Sämtliche Dramen
Pfeil der Liebe.
Phöbe
.
Doch, bis dahin
Komm mir nicht nah, und wenn die Zeit gekommen,
Kränk’ mich mit deinem Spott; sei ohne Mitleid,
Wie ich bis dahin ohne Mitleid bin.
Rosalinde
tritt vor.
Warum? ich bitt’ Euch? – Wer war Eure Mutter,
Daß Ihr den Unglücksel’gen kränkt und höhnt,
Und was nicht alles? Hättet Ihr mehr Schönheit
(Wie ich doch wahrlich mehr an Euch nicht sehe,
Als ohne Licht im Finstern geht zu Bett),
Müßt Ihr deswegen stolz und fühllos sein?
Was heißt das? Warum blickt Ihr so mich an?
Ich seh’ nicht mehr an Euch, als die Natur
Auf Kauf zu machen pflegt. So wahr ich lebe!
Sie will auch meine Augen wohl betören?
Nein, wirklich, stolze Dame! hofft das nicht!
Nicht Euer Rabenhaar, kohlschwarze Brauen,
Glaskugelaugen, noch die Milchrahmwange,
Kann mich zu Euer Gnaden Sklaven machen. –
O blöder Schäfer, warum folgt Ihr ihr
Wie feuchter Süd, von Wind und Regen schwellend?
Ihr seid ja tausendfach ein hübschrer Mann
Als sie ein Weib. Dergleichen Toren füllen
Die Welt mit eigensinn’gen Kindern an.
Der Spiegel nicht, Ihr seid es, der ihr schmeichelt:
Sie sieht in Euch sich hübscher abgespiegelt,
Als ihre Züge sie erscheinen lassen.
Doch, Fräulein, kennt Euch selbst, fallt auf die Knie,
Dankt Gott mit Fasten für ’nen guten Mann;
Denn als ein Freund muß ich ins Ohr Euch sagen:
Verkauft Euch bald, Ihr seid nicht jedes Kauf.
Liebt diesen Mann! Fleht ihm als Eurem Retter!
Am häßlichsten ist Häßlichkeit am Spötter. –
So nimm sie zu dir, Schäfer! Lebt denn wohl!
Phöbe
.
O holder Jüngling, schilt ein Jahr lang so!
Dich hör’ ich lieber schelten, als ihn werben.
Rosalinde
. Er hat sich in ihre Häßlichkeit verliebt, und sie wird sich in meinen Zorn verlieben. Wenn das ist, so will ich sie mit bittern Worten pfeffern, so schnell sie dir mit Stirnrunzeln antwortet. – Warum seht Ihr mich so an?
Phöbe
.
Aus üblem Willen nicht.
Rosalinde
.
Ich bitt’ Euch sehr, verliebt Euch nicht in mich,
Denn ich bin falscher als Gelübd’ im Trunk.
Zudem, ich mag Euch nicht. Sucht Ihr etwa mein Haus:
’s ist hinter den Oliven, dicht bei an.
Wollt Ihr gehn, Schwester? – Schäfer, setz’ ihr zu! –
Komm, Schwester! – Seid ihm günst’ger, Schäferin,
Und seid nicht stolz; könnt’ alle Welt Euch sehn,
So blind wird keiner mehr von hinnen gehn.
Zu unsrer Herde, kommt!
Rosalinde und Celia ab.
Phöbe
.
O Schäfer! nun kommt mir dein Spruch zurück:
»Wer liebte je, und nicht beim ersten Blick?«
Silvius
.
Geliebte Phöbe, –
Phöbe
.
Ha, was sagst du, Silvius?
Silvius
.
Beklagt mich, liebe Phöbe!
Phöbe
.
Ich bin um dich bekümmert, guter Silvius.
Silvius
.
Wo die Bekümmernis, wird Hülfe sein.
Seid Ihr um meinen Liebesgram bekümmert:
Gebt Liebe mir; mein Gram und Euer Kummer
Sind beide dann vertilgt.
Phöbe
.
Du hast ja meine Lieb’: ist das nicht nachbarlich?
Silvius
.
Dich möcht’ ich haben.
Phöbe
.
Ei, das wäre Habsucht.
Die Zeit war, Silvius, da ich dich gehaßt;
Es ist auch jetzt nicht so, daß ich dich liebte.
Doch weil du kannst so gut von Liebe sprechen,
So duld’ ich deinen Umgang, der mir sonst
Verdrießlich war, und bitt’ um Dienste dich.
Allein erwarte keinen andern Lohn,
Als deine eigne Freude, mir zu dienen.
Silvius
.
So heilig und so groß ist meine Liebe,
Und ich in solcher Dürftigkeit an Gunst,
Daß ich es für ein reiches Teil muß halten,
Die Ähren nur dem Manne nachzulesen,
Dem volle Ernte wird. Verliert nur dann und wann
Ein flüchtig Lächeln: davon will ich leben.
Phöbe
.
Kennst du den jungen Mann, der mit mir sprach?
Silvius
.
Nicht sehr genau, doch traf ich oft ihn an.
Er hat die Weid’ und Schäferei gekauft,
Die sonst dem alten Carlot zugehört.
Phöbe
.
Denk’ nicht, ich lieb’ ihn, weil ich nach ihm frage.
s’ ist nur ein kecker Bursch’ – doch spricht er gut;
Frag’ ich nach Worten? – Doch tun Worte gut,
Wenn, der sie spricht, dem, der sie hört, gefällt.
Es ist ein hübscher Junge, – nicht gar hübsch;
Doch wahrlich, er ist stolz, – zwar steht sein Stolz ihm:
Er wird einmal ein feiner Mann. Das Beste
Ist sein Gesicht, und schneller als die Zunge
Verwundete, heilt’ es sein Auge wieder.
Er ist nicht eben groß, doch für sein Alter groß:
Sein Bein ist nur so so, doch macht sich’s gut;
Es war ein lieblich Rot auf seinen Lippen,
Ein etwas reiferes und stärkres Rot
Als auf den Wangen: just der
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