Talivan (German Edition)
Talivan
Andrea Tillmanns
Kurzgeschichtenband
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibli o thek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibli o grafische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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ISBN: 978-3-9812846-2-1
2 . gedruckte Auflage 0 7 /2009
1. ebook-Ausgabe 22.08.2012
Copyright © 2009 by Andrea Tillmanns
Verlag: UlrichBurger-Verlag, Homburg/Saar
Buchgestaltung: Ulrich Burger
Lektorat : Detlef Heublein
Illustrationen Buch cover : Victoria Berger
Homepage Verlag: www.ulrichburgerverlag.de
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Geschichten
Talivan
Schwestern
Entscheidungen
Unglücksbote
In den Straßen Alkyons
Die Frucht des Muarte-Baumes
Die Legende der Elfe vom See
Neulich im Zauber-Schnupperkurs
Lirinas Garten
Lung-Jiaos Geschichte
Zwischen den Welten
Wenn die Eiswölfe singen
Warum man Dichtern nicht alles glauben sollte
Im See
Fionas Weg
Nachwort / Die Autorin
Talivan
Talivan hieß das Schwert, das er nie aus der Hand legte. Selbst jetzt, als der Mann, nicht mehr jung und noch nicht alt, in der armseligen Schenke sein Bier trank und an den fast ungenießbaren, da viel zu trockenen Resten des Brotes in seiner Linken herumkaute, hielt er die Rechte stets über dem Schwertknauf. Sie kannte ihn nicht, wohl aber die Waffe, deren Namen ihr ein seltsamer Wachtraum ei n geflüstert hatte, und doch, als sie sie nun sah, ihre Gege n wart durch die schäbige Lederscheide hindurch zu fühlen schien, wusste sie noch sicherer als zuvor, dass der Traum ihr den wahren Namen des Schwertes verraten hatte, den Namen, mit dem sie die Klinge zu ihrem Eigentum machen und sie b e herrschen könnte.
Der Mann war ihr unbekannt, zu gebeugt sein Rücken, zu schmutzig seine Kleidung, wenn auch sicher einst aus g u tem Stoff gewebt und vom besten Leder genäht, als dass sie sich ihn in ihrer Heimatstadt hätte vorstellen können. Sie selber war nicht reich, in Aralei jedoch, der Stadt, in deren Kloster sie aufgewachsen war, gingen die Menschen stolz und aufrecht, die meist armselige Kleidung oft nur noch von Flicken zusammengehalten und dennoch stets so sa u ber als möglich. Eine gute Stadt, dachte sie, und wohl diejenige, die den Nordkönig überzeugt hatte, wie sinnvoll Sauberkeit zur Eindämmung von Seuchen und anderen Krankheiten war. Die meisten Kranken, die sich mit let z ter Kraft in das Kloster geschleppt hatten, waren aus and e ren Städten und Dörfern gekommen; nicht nur wegen der wei t hin bekannten Kunstfertigkeit der Patres und Schwe s tern, auch, weil sie sich hier sicher sein konnten, aus dem Spital nicht andere, gar schlimmere Krankheiten nach Hause mi t zunehmen.
Aber Aralei war nun weit weg, sie war fast zwei Monde lang geritten. Dennoch erschien ihr der Mann nicht ganz fremd – etwas in seinem Blick, seinen Gesten, seinen Z ü gen brachte eine nie gehörte Saite in ihr zum Klingen. Sie wusste nicht, warum sie ihn schon beim ersten Blick gehasst hatte, war noch immer ein wenig erschrocken über dieses ihr sonst so unbekannte Gefühl, und doch war da noch e t was anderes, trotz aller Distanz Verbindendes – nicht nur das Schwert –, was ihr fast noch mehr Sorgen b e reitete. Der Mann sah nicht aus wie ein geübter Kämpfer, obwohl er einst groß und muskulös gewesen sein mochte, mehr wie der Hüter denn der Benutzer der Waffe, dennoch wirkte Talivan wie ein Teil von ihm. Auch er scheint ihren Namen zu kennen, dachte sie. Was, wenn das alles nur ein böser Trug ist? Wie soll ich das Schwert erlangen, wenn ich ihn nicht töte, und wie könnte ich ihn töten, diesen so viel älteren, wahrscheinlich nicht einmal guten Gegner, ohne den Grund dafür wirklich zu kennen? Wie viel Ve r lass ist auf einen Traum, der mich zu soviel Bösem ve r leiten will? Nein, sie konnte es nicht tun, nicht, ohne mehr über diesen Mann und das Schwert erfahren zu haben.
Es war noch so einfach gewesen, damals, als sie sich von den Schwestern verabschiedet hatte, die sie schon jetzt vermisste. Kein Plan, aber
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