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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ihr eine schnelle Genesung wünschen und sie mit meinem Gebet besuchen, aber hingehn kann ich nicht.
    Volumnia
. Nun, warum denn nicht?
    Virgilia
. Es ist gewiß nicht Trägheit oder Mangel an Liebe.
    Valeria
. Ihr wäret gern eine zweite Penelope; und doch sagt man, alles Garn, das sie in Ulysses’ Abwesenheit spann, füllte Ithaka nur mit Motten. Kommt, ich wollte, Eure Leinwand wäre so empfindlich wie Euer Finger, so würdet Ihr aus Mitleid aufhören, sie zu stechen. Kommt, Ihr müßt mitgehn.
    Virgilia
. Nein, Liebe, verzeiht mir; im Ernst, ich werde nicht ausgehn.
    Valeria
. Ei wahrhaftig! Ihr müßt mitgehn; dann will ich Euch auch herrliche Neuigkeiten von Eurem Gemahl erzählen.
    Virgilia
. Oh, liebe Valeria! es können noch keine gekommen sein.
    Valeria
. Wahrlich! ich scherze nicht mit Euch; es kam gestern abend Nachricht von ihm.
    Virgilia
. In der Tat?
    Valeria
. Im Ernst, es ist wahr; ich hörte einen Senator davon erzählen. So war es: – Die Volsker haben ein Heer ausrücken lassen, welchem Cominius, der Feldherr, mit einem Teil der römischen Macht entgegen gegangen ist. Euer Gemahl und Titus Lartius belagern ihre Stadt Corioli; sie zweifeln nicht daran, sie zu erobern und den Krieg bald zu beendigen. Dies ist wahr, bei meiner Ehre! und nun bitte ich Euch, geht mit uns!
    Virgilia
. Verzeiht mir, gute Valeria, künftig will ich Euch in allem andern gehorchen.
    Volumnia
. Ei, laßt sie, Liebe! Wie sie jetzt ist, würde sie nur unser Vergnügen stören.
    Valeria
. Wirklich, das glaube ich auch. So lebt denn wohl! Kommt, liebe, teure Frau! Ich bitte dich, Virgilia, wirf deine Feierlichkeit zur Tür hinaus und geh noch mit!
    Virgilia
. Nein, auf mein Wort, Valeria. In der Tat, ich darf nicht; ich wünsche Euch viel Vergnügen.
    Valeria
. Gut, so lebt denn wohl!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Mit Trommeln und Fahnen treten auf Marcius, Titus Lartius, Anführer, Krieger. Zu ihnen ein Bote.
    Marcius
.
    Ein Bote kommt. Ich wett’, es gab ein Treffen.
    Titus
.
    Mein Pferd an Eures: Nein!
    Marcius
.
    Es gilt.
    Titus
.
    Es gilt.
    Marcius
.
    Sprich du: Traf unser Feldherr auf den Feind?
    Bote
.
    Sie schaun sich an, doch sprachen sie noch nicht.
    Titus
.
    Das gute Pferd ist mein.
    Marcius
.
    Ich kauf’s Euch ab.
    Titus
.
    Nein, ich verkauf’ und geb’s nicht; doch Euch borg’ ich’s
    Für funfzig Jahr. – Die Stadt nun fordert auf!
    Marcius
.
    Wie weit ab stehn die Heere?
    Bote
.
    Kaum drei Stunden.
    Marcius
.
    So hören wir ihr Feldgeschrei, sie unsers. –
    Nun, Mars, dir fleh’ ich, mach’ uns rasch im Werk,
    Daß wir mit dampfendem Schwert von hinnen ziehn,
    Den kampfgescharten Freunden schnell zu helfen.
    Komm, blas’ nun deinen Aufruf!
    Es wird geblasen, auf den Mauern erscheinen Senatoren und andre.
    Tullus Aufidius, ist er in der Stadt?
    Erster Senator
.
    Nein, doch gleich ihm hält jeder Euch gering,
    Und kleiner als das Kleinste. Horcht die Trommeln
    Kriegsmusik aus der Ferne.
    Von unsrer Jugend Schar! Wir brechen eh’ die Mauern.
    Als daß sie uns einhemmten. Unsre Tore,
    Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur,
    Sie öffnen sich von selbst. Horcht, weit her tönt’s.
    Kriegsgeschrei.
    Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert
    Dort im gespaltnen Heer!
    Marcius
.
    Ha! sie sind dran!
    Titus
.
    Der Lärm sei unsre Weisung. Leitern her!
    Die Volsker kommen aus der Stadt.
    Marcius
.
    Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt.
    Werft vor das Herz den Schild und kämpft mit Herzen,
    Gestählter als die Schild’! Auf, wackrer Titus!
    Sie höhnen uns weit mehr, als wir gedacht;
    Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kam’raden!
    Wenn einer weicht, den halt’ ich für ’nen Volsker,
    Und fühlen soll er meinen Stahl.
    Römer und Volsker gehn kämpfend ab. Die Römer werden zurückgeschlagen. Marcius kommt wieder.
    Marcius
.
    Die ganze Pest des Südens fall’ auf euch!
    Schandflecke Roms ihr! – Schwär’ und Beulen zahllos
    Vergiften euch, daß ihr ein Abscheu seid,
    Eh’ noch gesehn, und gegen Windeshauch
    Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gänseseelen
    In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr,
    Die Affen schlagen würden? Höll’ und Pluto!
    Wund rücklings, Nacken rot, Gesichter bleich
    Vor Furcht und Fieberfrost! Kehrt um! Greift an!
    Sonst, bei des Himmels Blitz! lass’ ich den Feind
    Und stürz’ auf euch. Besinnt euch denn, voran!
    Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern,
    Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt!
    Ein neuer Angriff, Volsker und Römer kämpfen.

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