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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Knaben. Herr im Himmel,
    Beschützt ihn nun und ewig! – ’s ist ein Mädchen,
    Das künft’ge Knaben wohl verspricht. Die Königin
    Harrt Eures Kommens, Herr, und Eurer ersten
    Bekanntschaft mit dem kleinen Ankömmling.
    Er gleicht Euch wie ein Ei dem andern –
    König
.
    Lovell –
    Lovell
.
    Herr!
    König
.
    Gib ihr hundert Mark. Ich will zur Königin.
    König ab.
    Hofdame
.
    Nur hundert Mark? Beim Himmel! Ich will mehr,
    Solch Zahlen schickt sich für ’nen schlechten Stallknecht.
    Mehr muß ich haben, sonst keif’ ich’s ihm ab:
    Sagt’ ich deshalb, das Mädchen seh’ ihm gleich?
    Ich muß mehr haben, sonst nehm’ ich’s ganz zurück,
    Und nun das Eisen, weil’s noch heiß, zum Amboß!
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Vor dem Zimmer des Staatsrats.
    Cranmer tritt auf. Türsteher und Bediente draußen wartend.
    Cranmer
.
    ’s ist, hoff’ ich, nicht zu spät, und doch empfahl mir
    Der Bote, den der Staatsrat mir gesandt,
    So große Eil’ – Noch zu? Was heißt das? He! –
    Wer hat den Dienst? Ihr kennt mich doch?
    Türsteher
.
    O ja,
    Mylord; doch kann ich Euch nicht helfen.
    Cranmer
.
    Wie! –
    Türsteher
.
    Ihr müßt noch stehn, Mylord, bis man Euch ruft.
    Cranmer
.
    So? –
    Doktor Butts tritt auf.
    Butts
für sich.
    Nun, das ist rechte Bosheit! Ich bin froh,
    Daß ich zum Glück den Weg hier nahm. – Der König
    Soll dies sogleich erfahren.
    Ab.
    Cranmer
.
    Das ist Butts,
    Des Königs Arzt. Als er vorüberging,
    Wie ernst er seinen Blick auf mich geheftet!
    Wenn er nur nicht mein Unglück weiß! Gewiß ist’s
    Absichtlich angelegt durch meine Feinde
    (Gott beßre sie, nie reizt’ ich ihre Tücke! –)
    Zu meinem Schimpf; sonst schämten sie sich wohl,
    Mich vor der Tür zu lassen, ihresgleichen
    Im Staatsrat, unter Troß und Knechten. Mag
    Ihr Wille doch geschehn, ich warte ruhig
    Der König und Butts, oben am Fenster.
    Butts
.
    Ich zeig’ Eur’ Hoheit den seltsamsten Auftritt ...
    König
.
    Was meinst du?
    Butts
.
    Ich denk’, Eur’ Hoheit sah dies wohl nicht oft.
    König
.
    Zum Element! Wo ist’s? –
    Butts
.
    Seht hier, mein Fürst,
    Das Standserhöhn Mylords von Canterbury,
    Der Fuß gefaßt am Tor, mit Häschern, Pagen
    Und Dienertroß.
    König
.
    Ha, wirklich! Er ist’s selbst!
    Auf solche Weise ehren sie einander?
    Gut, daß doch einer höher ist. Ich dachte,
    Sie alle hätten so viel Sinn für Recht
    (Zum mind’sten gute Sitte), nicht zu dulden,
    Daß solches Rangs ein Mann, und uns so nah,
    Hier ihrer Gnaden Wohlgefall’n erwarte,
    Und an der Tür, wie ’n Postknecht mit Paketen!
    Butts, bei der Mutter Gott’s, so handeln Schufte!
    Doch laß sie nur, ziehn wir den Vorhang zu,
    Wir werden weiter sehn. –
    Das Zimmer des Staatsrats. Der Lord Kanzler setzt sich oben an die Tafel zur Linken; ein Sitz über ihm bleibt leer, als der dem Erzbischof von Canterbury gehört. Die Herzoge von Norfolk, Suffolk, Surrey, der Lord Kämmerer und der Bischof von Winchester setzen sich nach der Ordnung zu beiden Seiten der Tafel. Cromwell als Sekretär zu unterst.
    Kanzler
.
    Beginnt den Vortrag jetzt, Herr Sekretär.
    Was führt uns heut zusammen?
    Cromwell
.
    Gnäd’ge Herrn,
    Der Fall betrifft Mylord von Canterbury.
    Gardiner
.
    Gab man ihm Nachricht?
    Cromwell
.
    Ja.
    Norfolk
.
    Wer wartet dort?
    Türsteher
.
    Dort außen?
    Gardiner
.
    Ja.
    Türsteher
.
    Nun, der Herr Erzbischof,
    Der Eures Winks seit einer Stunde harrt.
    Kanzler
.
    Laßt ihn herein!
    Türsteher
.
    Eu’r Gnaden kann jetzt kommen.
    Cranmer nähert sich der Versammlung.
    Kanzler
.
    Werter Herr Erzbischof! – Mit tiefem Kummer
    Sitz’ ich allhier und sehe jenen Stuhl
    Erledigt; doch wir alle sind nur Menschen,
    Schwachheit ist unser Erb’, und wen’ge nur,
    Weil noch im Fleisch, sind Engel. Welche Schwachheit
    Uund blöde Weisheit Euch zumal verführt,
    Der uns das beste Beispiel sollte geben,
    Euch zu versünd’gen, und fürwahr, nicht leicht!
    Zuerst am König; dann am Recht, indem
    Das Reich durch Euch und Eurer Pfarrherrn Lehre
    (Denn so verlautet’s) neuer Irrtum füllt,
    Sektierung und Gefahr, kurz, Ketzerei,
    Die, nicht gedämpft, Verderbnis muß erzeugen.
    Gardiner
.
    Und solche Dämpfung tut uns eilend not,
    Ihr edlen Herrn; wer wilde Hengste zähmt,
    Dem reicht die Hand nicht aus, sie fromm zu ziehn,
    Er zwängt ihr Haupt mit scharfem Zaum und spornt sie,
    Bis sie der Führung weichen. Dulden wir
    Nach unsrer Lässigkeit und kind’scher Sorgfalt
    Für eines Mannes Ruf solch schnöde Pest,
    Dann, Heilkunst,

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