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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Grams;
    Erreicht’ ich sie, so sollten sie nicht lachen,
    Und sie soll’s nicht, da sie in meiner Macht.
    Paulina tritt auf mit einem Kinde.
    Erster Herr
.
    Ihr dürft hier nicht herein.
    Paulina
.
    Nein; liebe, gute Herrn, seid mir behülflich!
    Zittert ihr mehr vor seinem grimmen Wüten,
    Als für der Kön’gin Leben? Sie, die Holde,
    Sie, reiner, als er eifersüchtig ist.
    Antigonus
.
    Und das ist viel.
    Erster Herr
.
    Er schlief nicht, gnäd’ge Frau, und hat befohlen
    Daß keiner zu ihm darf.
    Paulina
.
    Freund, nicht so hitzig;
    Ich komm’, ihm Schlaf zu bringen. – Euresgleichen,
    Die schleichen um ihn her wie Schatten, stöhnen,
    So oft er grundlos seufzt, – ja, euresgleichen,
    Die nähren seines Wachens Ursach’; ich,
    Mit Worten komm’ ich, die so wahr als heilsam,
    Wie beides redlich, ihm das Gift zu nehmen,
    Das ihn am Schlaf verhindert.
    Leontes
.
    Welch ein Lärm? Ha!
    Paulina
.
    Kein Lärm, mein Fürst, notwend’ges Reden nur
    Wegen der Paten für Eu’r Hoheit.
    Leontes
.
    Wie?
    Hinweg mit dieser kühnen Frau; Antigonus,
    Ich warnte dich, daß sie nicht zu mir käme;
    Ich kannte ihren Vorsatz.
    Antigonus
.
    Herr, ich droht’ ihr
    Bei Strafe Eures Zorns, so wie des meinen,
    Euch nicht zu nahn.
    Leontes
.
    Wie, kannst du sie nicht zügeln?
    Paulina
.
    Vor allem Bösen, ja: in dieser Sache –
    (Wenn er’s nicht macht wie Ihr und mich verhaftet,
    Nur weil ich ehrenhaft) – bei meiner Seele,
    Soll er mich nimmer zügeln.
    Antigonus
.
    Nun, da hört Ihr’s!
    Wenn sie den Zaum so nimmt, lass’ ich sie laufen,
    Doch stolpert sie niemals.
    Paulina
.
    Mein guter König,
    Ich komm’ und bitte, hört mich; denn gewiß,
    Ich bin Euch treue Dienerin und Arzt,
    Euch ganz ergebner Rat; ja, der es wagt,
    Um Euch zu trösten, wen’ger so zu scheinen,
    Als die hier um Euch stehn: ich sag’, ich komme
    Von Eurer guten Kön’gin.
    Leontes
.
    Gute Kön’gin?
    Paulina
.
    Ja, gute Kön’gin, sag’ ich, gute Kön’gin;
    Und wollt’s im Kampf erhärten, wär’ ich nur
    Ein Mann, der schwächste hier!
    Leontes
.
    Werft sie hinaus!
    Paulina
.
    Wer seine Augen nur geringe achtet,
    Komm’ mir zu nah: von selbst werd’ ich schon gehn;
    Doch erst verriebt’ ich mein Geschäft. – Die gute Kön’gin,
    Denn sie ist gut, gebar Euch eine Tochter:
    Hier ist sie, und empfiehlt sie Eurem Segen.
    Sie legt das Kind vor Leontes hin.
    Leontes
.
    Verwegne! Fort mit ihr! Hinaus!
    Du abgefeimte Kupplerin!
    Paulina
.
    Nicht also:
    Die Sache kenn’ ich nicht, und Ihr verkennt mich,
    Mich so zu nennen; ganz so redlich bin ich,
    Als Ihr verrückt, was, meiner Treu, genug ist,
    Daß, wie die Welt geht, man für redlich gelte.
    Leontes
.
    Verräter!
    Ihr stoßt sie nicht hinaus? Gebt ihr den Bastard: –
    Du Narr, du Weiberknecht, läßt fort dich beißen,
    Von der Frau Kratzefuß, – nimm auf den Bastard,
    Nimm ihn und gib ihn deiner Alten!
    Paulina
.
    Ewig
    Sei deine Hand beschimpft, wenn auf so schmachvoll
    Erlogne Namen, wie er ihr gegeben,
    Du die Prinzeß berührst.
    Leontes
.
    Er scheut sein Weib!
    Paulina
.
    Ich wollt’, Ihr tätet’s auch, dann nenntet sicher
    Ihr Eure Kinder Eu’r.
    Leontes
.
    Ein Pack Verräter!
    Antigonus
.
    Das bin ich nicht, bei Gott!
    Paulina
.
    Noch ich, und keiner.
    Nur einen seh’ ich hier, das ist er selbst,
    Der sein’ und seiner Kön’gin heil’ge Ehre,
    Des Sohns, der Tochter, der Verleumdung opfert,
    Die schärfer sticht als Schwerter; nicht ’mal will er
    (Denn also fügt es sich, es ist ein Bann,
    Daß nichts ihn zwingt zum Bessern) nur anrühren
    Die Wurzel seines Wahns, die so verfault ist,
    Wie Eich’ und Felsen je gesund nur war.
    Leontes
.
    Die Belferin von frechem Maul, den Mann
    Hat sie geprügelt und hetzt mich nunmehr!
    Die Brut geht mich nichts an,
    Entsprossen ist sie vom Polyxenes;
    Hinweg mit ihr so wie mit ihrer Mutter,
    Und werft ins Feuer sie!
    Paulina
.
    Das Kind ist Euer;
    Und, nach dem alten Sprichwort, gleicht Euch so,
    Daß es ’ne Schand’ ist. – Seht doch, liebe Herrn,
    Ist auch der Druck nur klein, der ganze Inhalt
    Des Vaters Abschrift: Augen, Mund und Nase,
    Der finstre Zug der Brau’n, die Stirn, die Grübchen.
    Die hübschen hier auf Wang’ und Kinn; sein Lächeln;
    Ganz auch die Form der Nägel, Finger, Hände: –
    Natur, du gute Göttin, die es schuf
    So ähnlich dem, der’s zeugte, bildest du
    Auch das Gemüt, so gib aus allen Farben
    Ihm nur kein Gelb, daß sie, wie er, nicht wähne,
    Ihr Kind sei ihres Gatten

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