Sämtliche Dramen
nicht.
Hortensio
.
Fräulein, nun stimmt sie.
Lucentio
.
A und F sind falsch.
Hortensio
.
Ihr seid wohl selbst das A und F, Herr Aff’.
Wie feurig keck der Schulgelehrte wird! –
Fürwahr, der Schelm wagt’s, ihr den Hof zu machen;
Wart’ Schulfuchs, ich will besser dich bewachen.
Bianca
.
Vielleicht glaub’ ich Euch einst, jetzt zweifl’ ich noch.
Lucentio
.
O zweifelt nicht! Gewiß, der Äacide
War Ajax, nach dem Ahnherrn so genannt.
Bianca
.
Ich muß dem Lehrer glauben, sonst beteur’ ich,
Von meinem Zweifel ließ’ ich noch nicht ab.
Doch sei’s genug. Nun, Licio, ist’s an Euch.
Ihr guten Lehrer, nehmt’s nicht übel auf,
Daß ich so scherzhaft mit euch beiden war.
Hortensio
.
Ihr mögt nun gehn und uns ein Weilchen lassen,
Dreistimmige Musik kommt heut nicht vor.
Lucentio
.
Seid Ihr so pünktlich? Nun, so muß ich warten
Und auf ihn achten; denn irr’ ich mich nicht,
Macht unser feiner Sänger den Verliebten.
Hortensio
.
Fräulein, eh’ Ihr die Laute nehmt zur Hand,
Muß ich beginnen mit den Anfangsregeln,
Daß Ihr des Fingersatzes Kunst begreift
Und Eure Skala lernt in kürzrer Zeit,
Vergnüglicher, brauchbarer, kräftiger,
Als je ein andrer Lehrer Euch’s gezeigt: –
Hier habt Ihr’s aufgeschrieben, schön und faßlich.
Bianca
.
Die Skala hab’ ich längst schon absolviert.
Hortensio
.
Doch hört, wie sie Hortensio konstruiert!
Bianca
liest.
C. Skala, Grund der Harmonie genannt,
D. Soll Hortensios heiße Wünsche deuten.
E. F. O Bianca, schenk’ ihm deine Hand,
G. A. Und laß sein treues Herz dich leiten.
H. Nimm zwei Schlüssel an, die er dir bot,
C. Dein Erbarmen, oder seinen Tod.
Bianca
.
Das nennt Ihr Skala? Geht, die mag ich nicht,
Die alte lieb’ ich mehr, bin nicht so lüstern,
Seltsamer Neu’rung Echtes aufzuopfern. –
Ein Diener kommt.
Diener
.
Fräulein, der Vater will, Ihr laßt die Bücher
Und helft, der Schwester Zimmer aufzuschmücken: –
Ihr wißt, auf morgen ist der Hochzeittag.
Bianca
.
Lebt wohl, ihr lieben Lehrer, ich muß gehn.
Bianca und Diener ab.
Lucentio
.
Dann, Fräulein, hab’ ich keinen Grund zu bleiben.
Ab.
Hortensio
.
Doch Grund hab’ ich, den Schulfuchs zu erforschen.
Mir scheint nach seinem Blick, er sei verliebt:
Doch Bianca, ist dein Sinn so ganz verächtlich,
Dein wandernd Aug’ auf jeden Knecht zu werfen,
So lauf’, zu wem du willst! Bist du so niedrig,
Such’ ich ein andres Weib, und so erwidr’ ich.
Ab.
¶
Zweite Szene
Anderes Zimmer.
Baptista, Gremio, Tranio, Katharina, Bianca und Diener treten auf.
Baptista
.
Signor Lucentio, dieses ist der Tag
Für Katharinens und Petruchios Hochzeit,
Und immer noch läßt sich kein Eidam sehn.
Was wird man sagen? Welch ein Spott für uns!
Der Bräut’gam fehlt, da schon der Priester wartet,
Um der Vermählung Feier zu vollziehn!
Was sagt Lucentio denn zu dieser Schmach? –
Katharina
.
Nur meine Schmach! Ich bin, seht doch, gezwungen,
Die Hand zu reichen, meinem Sinn entgegen,
Dem tollen Grobian, halb verrückt von Launen,
Der eilig freit und langsam Hochzeit macht.
Ich sagt’ es wohl, er sei ein Narrenhäusler,
Der unter Derbheit bittern Hohn versteckt;
Und um für einen lust’gen Mann zu gelten,
Hält er um tausend an, setzt fest die Hochzeit,
Lädt Freunde ein, bestellt das Aufgebot,
Und denkt nie Ernst aus schlechtem Spaß zu machen.
Mit Fingern zeigt man nun auf Katharinen,
Und spricht: »Da geht des Narr’n Petruchio Frau,
Gefiel’s ihm nur, zur Heirat sie zu holen!«
Tranio
.
Geduld, Baptista, liebe Katharine,
Petruchio meint es gut, bei meinem Leben,
Was auch ihn hemmen mag, sein Wort zu halten.
Ist er gleich derb, kenn’ ich ihn doch als klug,
Und ist er listig, doch ein Mann von Ehre.
Katharina
.
Hätt’ ich ihn nur mit Augen nie gesehn! –
Geht weinend ab mit Bianca und den Dienern.
Baptista
.
Geh, Mädchen: wenn du weinst, kann ich nicht schelten;
Denn solche Schmach müßt’ eine Heil’ge kränken,
Vielmehr so heft’gen Sinn und rasches Blut.
Biondello kommt.
Biondello
. Herr, Herr, Neuigkeiten! Alte Neuigkeiten! Solche Neuigkeiten, wie Ihr sie nie gehört habt! –
Baptista
. Alt und neu zugleich? Wie kann das sein?
Biondello
. Nun, ist das keine Neuigkeit, wenn ich Euch sage, daß Petruchio kommt?
Baptista
. Ist er gekommen?
Biondello
. Ei, nicht doch!
Baptista
. Was denn?
Biondello
. Er kommt erst.
Baptista
. Wann wird er hier sein?
Biondello
. Wenn er hier steht,
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