sie die Zähne fest aufeinander. Der Murdant grinste nur, dann drückte er mit Daumen und Zeigefinger grob in ihre Wangen und zwang sie so, den Mund zu öffnen. Er warf einen raschen Blick in ihre Kehle, und sie holte zu einer Ohrfeige aus, die er mit leichter Hand abwehrte.

    »Sie hat noch alle Zähne, und der Rest sieht auch gesund aus.«
    »Das reicht uns«, sagte

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