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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Herzog von Exeter ist so heldenmütig wie Agamemnon, und ein Mann, den ich liebe und verehre mit meiner Seele, und meinem Herzen, und meinem Eifer, und meinem Leben, und meinen Lebtagen, und meinem äußersten Vermögen; er ist, Gott sei Lob und Dank, nicht im geringsten in der Welt verwundet, sondern behauptet die Prücke gar tapfer mit fürtrefflicher Disziplin. Es ist da ein Fähndrich bei der Prücke, ich denke in meinem besten Gewissen, er ist ein so tapfrer Mann wie Mark Anton: und er ist ein Mann von keiner Achtbarkeit in der Welt, aber ich sah ihn wackern Dienst verrichten.
    Gower
. Wie nennt Ihr ihn?
    Fluellen
. Er heißt Fähndrich Pistol.
    Gower
. Ich kenne ihn nicht.
    Pistol kommt.
    Fluellen
. Kennt Ihr ihn nicht? Da kommt unser Mann.
    Pistol
.
    Hauptmann, ich bitte dich, mir Gunst zu tun:
    Der Herzog Exeter ist dir geneigt.
    Fluellen
. Ja, Gott sei gelobt, und ich habe auch einige Liebe seinerseits verdient.
    Pistol
.
    Bardolph, ein Krieger, fest und stark von Herzen,
    Von munterm Mute, hat durch grausam Schicksal
    Und tollen Glückes grimmig wechselnd Rad
    Der blinden Göttin,
    Die auf dem rastlos roll’nden Steine steht, –
    Fluellen
. Mit Eurem Verlaub, Fähndrich Pistol. Fortuna wird plind gemalt, mit einer Binde vor ihren Augen, um Euch anzudeuten, daß das Glück plind ist. Ferner wird sie auch mit einem Rade gemalt, um Euch anzudeuten, was die Moral daraus ist, daß sie wechselnd und unbeständig ist, und Veränderung, und Wankelmütigkeiten; und ihr Fuß, seht Ihr, ist auf einen kugelförmigen Stein gestellt, der rollt und rollt und rollt. In wahrem Ernste, von den Poeten sein gar fürtreffliche Beschreibung der Fortuna gemacht, Fortuna seht Ihr, ist eine fürtreffliche Moral.
    Pistol
.
    Fortun’ ist Bardolphs Feind und zürnt mit ihm:
    Er stahl nur ein’ Monstranz und muß gehangen sein
    Verdammter Tod!
    Der Mensch sei frei, der Galgen gähne Hunden,
    Und Hanf ersticke nicht die Luftröhr’ ihm!
    Doch Exeter hat Todesspruch erteilt
    Um nichtige Monstranz;
    Drum geh und sprich, der Herzog hört dein Wort
    Laß Bardolphs Lebensfaden nicht zerschneiden
    Mit scharfem Pfennigsstrick und niederm Schimpf.
    Sprich, Hauptmann, für sein Heil, und ich vergelt’ es dir.
    Fluellen
. Fähndrich Pistol, ich verstehe gewissermaßen Eure Meinung.
    Pistol
. Nun denn, so freu’ dich des!
    Fluellen
. Gewißlich, Fähndrich, es ist keine Sache, um sich darüber zu freun; denn, seht Ihr, wenn er mein Pruder wäre, so wollte ich den Herzog bitten, nach bestem Belieben mit ihm zu verfahren und die Exekution an ihm auszuüben, denn Disziplin muß gehandhabt werden.
    Pistol
.
    So stirb und sei verdammt, und figo dir
    Für deine Freundschaft!
    Fluellen
. Es ist gut.
    Pistol
. Die span’sche Feige.
    Pistol ab.
    (Fluellen
. Sehr wohl.)
    Gower
. Ei, das ist ein erzbetrügerischer Schelm, jetzt erinnre ich mich seiner; ein Kuppler, ein Beutelschneider.
    Fluellen
. Ich versichre Euch, er gab bei der Prücke so prafe Worte zu vernehmen, wie man sie nur an einem Festtage sehen kann. Aber es ist sehr gut, ich stehe Euch dafür, wenn die Zeit dienlich kommt.
    Gower
. Ei, er ist ein Gimpel, ein Narr, ein Schelm, der dann und wann in den Krieg geht, um bei seiner Zurückkunft in London in der Gestalt eines Soldaten zu prangen. Und dergleichen Gesellen sind fertig mit den Namen großer Feldherrn, und sie lernen auswendig, wo Dienste geleistet worden sind: bei der oder der Feldschanze, bei dieser Bresche, bei jener Bedeckung; wer rühmlich davon kam, wer erschossen ward, wer sich beschimpfte, welche Lage der Feind behauptete. Und dies lernen sie vollkommen in der Soldatensprache, die sie mit Flüchen aufstutzen; und was ein Bart nach dem Schnitte des Generals und ein rauher Feldanzug, unter schäumenden Flaschen und witzigen Köpfen in Bier getaucht, vermögen, das ist erstaunlich zu denken. Aber Ihr müßt solche Mißzierden des Zeitalters kennen lernen, sonst könnt Ihr Euch außerordentlich betrügen.
    Fluellen
. Ich will Euch was sagen, Kapitän Gower: ich merke schon, er ist nicht der Mann, als den er sich gern bei der Welt möchte gelten lassen. Wenn ich ein Loch in seinem Rocke finde, so will ich ihm meine Meinung sagen.
    Man hört Trommeln.
    Hört Ihr, der König kommt, und ich muß mit ihm von wegen der Prücke reden.
    König Heinrich, Gloster und Soldaten treten auf.
    Fluellen
. Gott segne Eure Majestät!
    König Heinrich
. Nun, Fluellen, kommst du von der Brücke?
    Fluellen
. Ja, zu Euer Majestät Befehl. Der

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