Sämtliche Dramen
haben
Dies gegen den Malvolio ausgedacht,
Für seinen Trotz und ungeschliffnes Wesen,
Das uns von ihm verdroß. Maria schrieb
Den Brief auf starkes Dringen unsers Junkers,
Zum Dank wofür er sie zur Frau genommen.
Wie wir’s mit lust’ger Bosheit durchgesetzt,
Ist mehr des Lachens als der Rache wert,
Erwägt man die Beleidigungen recht,
Die beiderseits geschehn.
Olivia
. Ach, armer Schelm, wie hat man dich geneckt!
Narr
. Ja, »einige werden hochgeboren, einige erwerben Hoheit, und einigen wird sie zugeworfen.« – Ich war auch eine Person in diesem Possenspiele, mein Herr; ein gewisser Ehrn Matthias, mein Herr; aber das kommt auf eins heraus. – »Beim Himmel, Narr, ich bin nicht toll.« – Aber erinnert Ihr Euch noch? »Gnädiges Fräulein, warum lacht Ihr über solch einen ungesalznen Schuft? Wenn Ihr nicht lacht, so ist ihm der Mund zugenäht.« – Und so bringt das Dreherchen der Zeit seine gerechte Vergeltung herbei.
Malvolio
. Ich räche mich an Eurer ganzen Rotte. Ab.
Olivia
. Man hat ihm doch entsetzlich mitgespielt.
Herzog
.
Geht, holt ihn ein, bewegt ihn zur Versöhnung! –
Er muß uns von dem Schiffspatron noch sagen:
Wenn wir das wissen und die goldne Zeit
Uns einlädt, soll ein feierlicher Bund
Der Seelen sein. – Indessen, wertes Fräulein,
Verlassen wir Euch nicht. Cesario, kommt!
Das sollt Ihr sein, solang’ Ihr Mann noch seid;
Doch wenn man Euch in andern Kleidern schaut,
Orsinos Herrin, seiner Liebe Braut.
Alle ab.
Narr
singt.
Und als ich ein winzig Bübchen war,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da machten zwei nur eben ein Paar;
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
Und als ich vertreten die Kinderschuh’,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da schloß man vor Dieben die Häuser zu;
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
Und als ich, ach! ein Weib tät frein,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da wollte mir Müßiggehn nicht gedeihn;
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
Und als der Wein mir steckt’ im Kopf,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da war ich ein armer betrunkner Tropf;
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
Die Welt steht schon eine hübsche Weil’,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Doch das Stück ist nun aus, und ich wünsch’ euch viel Heil;
Und daß es euch künftig so gefallen mag.
Ab.
¶
Personen
Leontes
, König von Sizilien
Hermione
, seine Gemahlin
Mamillius
und
Perdita
, seine Kinder
Camillo
,
Antigonus
,
Cleomenes
und
Dion
, vornehme Sizilianer
Herren vom Hofe und sizilianische Edelleute
Paulina
, Antigonus’ Gemahlin
Emilia
, Kammerfrau der Königin
Hofdamen
Ein
Beamter
und mehrere Gerichtsdiener
Ein
Kerkermeister
Ein
Matrose
Polyxenes
, König von Böhmen
Florizel
, sein Sohn
Archidamus
, am Hofe des Königs
Ein alter
Schäfer
und sein Sohn
Autolycus
, ein Spitzbube
Mopsa
und
Dorcas
. Schäferinnen.
Schäfer. Knechte
Die
Zeit
als Chorus
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
Sizilien. Ein Zimmer in Leontes’ Palast.
Camillo und Archidamus treten auf.
Archidamus
. Wenn es sich einmal treffen sollte, Camillo, daß Ihr Böhmen besuchtet, bei einer ähnlichen Veranlassung, als mich jetzt in meinem Dienst hieher geführt, so werdet Ihr, wie ich schon gesagt habe, einen großen Unterschied zwischen unserm Böhmen und Euerm Sizilien finden.
Camillo
. Ich glaube, den nächsten Sommer gedenkt der König von Sizilien dem König von Böhmen den Besuch zu erwidern, den er ihm schuldig ist.
Archidamus
. Worin unsre Bewirtung uns beschämen sollte, das wird unsre Liebe entschuldigen; denn, in der Tat –
Camillo
. Ich bitte Euch –
Archidamus
. In der Tat, ich spreche aus der Vollmacht meiner Überzeugung: wir können nicht mit dieser Pracht – in so ausgesuchter –, ich weiß nicht, was ich sagen soll. – Wir werden euch einen Schlaftrunk geben, damit eure Sinne, unsre Unzulänglichkeit nicht empfindend, uns, wenn sie uns auch nicht loben können, doch ebenso wenig anklagen mögen.
Camillo
. Ihr bezahlt viel zu teuer, was gern gegeben wird.
Archidamus
. Glaubt mir, ich sage, was meine Einsicht mich lehrt und meine Redlichkeit mich nötigt auszusprechen.
Camillo
. Sizilien kann Böhmen nie zu viel Huld erweisen. Sie wurden in der Kindheit mit einander auferzogen, und da wurzelte eine solche Liebe zwischen ihnen, daß sie jetzt wohl Zweige treiben muß. Seit ihre reifere Würde und ihre königlichen Pflichten ihr Beisammensein trennten, waren ihre Begegnungen, obwohl nicht persönlich, doch königlich
Weitere Kostenlose Bücher