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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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du’s dir getrauest!
    Gremio
. Nein, zu schwören getraue ich mir’s just nicht.
    Tranio
. So solltest du lieber auch sagen, ich sei nicht Lucentio?
    Gremio
. Ja, dich kenne ich als den Signor Lucentio.
    Baptista
. Fort mit dem alten Narren, in Arrest mit ihm!
    Vincentio
. So werden Fremde fortgeschickt und gemißhandelt! O abscheulicher Bösewicht!
    Biondello kommt zurück mit Lucentio und Bianca.
    Biondello
. Ja, wir sind zu Grunde gerichtet, und ... dort ist er: verleugnet ihn, verschwört ihn, sonst sind wir alle verloren.
    Lucentio
knieend.
    Verzeiht mir, Vater!
    Vincentio
.
    Lebst du, liebster Sohn?
    Biondello, Tranio und der Magister laufen davon.
    Bianca
knieend.
    Verzeiht, o Vater!
    Baptista
.
    Was hast du getan?
    Wo ist Lucentio?
    Lucentio
.
    Hier: ich bin Lucentio,
    Rechtmäß’ger Sohn des wirklichen Vincentio.
    Durch heil’ges Recht ward deine Tochter mein,
    Indes dein Auge täuscht’ ein falscher Schein.
    Gremio
.
    Nun ja! Das nenn’ ich tücht’ge Schelmerei, uns alle zu betrügen!
    Vincentio
.
    Wo blieb denn Tranio, der verdammte Wicht,
    Der prahlt’ und Trotz mir bot ins Angesicht? –
    Baptista
.
    Ei, sagt mir, ist nicht dies mein Cambio?
    Bianca
.
    Hier: umgewandelt in Lucentio.
    Lucentio
.
    Dies Wunder tat die Liebe. Biancas Liebe
    Ließ meinen Stand mit Tranio mich vertauschen,
    Indes er meine Rolle hier gespielt:
    Und freudig bin ich endlich eingelaufen
    In den ersehnten Hafen meines Glücks.
    Was Tranio tat, dazu zwang ich ihn selbst:
    Verzeiht ihm, mir zu Liebe, teurer Vater!
    Vincentio
. Ich will dem Schurken die Ohren abschneiden, der mich ins Gefängnis schicken wollte.
    Baptista
. Aber hört, Herr: Ihr habt also meine Tochter geheiratet, ohne nach meiner Einwilligung zu fragen?
    Vincentio
.
    Seid unbesorgt, wir stellen Euch zufrieden: –
    Doch ich muß fort und strafen die arge Büberei.
    Ab.
    Baptista
.
    Und ich den Grund erforschen all dieser Schelmerei.
    Ab.
    Lucentio
. Geliebte, Mut! dein Vater wird versöhnt.
    Lucentio und Bianca ab.
    Gremio
.
    Mein Kuchen ist noch zäh, doch geh’ ich mit ins Haus,
    Hab’ ich schon nichts zu hoffen als meinen Teil am Schmaus. –
    Ab.
    Petruchio und Katharina treten vor.
    Katharina
. Komm, lieber Mann, zu sehn, was daraus wird.
    Petruchio
. Erst küsse mich, Käthchen, dann wollen wir gehn.
    Katharina
. Was! hier auf offner Straße?
    Petruchio
. Was? schämst du dich meiner?
    Katharina
. Nein, Gott bewahre; aber ich schäme mich, dich hier zu küssen.
    Petruchio
.
    Nun, dann nur fort nach Hause: he! Bursch! gleich reiten wir.
    Katharina
.
    Da hast du deinen Kuß: nicht wahr, nun bleibst du hier?
    Petruchio
.
    Ist das nun so nicht besser? Mein liebstes Käthchen, sieh:
    Einmal besser als keinmal, und besser spät als nie.
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Zimmer.
    Ein Bankett wird gebracht. Baptista, Vincentio, Gremio, der Magister, Lucentio, Bianca, Petruchio, Katharina, Hortensio und die Witwe treten auf; Tranio Biondello, Grumio und andre warten auf.
    Lucentio
.
    Zwar spät, doch endlich stimmt, was Mißklang schien,
    Und Zeit ist’s, wenn der wilde Krieg vorüber,
    Der Angst zu lächeln, der bestandnen Not. –
    Begrüß’, geliebte Bianca, meinen Vater,
    Mit gleicher Zärtlichkeit begrüß’ ich deinen: –
    Bruder Petruchio, Schwester Katharine,
    Und du, Hortensio, mit der lieben Witwe,
    Trinkt, seid vergnügt: Willkommen meinem Hause!
    Es diene dies Bankett nun zum Beschluß
    Nach unserm großen Gastmahl. Bitte, setzt euch,
    So gut zum Schwatzen ist’s, als um zu essen.
    Sie setzen sich.
    Petruchio
.
    Und nichts als sitzen, sitzen, essen, essen.
    Baptista
.
    Die Freundlichkeit ist heimisch hier in Padua.
    Petruchio
.
    Was nur in Padua heimisch, find’ ich freundlich.
    Hortensio
.
    Uns beiden wünsch’ ich, dieses Wort sei wahr!
    Petruchio
.
    Nun, auf mein Wort! Hortensio scheut die Witwe.
    Witwe
.
    Nein, glaubt mir nur, ich scheue mich vor niemand.
    Petruchio
.
    Wie sinnreich sonst, doch fehlt Ihr meinen Sinn:
    Ich meint’, Hortensio scheue sich vor Euch.
    Witwe
.
    Wer schwindligt ist, der denkt, die Welt geht rund.
    Petruchio
.
    Ei! rund erwidert.
    Katharina
.
    Sagt, wie meint Ihr das?
    Witwe
.
    Ich zahl’ ihm nur in gleicher Münze wieder,
    Was ich von ihm empfing.
    Petruchio
.
    Von mir empfing sie?
    Hortensio, wie gefällt dir das? Laß hören!
    Hortensio
.
    Wie sie die Red’ empfangen, meint die Witwe.
    Petruchio
.
    Gut eingelenkt! Küßt ihn dafür, Frau Witwe!
    Katharina
.
    Wer schwindligt ist, der denkt, die Welt geht

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