Sämtliche Dramen
du’s dir getrauest!
Gremio
. Nein, zu schwören getraue ich mir’s just nicht.
Tranio
. So solltest du lieber auch sagen, ich sei nicht Lucentio?
Gremio
. Ja, dich kenne ich als den Signor Lucentio.
Baptista
. Fort mit dem alten Narren, in Arrest mit ihm!
Vincentio
. So werden Fremde fortgeschickt und gemißhandelt! O abscheulicher Bösewicht!
Biondello kommt zurück mit Lucentio und Bianca.
Biondello
. Ja, wir sind zu Grunde gerichtet, und ... dort ist er: verleugnet ihn, verschwört ihn, sonst sind wir alle verloren.
Lucentio
knieend.
Verzeiht mir, Vater!
Vincentio
.
Lebst du, liebster Sohn?
Biondello, Tranio und der Magister laufen davon.
Bianca
knieend.
Verzeiht, o Vater!
Baptista
.
Was hast du getan?
Wo ist Lucentio?
Lucentio
.
Hier: ich bin Lucentio,
Rechtmäß’ger Sohn des wirklichen Vincentio.
Durch heil’ges Recht ward deine Tochter mein,
Indes dein Auge täuscht’ ein falscher Schein.
Gremio
.
Nun ja! Das nenn’ ich tücht’ge Schelmerei, uns alle zu betrügen!
Vincentio
.
Wo blieb denn Tranio, der verdammte Wicht,
Der prahlt’ und Trotz mir bot ins Angesicht? –
Baptista
.
Ei, sagt mir, ist nicht dies mein Cambio?
Bianca
.
Hier: umgewandelt in Lucentio.
Lucentio
.
Dies Wunder tat die Liebe. Biancas Liebe
Ließ meinen Stand mit Tranio mich vertauschen,
Indes er meine Rolle hier gespielt:
Und freudig bin ich endlich eingelaufen
In den ersehnten Hafen meines Glücks.
Was Tranio tat, dazu zwang ich ihn selbst:
Verzeiht ihm, mir zu Liebe, teurer Vater!
Vincentio
. Ich will dem Schurken die Ohren abschneiden, der mich ins Gefängnis schicken wollte.
Baptista
. Aber hört, Herr: Ihr habt also meine Tochter geheiratet, ohne nach meiner Einwilligung zu fragen?
Vincentio
.
Seid unbesorgt, wir stellen Euch zufrieden: –
Doch ich muß fort und strafen die arge Büberei.
Ab.
Baptista
.
Und ich den Grund erforschen all dieser Schelmerei.
Ab.
Lucentio
. Geliebte, Mut! dein Vater wird versöhnt.
Lucentio und Bianca ab.
Gremio
.
Mein Kuchen ist noch zäh, doch geh’ ich mit ins Haus,
Hab’ ich schon nichts zu hoffen als meinen Teil am Schmaus. –
Ab.
Petruchio und Katharina treten vor.
Katharina
. Komm, lieber Mann, zu sehn, was daraus wird.
Petruchio
. Erst küsse mich, Käthchen, dann wollen wir gehn.
Katharina
. Was! hier auf offner Straße?
Petruchio
. Was? schämst du dich meiner?
Katharina
. Nein, Gott bewahre; aber ich schäme mich, dich hier zu küssen.
Petruchio
.
Nun, dann nur fort nach Hause: he! Bursch! gleich reiten wir.
Katharina
.
Da hast du deinen Kuß: nicht wahr, nun bleibst du hier?
Petruchio
.
Ist das nun so nicht besser? Mein liebstes Käthchen, sieh:
Einmal besser als keinmal, und besser spät als nie.
Ab.
¶
Zweite Szene
Zimmer.
Ein Bankett wird gebracht. Baptista, Vincentio, Gremio, der Magister, Lucentio, Bianca, Petruchio, Katharina, Hortensio und die Witwe treten auf; Tranio Biondello, Grumio und andre warten auf.
Lucentio
.
Zwar spät, doch endlich stimmt, was Mißklang schien,
Und Zeit ist’s, wenn der wilde Krieg vorüber,
Der Angst zu lächeln, der bestandnen Not. –
Begrüß’, geliebte Bianca, meinen Vater,
Mit gleicher Zärtlichkeit begrüß’ ich deinen: –
Bruder Petruchio, Schwester Katharine,
Und du, Hortensio, mit der lieben Witwe,
Trinkt, seid vergnügt: Willkommen meinem Hause!
Es diene dies Bankett nun zum Beschluß
Nach unserm großen Gastmahl. Bitte, setzt euch,
So gut zum Schwatzen ist’s, als um zu essen.
Sie setzen sich.
Petruchio
.
Und nichts als sitzen, sitzen, essen, essen.
Baptista
.
Die Freundlichkeit ist heimisch hier in Padua.
Petruchio
.
Was nur in Padua heimisch, find’ ich freundlich.
Hortensio
.
Uns beiden wünsch’ ich, dieses Wort sei wahr!
Petruchio
.
Nun, auf mein Wort! Hortensio scheut die Witwe.
Witwe
.
Nein, glaubt mir nur, ich scheue mich vor niemand.
Petruchio
.
Wie sinnreich sonst, doch fehlt Ihr meinen Sinn:
Ich meint’, Hortensio scheue sich vor Euch.
Witwe
.
Wer schwindligt ist, der denkt, die Welt geht rund.
Petruchio
.
Ei! rund erwidert.
Katharina
.
Sagt, wie meint Ihr das?
Witwe
.
Ich zahl’ ihm nur in gleicher Münze wieder,
Was ich von ihm empfing.
Petruchio
.
Von mir empfing sie?
Hortensio, wie gefällt dir das? Laß hören!
Hortensio
.
Wie sie die Red’ empfangen, meint die Witwe.
Petruchio
.
Gut eingelenkt! Küßt ihn dafür, Frau Witwe!
Katharina
.
Wer schwindligt ist, der denkt, die Welt geht
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