Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Ohr!
    Es treten auf Leontes, Antigonus und andre Herren vom Hofe.
    Leontes
.
    Man traf ihn dort? Sein Zug? Camillo mit ihm?
    Erster Herr
.
    Ich traf sie hinterm Pinienwald; noch nie
    Sah Menschen ich so eilen; meine Blicke
    Verfolgten zu den Schiffen sie.
    Leontes
.
    Wie glücklich,
    Daß ich so recht gesehn, die Wahrheit traf! –
    Ach! irrt’ ich lieber! Wie verdammt bin ich
    In diesem Glück! – Wohl kann sich eine Spinne
    Verkriechen in den Becher, und man trinkt;
    Man geht, und spürt kein Gift; nicht angesteckt
    Ward das Bewußtsein; aber hält uns einer
    Die ekelhafte Zutat vor, und sagt uns,
    Was wir getrunken, sprengt man Brust und Seiten
    Mit heft’gem Würgen: – ich trank und sah die Spinne.
    Camillo half dazu und war sein Kuppler; –
    Ein Anschlag ist’s auf meinen Thron, mein Leben;
    Zur Wahrheit wird Verdacht: – der falsche Bube,
    Den ich bestellt, war vorbestellt von ihm;
    Er hat ihm meinen Plan entdeckt, und ich
    Bin ein geäffter Tor für sie, ein Spielball
    Für ihre Laune. – Wie denn sind so leicht
    Die Pforten ihnen aufgetan?
    Erster Herr
.
    Durch Vollmacht,
    Durch die er oft schon dies ins Werk gestellt,
    Wenn Ihr’s befahlt.
    Leontes
.
    Ich weiß es nur zu wohl. –
    Gib mir das Kind; ein Glück, daß du’s nicht nährtest:
    Trägt er von mir auch manchen Zug, hat er
    Doch zu viel Blut von dir.
    Hermione
.
    Was ist das? Scherz?
    Leontes
.
    Tragt fort das Kind, er soll nicht bei ihr sein;
    Hinweg mit ihm: – mit jenem mag sie scherzen,
    Womit sie schwanger, denn Polyxenes
    Verdankst du das.
    Hermione
.
    Ich kann es wohl verneinen
    Und schwören, daß Ihr meinem Leugnen glaubt,
    Wenn Ihr gleich anders scheinen wollt.
    Leontes
.
    Ihr Herren,
    Schaut dort sie an und scharf, gern spräch’ dann jeder,
    Nicht wahr: »Die Frau ist lieblich?« Doch es muß
    Die Redlichkeit des Herzens alsbald sprechen:
    »Wie schade, daß sie keusch nicht ist und ehrbar!«
    Preist sie nur um dies Außenwerk des Leibes
    (Das man gewiß hoch darf in Rechnung stellen),
    Und gleich wird Achselzucken, Hum und Ha,
    Die kleinen Brandmal’, die Verleumdung braucht, –
    Oh! weit gefehlt, die Milde braucht; Verleumdung
    Brennt ja die Tugend selbst: – dies Achselzucken,
    Dies Hum und Ha, wie ihr sie lieblich nanntet,
    Dringt, eh’ ihr keusch sie nennen könnt, hervor.
    Doch hört
    Von ihm, den’s wohl am tiefsten schmerzen muß:
    Sie ist Eh’brecherin.
    Hermione
.
    Sagte das ein Bube,
    Der ausgemachtste Bube auf der Welt,
    Er wär’ ein um so ärgrer Bub’: Ihr, mein Gemahl,
    Seid nur im Irrtum.
    Leontes
.
    Ihr, Fürstin, wart verirrt.
    Weit, vom Leontes zum Polyxenes.
    O du Geschöpf!
    Das ich nicht nennen will, wie du verdienst,
    Daß Barbarei, an mir ein Beispiel nehmend,
    Nicht gleiche Sprach’ in allen Ständen führe,
    Vernichtend jede Sitte, die den Fürsten
    Vom Bettler unterschied! – Ich hab’s gesagt,
    Sie ist Eh’brecherin, und gesagt, mit wem;
    Mehr noch, Verrät’rin ist sie, und Camillo
    Ihr Mitverschworner, der um alles weiß,
    Was sie sich schämen sollte selbst zu wissen,
    Sie nur, mit ihrem schändlichen Verführer,
    Daß sie verbuhlt ist, schlecht wie jene, die
    Der Pöbel mit den frechsten Namen schilt;
    Ja, auch vertraut war sie mit dieser Flucht.
    Hermione
.
    Bei meinem Leben! Nein,
    Vertraut mit nichts von dem; wie wird’s Euch schmerzen,
    Wenn Ihr zu hellrer Einsicht einst gelangt,
    Daß Ihr mich so beschimpft habt! Teurer Herr,
    Ihr könnt mir kaum genug tun, sagt Ihr dann:
    Ihr irrtet Euch.
    Leontes
.
    Nein, nein; wenn ich mich irre
    In diesem Fundament, worauf ich baue,
    So ist die Erd’ nicht stark genug, zu tragen
    Des Knaben Kreisel. – Fort mit ihr zum Kerker!
    Wer für sie spricht, der ist schon deshalb schuldig,
    Bloß weil er spricht.
    Hermione
.
    Es herrscht ein bös Gestirn;
    Ich muß geduldig sein, bis der Aspekt
    Am Himmel günst’ger ist. – Ihr guten Herrn,
    Ich weine nicht so schnell, wie mein Geschlecht
    Wohl pflegt; der Mangel dieses eiteln Taues
    Macht wohl eu’r Mitleid welken; doch hier wohnt
    Der ehrenvolle Schmerz, der heft’ger brennt,
    Als daß ihn Tränen löschten: ich ersuch’ euch,
    Mit einem Sinn, so mild, als eure Liebe
    Euch stimmen mag, meßt mich, – und so geschehe
    Des Königs Wille!
    Leontes
zu der Wache.
    Wird man mir gehorchen?
    Hermione
.
    Und wer begleitet mich? – Ich bitt’ Eu’r Hoheit,
    Mir meine Frau’n zu lassen; denn ihr seht,
    Mein Zustand fodert’s. Weint nicht, gute Kinder,
    Es ist kein Grund; hört ihr, daß

Weitere Kostenlose Bücher