Sämtliche Dramen
Hirsch? –
Falstaff
. Meine schlanke Ricke! Nun mag der Himmel Kartoffeln regnen: er mag donnern nach der Melodie vom grünen Ärmel; er mag Gewürznelken hageln und Muskatkuchen schneien; es erhebe sich ein Sturm von Versuchungen: – Hier ist mein Obdach! –
Frau Fluth
. Frau Page ist hier bei mir, mein Herzchen! –
Falstaff
. Teilt mich, wie einen Präsenthirsch, jede ein Viertel: meine Seiten will ich für mich behalten, meine Schultern für den Wärter dieses Parks, und meine Horner vermach’ ich euern Männern. Bin ich ein Weidmann, he? Sprech’ ich wie Herne, der Jäger? Diesmal ist Cupido ein Kind, das Gewissen hat; er bringt Schadloshaltung. So wahr ich ein ehrlicher Geist bin, willkommen! –
Lärm hinter der Szene.
Frau Page
. Himmel! welch ein Lärm?
Frau Fluth
. Gott verzeih’ uns unsre Sünden!
Falstaff
. Was kann das sein?
Frau Fluth
und
Frau Page
. Fort! Fort! –
Die Frauen laufen davon.
Falstaff
. Ich denke, der Teufel will mich nicht verdammt sehn, damit das Öl, das ich in mir habe, nicht die Hölle in Brand stecke: sonst käm’ er mir nicht so in die Quer.
Eine Menge Elfen und Geister erscheinen; unter diesen Sir Hugh und Anne Page. Sie tragen Fackeln und Lichter.
Feenkönigin
.
Feien, schwarz, grün, weiß und grau,
Ihr Schwärmer in des Mondscheins feuchtem Tau,
Verwaiste Pflegekinder ew’ger Mächte,
Tut eure Pflicht, schirmt eure heil’gen Rechte!
Herold Hobgoblin! heiß’ die Feien schweigen!
Hobgoblin
.
Ihr Elfen, horcht! Sei still, du Geisterreigen!
Heimchen! Du schlüpf’ in Windsors Essen ein;
Wo noch die Asche glimmt, der Herd nicht rein,
Da kneip’ die Magd wie Heidelbeeren blau,
Denn jeden Schmutz haßt unsre lichte Frau.
Falstaff
.
Feen sind es: spräch’ ich, wär’s um mich geschehn;
Drum deck’ ich mich: ihr Werk darf niemand sehn.
Er legt sich aufs Gesicht nieder.
Evans
.
Geh, Puck, und findst du schlafend eine Magd,
Die dreimal fleißig ihr Gebet gesagt,
Der stimme süß den Sinn der Phantasei:
Sie schlummre wie die Kindheit sorgenfrei.
Doch die entschlief, der Sünden nicht gedenk,
Die kneip’ an Arm, Bein, Fuß und Handgelenk!
Feenkönigin
.
Fort, Elfentroß,
Durchsucht von inn’ und außen Windsors Schloß;
Streut Glück in alle heil’gen Räum’, ihr Feen,
Daß sie bis an den Jüngsten Tag bestehn! –
In würd’ger Zier, gesund und unversehrt,
Der Herrscher ihrer, sie des Herrschers wert.
Die Ordenssessel reibt mit Balsamkraft
Und jeder edeln Blume würz’gem Saft:
Der neuen Ritter Tracht, Helmzier und Kleid
Und ehrenwertes Wappen sei geweiht;
Ihr Wiesenelfen, singt in nächt’ger Stunde,
Und gleich dem Knieband schließt im Kreis die Runde;
Laßt, wo der Ring sich zeichnet, üpp’ges Grün
Und frischern Wuchs als sonst im Feld erblühn,
Und hony soit qui mal y pense malt
Mit Blütenschmelz, blau, weiß und rot durchstrahlt,
(Wie Perl’ und Saphir hell in Stickerei’n
Dem Knie der tapfern Ritter Zierde leihn;
Denn nur mit Blumenlettern schreiben Fei’n.)
Nun fort! hinweg! Doch bis es eins geschlagen,
Laßt den gewohnten Tanz uns nicht versagen
Und Herne, des Jägers, Eiche rasch umkreisen!
Evans
.
Schließt Hand in Hand, nach unsern alten Weisen:
Zwanzig Glühwürmer soll’n Laternen sein,
Zu leuchten unterm Baum dem Ringelreih’n.
Doch halt! Ich wittr’ ein Kind der Mittelwelt!
Falstaff
.
O Himmel! Schütz’ mich vor dem wäl’schen Kobold,
Daß er mich nicht verhext in ein Stück Käse! –
Evans
.
Wurm, den Geburt schon niedrig hingestellt!
Feenkönigin
.
Mit Prüfungsfeu’r rührt seine Fingerspitze:
Denn ist er keusch, dann weicht der Gluten Hitze
Und läßt ihn unversengt; doch fühlt er Schmerz,
So dient der Sünde sein verderbtes Herz.
Evans
.
Die Probe: – wird das Holz wohl Feuer fangen?
Falstaff
.
Oh, oh! –
Feenkönigin
.
Verderbt, verderbt durch sündliches Verlangen!
Umringt ihn, Feen! Mit spött’schen Versen plackt ihn,
Und wie ihr ihm vorbeischwebt, kneipt im Takt ihn! –
Lied
Pfui der sünd’gen Phantasei!
Pfui der Lust und Buhlerei!
Lust ist Feu’r im wilden Blut,
Angefacht durch üpp’gen Mut;
Tief im Herzen wohnt die Glut,
Und geschürt wird ihre Wut
Von sündiger Gedankenbrut.
Kneipt ihn, Elfen, nach der Reih’,
Kneipt ihn für die Büberei;
Kneipt ihn und brennt ihn und laßt ihn sich drehn,
Bis Kerzen und Sternlicht und Mondschein vergehn.
Während des Gesanges kneipen sie ihn. – Cajus kommt von der einen Seite und
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