Sämtliche Dramen
Goldzechinen jährlich
Aus reichen Länderei’n, allein für sie.
Nun, Signor Gremio, womit stecht Ihr das?
Gremio
.
Zweitausend Goldzechinen Landertrag?
Mein Landgut trägt in allem nicht so viel,
Doch ihr verschreib’ ich es: zudem ein Frachtschiff,
Das jetzt im Hafen von Marseille liegt.
Was! Macht Euch der Kauffahrer nun kapott?
Tranio
.
Gremio! Man weiß, mein Vater hat drei große
Kauffahrerschiffe, zwei Galeeren und
Zwölf tücht’ge Ruderbarken: die verschreib’ ich,
Und zweimal mehr, als du noch bieten kannst.
Gremio
.
Nein, alles bot ich nun, mehr hab’ ich nicht!
All meine Habe, mehr kann sie nicht haben:
Und wählt Ihr mich, hat sie mein Gut und mich.
Tranio
.
Dann ist vor aller Welt das Mädchen mein,
Nach Eurem Wort: Gremio ward abgetrumpft.
Baptista
.
Ich muß gestehn, Eu’r Bieten war das höchste;
Und stellt Eu’r Vater die Versich’rung aus,
Ist sie die Eurige: Wo nicht, verzeiht,
Wo bleibt ihr Wittum, sterbt Ihr vor dem Vater?
Tranio
.
Schikane das! Er ist bejahrt, ich jung.
Gremio
.
Und sterben Junge nicht so gut als Alte? –
Baptista
.
Wohlan, ihr Herrn,
Dies ist mein Wort: Auf nächsten Sonntag, wißt ihr,
Ist meiner Tochter Katharine Trauung:
Nun, einen Sonntag später will ich Bianca
Mit Euch verloben, schafft Ihr den Revers;
Wo nicht, mit Signor Gremio:
Und so empfehl’ ich mich und dank’ euch beiden.
Ab.
Gremio
.
Lebt, Nachbar, wohl! Jetzt, Freund, fürcht’ ich dich nicht,
Du Hasenfuß! Dein Vater wär’ ein Narr!
Dir alles geben, und in alten Tagen
Von deiner Gnade leben? Das dir bieten?
Da wird solch italien’scher Fuchs sich hüten! –
Ab.
Tranio
.
Der Teufel hol’ dich, list’ges, altes Fell!
Ich spiele hohes Spiel und setz’ es durch.
Gefunden hab’ ich’s, meinem Herrn zu dienen.
Was braucht es mehr? Lucentio der falsche
Zeugt einen Vater, Vincentio den falschen:
Und das ist Wunders g’nug. Sonst sind’s die Väter,
Die sich die Kinder zeugen; allein für unser Frein hier
Erzeugt das Kind den Vater, will nur die List gedeihn mir.
Ab.
¶
DRITTER AUFZUG
Erste Szene
Zimmer bei Baptista.
Lucentio, Hortensio und Bianca treten auf.
Lucentio
.
Fiedler, laßt ab; Ihr werdet allzu dreist.
Habt Ihr die Freundlichkeit so schnell vergessen,
Mit der Euch Katharine hier empfing? –
Hortensio
.
Zanksücht’ger Schulgelehrter! Immer war
Die göttliche Musik die Herrscherin:
Drum steht zurück und gönnet mir den Vorzug;
Und wenn wir eine Stunde musiziert,
Soll Euer Lesen gleiche Muße finden.
Lucentio
.
Ihr Widersinn ’ger Tropf! der nicht begriff,
Zu welchem Zweck Musik uns ward gegeben: –
Ist’s nicht, des Menschen Seele zu erfrischen,
Nach ernstem Studium und der Arbeit Müh’? –
Deshalb vergönnt, daß wir philosophieren,
Und ruhn wir aus, dann mögt Ihr musizieren.
Hortensio
.
Gesell! Ich will dein Trotzen nicht ertragen! –
Bianca
.
Ei, Herrn, das heißt ja doppelt mich beleid’gen,
Zu zanken, wo mein Will’ entscheidend ist.
Ich bin kein Schulkind, das die Rute scheut,
Ich will mich nicht an Zeitbestimmung binden,
Nein, Stunde nehmen, wie’s mir selbst gefällt.
Den Streit zu schlichten, setzen wir uns hier:
Nehmt Euer Instrument und spielt indessen,
Denn wir sind fertig, eh’ Ihr nur gestimmt.
Hortensio
.
So schließt ihr, wenn ich recht in Stimmung bin?
Zieht sich zurück.
Lucentio
.
Das wird wohl nie der Fall sein. Stimmt nur immer!
Bianca
.
Wo blieben wir?
Lucentio
.
An dieser Stelle, Fräulein:
Hac ibat Simois, hic est Sigeia tellus,
Hic steterat Priami regia celsa senis.
Bianca
.
Wollt Ihr das übersetzen?
Lucentio
. Hac ibat – wie ich Euch schon sagte; – Simois – ich bin Lucentio; – hic est – Sohn des Vincentio in Pisa; – Sigeia tellus – so verkleidet, um Eure Liebe zu erflehen; – hic steterat und jener Lucentio, der um Euch wirbt; – Priami – ist mein Diener Tranio; – regia – der meinen Namen trägt; – celsa senis – damit wir den alten Herrn Pantalon anführen.
Hortensio
.
Fräulein, nun stimmt die Laute.
Bianca
.
O pfui! das E ist falsch, das G ist recht.
Lucentio
.
Recht, darum geh ! mein Freund, und stimme wieder!
Bianca
. Laßt mich nun versuchen, ob ich es übersetzen kann. Hac ibat Simois – ich kenne Euch nicht; – hic est Sigeia tellus – ich traue Euch nicht; – hic steterat Priami – nehmt Euch in acht, daß er uns nicht hört; – regia – seid nicht zu verwegen; – celsa senis – verzweifelt
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