Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Die Volsker flüchten in die Stadt, Marcius verfolgt sie.
    Auf geht das Tor: nun zeigt euch wackre Helfer!
    Für die Verfolger hat’s das Glück geöffnet,
    Nicht für die Flücht’gen. Nach! und tut wie ich!
    Er stürzt in die Stadt, und das Tor wird hinter ihm geschlossen.
    Erster Soldat
.
    Tolldreist! Ich nicht –
    Zweiter Soldat
.
    Noch ich.
    Dritter Soldat
.
    Da seht! sie haben
    Ihn eingesperrt.
    Alle
.
    Nun geht er drauf, das glaubt nur.
    Titus Lartius tritt auf.
    Titus
.
    Was ward aus Marcius?
    Alle
.
    Tot, Herr, ganz gewiß.
    Erster Soldat
.
    Den Flücht’gen folgt’ er auf den Fersen nach,
    Und mit hinein; sie augenblicks die Tore
    Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein,
    Der ganzen Stadt zu trotzen.
    Titus
.
    Edler Freund!
    Du, fühlend kühner als dein fühllos Schwert,
    Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius!
    Der reinste Diamant, so groß wie du,
    Wär’ nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger
    Nach Catos Sinn, nicht wild, und fürchterlich
    In Streichen nur; nein, deinem grimmen Blick
    Und deiner Stimme donnergleichem Schmettern
    Erbebten deine Feind’, als ob die Welt
    Im Fieber zitterte.
    Marcius kommt zurück, blutend, von den Feinden verfolgt.
    Erster Soldat
.
    Seht, Herr!
    Titus
.
    Oh! da ist Marcius!
    Laßt uns ihn retten, oder mit ihm fallen!
    Gefecht. Alle dringen in die Stadt.
    ¶

Fünfte Szene
    Römer kommen mit Beute.
    Erster Römer
.
    Das will ich mit nach Rom nehmen.
    Zweiter Römer
.
    Und ich dies.
    Dritter Römer
.
    Hol’s der Henker! ich hielt das für Silber.
    Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter.
    Marcius
.
    Seht diese Trödler, die die Stunden schätzen
    Nach rost’gen Drachmen. Kissen, bleierne Löffel,
    Blechstückchen, Wämser, die der Henker selbst
    Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut,
    Eh’ noch die Schlacht zu Ende. – Haut sie nieder! –
    Oh, hört des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm!
    Dort kämpft, den meine Seele haßt, Aufidius,
    Und mordet unsre Römer. Drum, mein Titus,
    Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten;
    Mit denen, die der Mut befeuert, eil’ ich,
    Cominius beizustehn.
    Titus
.
    Du blutest, edler Freund!
    Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun
    In einem zweiten Gang.
    Marcius
.
    Herr, rühmt mich nicht!
    Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl!
    Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei
    Als mir gefährlich. Vor Aufidius so
    Tret’ ich zum Kampf.
    Titus
.
    Fortunas holde Gottheit
    Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber
    Entwaffne deines Feindes Schwert! O Held!
    Dein Knappe sei Glückseligkeit!
    Marcius
.
    Dir helfend,
    Wie ihrem teu’rsten Liebling! Lebe wohl!
    Geht ab.
    Titus
.
    Ruhmwürd’ger Marcius! –
    Geh du, blas’ auf dem Marktplatz die Trompete,
    Und ruf der Stadt Beamte dort zusammen,
    Daß sie vernehmen unsern Willen. Fort!
    Ab.
    ¶

Sechste Szene
    Cominius und sein Heer auf dem Rückzuge.
    Cominius
.
    Erfrischt euch, Freunde! Gut gekämpft! Wir hielten
    Wie Römer uns: nicht tollkühn dreist im Stehn,
    Noch feig im Rückzug. Auf mein Wort, ihr Krieger,
    Der Angriff wird erneut. Indem wir kämpften,
    Erklang, vom Wind geführt, in Zwischenräumen
    Der Freunde Schlachtruf. Oh! ihr Götter Roms!
    Führt sie zu Ruhm und Sieg, so wie uns selbst,
    Daß unsre Heere, lächelnd sich begegnend,
    Euch dankbar Opfer bringen!
    Ein Bote tritt auf.
    Deine Botschaft?
    Bote
.
    Die Mannschaft von Corioli brach aus
    Und fiel den Marcius und den Lartius an;
    Ich sah die Unsern zu den Schanzen fliehn,
    Da eilt’ ich fort.
    Cominius
.
    Mich dünkt, sprichst du auch wahr,
    So sprichst du doch nicht gut. Wie lang’ ist’s her?
    Bote
.
    Mehr als ’ne Stunde, Herr.
    Cominius
.
    ’s ist keine Meil’, wir hörten noch die Trommeln.
    Wie – gingst du eine Stund’ auf diese Meile?
    Und bringst so spät Bericht?
    Bote
.
    Der Volsker Späher
    Verfolgten mich, so lief ich einen Umweg
    Von drei, vier Meilen; sonst bekamt Ihr, Herr,
    Vor einer halben Stunde schon die Botschaft.
    Marcius tritt auf.
    Cominius
.
    Doch, wer ist jener,
    Der aussieht wie geschunden? Oh! ihr Götter!
    Er trägt des Marcius Bildung, und schon sonst
    Hab’ ich ihn so gesehn.
    Marcius
.
    Komm’ ich zu spät?
    Cominius
.
    Der Schäfer unterscheidet nicht so gut
    Schalmei und Donner, wie ich Marcius’ Stimme
    Von jedem schwächern Laut.
    Marcius
.
    Komm’ ich zu spät?
    Cominius
.
    Ja, wenn du nicht in fremdem Blut gekleidet,
    Im eignen kommst.
    Marcius
.
    Oh! laßt mich Euch umschlingen
    Mit kräft’gen Armen,

Weitere Kostenlose Bücher