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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mich
    Als Königin und eines Königs Tochter!
    Ich kann nicht mehr! –
    Die Königin wird hinweggeführt.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Eine Galerie im königlichen Palast.
    Gardiner, Bischof von Winchester, tritt auf; ein Page mit einer Fackel vor ihm her. Sir Thomas Lovell begegnet ihm.
    Gardiner
.
    Die Uhr ist eins, nicht wahr?
    Page
.
    Es hat geschlagen.
    Gardiner
.
    Dies sollten Stunden sein für den Bedarf,
    Nicht für Vergnügung; Zeit, Natur zu stärken
    Durch Schlafs Erquickung, zum Vergeuden nicht
    Bestimmt – Gott schenk’ Euch gute Nacht, Sir Thomas;
    Wohin so spät?
    Lovell
.
    Mylord, kommt Ihr vom König?
    Gardiner
.
    Soeben erst; ich ließ ihn beim Primero
    Mit Herzog Suffolk.
    Lovell
.
    Ich muß auch zu ihm,
    Eh’ er sich schlafen legt. Auf Wiedersehn!
    Gardiner
.
    Noch nicht, Sir Thomas Lovell; sagt, was gibt’s?
    Ihr scheint in großer Eil’, und wollt Ihr’s nicht
    Auslegen als Beleidigung, – teilt dem Freund
    Die Ursach’ mit so später Hast; Geschäfte,
    Die mitternächtlich umgehn wie die Geister,
    Sind wildrer Art in sich als solches Treiben,
    Das Förd’rung sucht bei Tag.
    Lovell
.
    Ich lieb’ Euch, Mylord;
    Und möcht’ Euch ein Geheimnis wohl vertraun,
    Viel wicht’ger noch als dies: Die Königin ist in Wehen,
    Man sagt, in äußerster Gefahr; sie fürchten,
    Es werd’ ihr Ende sein.
    Gardiner
.
    Für ihre Frucht
    Will ich von Herzen beten, wünsch’ ihr auch
    Gedeihn im Leben; doch den Stamm, Sir Thomas,
    Laßt immer jetzt vertilgen.
    Lovell
.
    Dazu sprech’ ich
    Das Amen mit, und dennoch sagt mein Herz,
    Sie sei ein gut Geschöpf und liebes Weib,
    Und beßrer Wünsche wert.
    Gardiner
.
    Doch, Herr, Herr, hört
    Mich an, Sir Thomas; Ihr seid ein Mann, wie ich,
    Der echten Kirche; ich kenn’ Euch weise, fromm;
    Und laßt Euch sagen, – besser wird’s nicht eh’, –
    Nicht eh’, Sir Thomas Lovell, darauf baut,
    Bis Cranmer, Cromwell, ihre beiden Hände,
    Und sie, – im Grabe ruhn.
    Lovell
.
    Ei, Sir, Ihr nennt
    Die Mächtigsten im Reiche. Cromwell stieg
    Vom Kronwardein erst jüngst zum Archivar
    Und Rat des Königs, steht noch überdies
    Recht auf dem Sprung zu weitrer Förderung,
    Und harrt nur auf die Zeit, – der Erzbischof
    Ist Zung’ und Hand des Königs; wer nur wagt
    Ein Wörtlein wider den?
    Gardiner
.
    Doch, doch, Sir Thomas,
    Noch wagt’ es einer wohl; ich selbst erdreistet’s
    Mich auszusprechen, ja noch heut am Tag
    (Euch darf ich mich vertraun) schürt’ ich die Flamme
    Den Herrn vom Staatsrat, hoff ich; zeigt’, er sei
    (Das, weiß ich, ist er, sie auch wissen es,)
    Ein erzverruchter Ketzer, eine Pest,
    Die unser Land verdirbt; worauf ihr Eifer
    Sich laut dem König hat erklärt, und dieser,
    Gehör uns leihend – (aus besondrer Sorgfalt
    Und königlicher Ahndung alles Unheils,
    Das unsre Gründ’ ihm dargelegt) dem Staatsrat
    Befehl erteilt, sich morgen zu versammeln
    In aller Früh’. Dies böse Unkraut, Sir,
    Muß ausgerottet werden. Doch zu lang’
    Halt’ ich Euch auf; ich wünsch’ Euch gute Nacht.
    Lovell
.
    Gut’ Nacht gleichfalls, Mylord; ich bleib’ Eu’r Diener.
    Gardiner mit dem Pagen ab.
    Der König mit dem Herzog von Suffolk tritt auf.
    König
.
    Karl, länger spiel’ ich diesen Abend nicht,
    Ich bin zerstreut, Ihr seid mir heut zu stark.
    Suffolk
.
    Herr, ich gewann zuvor von Euch noch nie.
    König
.
    Nur selten, Karl,
    Und sollt auch nie, wenn ich nur achtsam bin –
    Nun, Lovell, von der Königin? Wie steht’s?
    Lovell
.
    Ich konnte nicht persönlich überbringen,
    Was Ihr gebotet; doch durch ihre Frau’n
    Sandt’ ich’s ihr zu. Die Fürstin sagt Euch Dank
    In tiefster Demut und ersucht Eu’r Hoheit,
    Herzlich für sie zu beten.
    König
.
    Was sagst du? Wie?
    Für sie zu beten? Wie? Ist sie in Wehen?
    Lovell
.
    Das sagten ihre Frau’n; und daß der Schmerz
    Ihr Qualen fast zum Tode gibt.
    König
.
    Die Arme! –
    Suffolk
.
    Gott woll’ ihr leichtlich ihre Bürde nehmen,
    Mit lindem Weh, um bald mit einem Erben
    Eu’r Hoheit zu erfreu’n.
    König
.
    ’s ist Mitternacht,
    Bitt’ dich, geh schlafen und gedenk’ im Beten
    Der armen Königin! Laß mich allein,
    Mir kreuzen sich Gedanken, denen wenig
    Gesellschaft frommt.
    Suffolk
.
    Ich wünsch’ Eu’r Majestät
    Gut’ Nacht, und meiner teuren Herrin will ich
    Gedenken im Gebet.
    König
.
    Karl, gute Nacht!
    Suffolk ab.
    Sir Anton Denny tritt auf.
    Nun, Sir, was gibt’s?
    Denny
.
    Mylord den Erzbischof bracht’ ich Eu’r Hoheit,
    Wie Ihr

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