Sämtliche Dramen
befahlt.
König
.
Ah, den von Canterbury?
Denny
.
Ja, bester Herr.
König
.
’s ist wahr. Wo ist er, Denny?
Denny
.
Er harrt im Vorsaal.
König
.
Führ’ ihn her zu mir!
Denny ab.
Lovell
beiseit.
Das ist, wovon der Bischof zu mir sprach:
Ich kam zur guten Stunde.
Denny kommt zurück mit Cranmer.
König
.
Verlaßt die Galerie!
Lovell scheint zu zögern.
Ha! Sagt’ ich’s nicht?
Fort da! – Was!
Lovell mit Denny ab.
Cranmer
beiseit.
Ich bin voll Furcht – warum der finstre Blick?
Sein Anblick schreckt mich. Alles ist nicht gut.
König
.
Nun, Mylord? Wissen wollt Ihr wohl, weshalb
Ich Euch ließ rufen?
Cranmer
knieend.
’s ist mir Pflicht, Eu’r Hoheit
Befehlen stets zu g’nügen.
König
.
Steht nur auf,
Mein guter, würd’ger Lord von Canterbury,
Kommt, gehn wir auf und nieder miteinander.
Ich habe Neuigkeiten hier für Euch,
Kommt näher, kommt, und gebt mir Eure Hand.
Ach, guter Lord, es kränkt mich sehr, zu sagen,
Und geht recht nah, was folgt, Euch auszusprechen:
Ich hab’ – und zwar mit Kummer – jüngst vernommen,
Von mancher schweren, – wie Ihr hört, Mylord, –
Schweren Beschuld’gung wider Euch; worauf
Wir uns entschieden haben, samt dem Staatsrat
Euch morgen zu vernehmen; und ich weiß,
Ihr könnt so frei und rein Euch schwerlich läutern,
Daß bis zur fernern Untersuchung nicht
Der Punkte, so Ihr widerlegen sollt,
Ihr Euch gedulden müßtet und bereiten,
Eu’r Haus in unserm Turm zu suchen. Also
Ziemt sich’s für Euch, als Pair, weil sonst kein Zeuge
Aufträte gegen Euch.
Cranmer
.
Eu’r Hoheit dank’ ich
Und freu’ mich sehr zu solchem ernsten Anlaß
Sorgfält’ger Sichtung, die den Weizen völlig
Von meiner Spreu wird sondern; denn ich weiß,
Mich Armen treffen mehr Verleumderzungen
Als irgend einen.
König
.
Knie nicht, Canterbury:
Dein Recht, dein reiner Sinn schlug tiefe Wurzel
In uns, in deinem Freund. Gebt mir die Hand,
Kommt, gehn wir noch. – Nun, bei der Mutter Gott’s,
Was seid Ihr für ein Mann denn? Dacht’ ich doch,
Ihr würdet jetzt mich dringend supplizieren,
Auf daß ich mich verwendete, nur schnell
Die Gegner Euch zu stellen, und demnächst
Euch ferner hörte sonder Haft.
Cranmer
.
Mein Fürst,
Der Schutz, auf den ich trau’, sind Recht und Gradheit;
Verließen die mich, würd’ ich mit den Feinden
Mich meines Sturzes freun, denn ohne sie
Könnt’ ich mich selbst nicht achten. Doch ich fürchte
Nichts, was sie sagen mögen.
König
.
Wißt Ihr nicht
(Was alle Welt weiß), wie Ihr mit der Welt steht?
Sehr viel sind Eurer Feind’,
Und kleine nicht; und deren Ränke sind
Wie sie beschaffen: und nicht stets gewinnt
Wahrheit und Recht, wie’s sollte, Lossprechung
In dem Prozeß. Wie leicht erkaufen nicht
Verderbte Seelen gleich verderbte Schurken,
Zu schwören gegen Euch? So was geschieht!
Die Gegner sind Euch stark, und ihrer Macht
Gleicht ihre Bosheit. Hofft Ihr günst’ger Glück
Im Punkt meineid’ger Zeugen denn Eu’r Heiland,
Dem Ihr als Diener folgt, solang’ er wallte
Auf dieser schnöden Erde? – Wie? Ei! Ei!
Euch dünkt ein Abgrund kein gewagter Sprung,
Ihr werbt Euch selbst den eignen Untergang!
Cranmer
.
So mögen Gott und Eure Majestät
Beschützen meine Unschuld, sonst vermeid’ ich
So viele Schlingen nicht!
König
.
Seid gutes Muts;
Sie soll’n nicht weiter gehn, als wir gestatten.
Bleibt nur getrost und schickt Euch an, heut morgen
Vor ihnen zu erscheinen. Kommt’s, daß sie
Anklagen auf Verhaftung legen dar,
So laßt nicht ab, die besten Gegengründe
Zu häufen, scheut auch nicht ein heft’ges Wort,
Wie’s Euch der Anlaß eingibt; wenn alsdann
Eu’r Dringen fehlschlägt, zeigt nur diesen Ring
Und wendet Euch sofort in ihrem Beisein
An mein Entscheiden! – Seht, der Gute weint!
Der ist getreu, auf Ehre! – Bei Christi Mutter!
Ich schwör’s, er ist wie Gold, das beste Herz
In unserm Königreich – Nun geht, und tut,
Wie ich Euch sagte. Seine Sprach’ ist ganz
Erstickt in Tränen.
Cranmer ab.
Eine alte Hofdame tritt auf.
Hofkavalier
hinter der Szene.
Bleibt zurück! Was wollt Ihr?
Hofdame
.
Ich bleibe nicht zurück! Ich habe Zeitung,
Die Dreistigkeit gesittet macht. – Dein Haupt
Umschweben gute Engel, und ihr Fittich
Beschatte dich! –
König
.
Aus deinen Blicken les’ ich
Die Botschaft – Ist die Königin entbunden?
Sprich ja, und von ’nem Knaben?
Hofdame
.
Ja! ja! mein König,
Von einem süßen
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