Sämtliche Dramen
Fürstin.
Katharina
.
Nicht? Kam nicht eben jetzt ein Chor von Engeln,
Zum Festmahl mich zu laden, deren Glanz
Mich gleich der Sonn’ in tausend Strahlen hüllte?
Die ew’ge Seligkeit verhießen sie
Und reichten Kränze mir, die ich zu tragen
Mich noch nicht würdig fühle; doch ich werd’ es
Gewißlich einst.
Griffith
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Mich freut, daß Euren Sinn so süße Träume
Erquicken.
Katharina
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Laßt nun enden die Musik,
Sie dünkt mich rauh und lästig.
Die Musik hört auf.
Patienza
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Seht Ihr wohl,
Wie Ihre Hoheit plötzlich sich verändert?
Wie lang ihr Antlitz, ihre Züge bleich
Und kalt und erdig? Seht Ihr wohl die Augen?
Griffith
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Sie stirbt, Kind: bete! bete! –
Patienza
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Herr, sei mit ihr!
Ein Bote tritt auf.
Bote
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Eu’r Gnaden wird –
Katharina
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Geh, unverschämter Mensch!
Ist das die schuld’ge Ehrfurcht?
Griffith
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Ihr tut Unrecht,
Da Ihr es wißt, sie will den Rang nicht lassen,
Daß Ihr so roh Euch zeigt! So kniet denn nieder!
Bote
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Ich bitt’ Eur’ Hoheit demutsvoll um Nachsicht,
Die Eile ließ mich fehlen. Draußen harrt
Ein Herr, gesandt vom König, Euch zu sehen.
Katharina
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Gewährt ihm Zutritt, Griffith; doch diesen Menschen
Laßt nie mich wieder sehen.
Griffith und der Bote ab.
Griffith kommt zurück mit Capucius.
Irr’ ich nicht,
Seid Ihr des Kaisers, meines edlen Neffen,
Botschafter, und Capucius ist Eu’r Name.
Capucius
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Derselbe, Fürstin, Euer Knecht.
Katharina
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Oh, Herr,
Titel und Zeiten, seit Ihr jüngst mich saht,
Sind sehr verändert. Sagt mir jetzt, ich bitt’ Euch,
Was führt Euch her zu mir?
Capucius
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Erhabne Frau,
Vor allem eignes Pflichtgefühl; demnächst
Des Königs Auftrag, Euch hier zu besuchen.
Es grämt ihn Eure Krankheit sehr, er meldet
Sein fürstliches Empfehlen Euch durch mich
Und wünscht von Herzen Euch den besten Trost.
Katharina
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O werter Herr, dies Trösten kommt zu spät,
’s ist wie Begnad’gen nach der Hinrichtung.
Zur rechten Zeit war die Arznei mir Heilung,
Jetzt braucht’s der Tröstung keine, als Gebet.
Wie geht es meinem Herrn? –
Capucius
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In bestem Wohlsein.
Katharina
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Das bleib’ ihm immer! Blühe stets sein Glück,
Wenn ich bei Würmern wohne, wenn mein Name
Verbannt wird sein aus diesem Reich! Patienza,
Hast du mein Schreiben abgeschickt?
Patienza
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Nein, Fürstin.
Katharina
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Dann bitt’ ich Euch in Demut, meinem Herrn
Dies einzuhänd’gen.
Capucius
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Fürstin, zählt darauf!
Katharina
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Empfohlen hab’ ich seiner Gnad’ und Milde
Sein Töchterlein, das Abbild unsrer Liebe;
In Fülle träuf’ auf sie des Himmels Segen! –
Sie gläubig aufzuziehn ersuch’ ich ihn;
Sie ist noch jung, von edler, sitt’ger Art,
Und übt die Tugend, hoff’ ich. Dann, ein wenig
Sie auch zu lieben, ihrer Mutter wegen,
Die ihn geliebt, der Himmel weiß, wie teuer! –
Weiter bitt’ ich demütig ihn um Mitleid
Für meine armen Frau’n, die mir so lang’
Treulich gefolgt in gut und bösem Glück,
Von denen wahrlich kein’, – ich weiß es sicher
Und lüge jetzt gewiß nicht, – die durch Tugend,
Durch wahre Seelenschönheit, strenge Sitte
Und fein Betragen nicht den besten Mann
Verdient; und daß er ja von Adel sei!
Denn glücklich ist gewiß, wer sie erlangt.
Zuletzt nenn’ ich die Diener (arm sind alle,
Doch Armut wandte keinen je von mir);
Man woll’ auch ferner ihren Lohn nicht weigern,
Noch etwas drüber, mir zum Angedenken;
Dafern mir Gott gegönnt ein längres Leben
Und reichern Schatz, wir schieden wohl nicht also.
Das ist der ganze Inhalt, teurer Herr;
Bei allem, was Euch wert ist in der Welt,
Und wie Ihr christlich Ruh’ den Toten wünscht,
Seid dieser armen Leute Freund und mahnt
Den König an dies letzte Recht!
Capucius
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Das will ich,
So wahr mir Gott ein menschlich Herz verliehn! –
Katharina
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Ich dank’ Euch, würd’ger Herr. Gedenkt auch meiner
In aller Ehrfurcht gegen Seine Hoheit,
Sagt, seine lange Sorge scheide jetzt
Von hinnen, sagt, ich segnet’ ihn im Tode,
Denn also will ich’s tun – mein Aug’ wird dunkel –
Lebt wohl! – Griffith, lebt wohl! Nein, geh noch nicht,
Patienza, ruf’ die andern Frau’n, ich muß
Zu Bett – Wenn ich erst tot bin, gutes Mädchen,
Setzt mich mit Ehren bei; bestreut mein Grab
Mit jungfräulichen Blumen, daß man sehe,
Ich war bis an den Tod ein keusches Weib.
Ihr sollt mich balsamieren, dann zur Schau
Ausstellen: zwar nicht Kön’gin, doch begrabt
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