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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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eure Herrin
    Verdient den Kerker, dann laßt Tränen strömen,
    Wär’ ich auch frei. Der Kampf, in den ich gehe,
    Dient mir zum ew’gen Heil. – Lebt wohl, mein König,
    Ich wünscht’ Euch nie betrübt zu sehn; doch glaub’ ich,
    Ich werd’ es jetzt. – Nun kommt, ihr habt Erlaubnis.
    Leontes
.
    Hinweg, und tut, was wir befohlen! Fort!
    Die Königin geht mit ihren Damen ab.
    Erster Herr
.
    Ich bitt’ Eu’r Hoheit, ruft zurück die Fürstin!
    Antigonus
.
    Herr, handelt mit Bedacht, damit das Recht
    Gewalt nicht sei, und so drei Große leiden,
    Ihr, Eure Kön’gin, Euer Sohn.
    Erster Herr
.
    Mein Leben
    Wag’ ich zum Pfand zu setzen, und ich tu’s,
    Nehmt Ihr es an, daß unsre Fürstin rein,
    Vor Euch und vor des Himmels Aug’; ich meine
    Von dem, des Ihr sie anklagt.
    Antigonus
.
    Wird bewiesen,
    Daß sie’s nicht ist, so will ich Schildwacht halten
    Bei meiner Frau, mit ihr gekoppelt gehen,
    Und ihr nur traun, wenn ich sie seh’ und fühle;
    Denn jeder Zoll von Weiberfleisch ist falsch,
    Ja, jeder Gran von allen auf der Welt,
    Wenn sie es ist.
    Leontes
.
    Schweigt still!
    Erster Herr
.
    Mein teurer König –
    Antigonus
.
    Für Euch ist’s, daß wir reden, nicht für uns.
    Ihr seid getäuscht von einem Ohrenbläser,
    Der dafür sei verdammt; kennt’ ich den Schurken,
    Den Garaus macht’ ich ihm. – Sie ehrvergessen! –
    Drei Töchter hab’ ich, elf die älteste,
    Die zweit’ und dritte neun und etwa fünf;
    Zeigt dies sich wahr, so sollen sie’s bezahlen,
    Bei meiner Ehr’, und vierzehn nicht erleben;
    Ich töte sie, eh’ falsch Geschlecht sie bringen:
    Sie nur sind meine Erben, aber lieber
    Verschnitt’ ich mich, als daß sie mir nicht brächten
    Erwünschte Enkel.
    Leontes
.
    Schweigt, nichts mehr davon!
    Ihr spürt die Sache mit so kaltem Sinn,
    Wie eines Leichnams Nas’; ich seh’s und fühl’ es;
    Wie Ihr fühlt, fass’ ich Euch und seh’ die Hände,
    Die Euch ergreifen.
    Antigonus
.
    Ist es so, dann braucht’s
    Kein Grab, um Tugend zu beerd’gen: denn
    Kein Körnchen blieb von ihr, um zu versüßen
    Das kot’ge Rund der weiten Welt.
    Leontes
.
    Glaubt man mir nicht?
    Erster Herr
.
    Viel besser, wenn man uns glaubt, und nicht Euch,
    In diesem Punkt; und mehr erfreut es uns,
    Bewährt sich ihre Ehr’, als Euer Argwohn,
    Zürnt Ihr auch noch so sehr.
    Leontes
.
    Was brauchen wir
    Mit Euch uns zu beraten? Folgen nicht
    Vielmehr dem mächt’gen Drang? Die Majestät
    Bedarf nicht Euers Rats. Nur unsre Güte
    Teilt euch dies mit; wenn ihr, blödsinnig ganz,
    Wo nicht, aus List so scheinend, wollt nicht, könnt nicht
    Die Wahrheit sehn gleich uns: so forscht ihr nach!
    Doch brauchen wir nicht Euers Rats; die Sache,
    Verlust, Gewinn, Befehl und Ausführung
    Geht uns nur an.
    Antigonus
.
    So wünscht’ ich, mein Gebieter,
    Ihr hättet schweigend es im Geist erwogen,
    Nie öffentlich erklärt.
    Leontes
.
    Wie wär’ es möglich?
    Du bist, vor Alter, stumpfen Sinns, wo nicht
    Ein Tor schon von Geburt; Camillos Flucht,
    Dazu dann ihr vertrauter Umgang, der
    So augenscheinlich Argwohn überbot,
    Dem nur noch Anblick fehlte, nichts, als Zeugnis
    Des eignen Auges, – denn das andre alles
    Zeigt als geschehn die Tat, – zwingt, so zu handeln.
    Doch, um es mehr noch zu bekräftigen
    (Da in so wicht’gem Fall ein wild Verfahren
    Sehr zu bejammern wäre), sandt’ ich Boten
    Zum heil’gen Delphi, zu Apollos Tempel;
    Cleomenes und Dion, die ihr kennt
    Als fest und zuverlässig. Vom Orakel
    Hängt alles ab, sein heil’ger Ratschluß soll
    Mich spornen oder zügeln. Tat ich wohl?
    Erster Herr
.
    Sehr wohl, mein Fürst.
    Leontes
.
    Bin ich befriedigt auch, nichts mehr bedürfend,
    Als was ich weiß, wird das Orakel doch
    Der andern Sinn beruh’gen, die, gleich jenem,
    Mit gläub’gem Unverstand es nicht vermögen,
    Zur Wahrheit aufzuschaun. So schien’s uns gut,
    Sie einzuschließen, unsrer Näh’ beraubt,
    Auf daß nicht der Verrat der zwei Entflohnen
    Ihr zur Vollziehung bleibe. – Folgt mir nach,
    Jetzt red’ ich öffentlich; denn dies Geschäft
    Regt all’ uns auf.
    Antigonus
beiseit:
    Ja, doch zum Lachen, denk’ ich,
    Wenn an den Tag die rechte Wahrheit kommt.
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein äußeres Zimmer des Gefängnisses.
    Paulina tritt auf mit mehreren Dienern.
    Paulina
.
    Der Kerkermeister – ruft sogleich ihn her;
    Und sagt ihm, wer ich bin. –
    Ein Diener geht ab.
    Du edle Frau!
    Kein Hof Europas ist zu gut für dich:
    Was machst du denn im Kerker?
    Ein Diener kommt

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