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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Himmel hofft, als dich, –
    Heut ist des Bassianus Schicksalstag.
    Verstummen muß heut seine Philomele,
    Es plündern deine Söhne ihre Keuschheit,
    Und waschen ihre Hand im Blut Bassians.
    Sieh diesen Brief, den nimm zu dir; ich bitt’ dich,
    Gib deinem Herrn dies Blatt voll Todeslist! –
    Nun frage mich nicht mehr: man schleicht uns nach,
    Hier kommt ein Teil der hoffnungsreichen Beute:
    Sie ahnen nicht, wie nah Vernichtung droht! –
    Tamora
.
    Ah, süßer Mohr, mir süßer als der Tag!
    Aaron
.
    Still, große Königin, Bassianus kommt:
    Zeig’ dich erzürnt, die Söhne hol’ ich her
    Zu deinem Beistand, wenn du Streit beginnst.
    Ab.
    Bassianus und Lavinia kommen.
    Bassianus
.
    Wer naht uns hier? Roms hohe Kaiserin,
    Vom ziemenden Gefolg’ so weit entfernt?
    Wie, oder Diana, so geschmückt wie sie,
    Die ihr geheiligt Waldasyl verließ,
    Zu schaun die große Jagd in diesem Forst?
    Tamora
.
    Frecher Nachspürer unsrer Einsamkeit,
    Hätt’ ich die Macht, die, sagt man, Dianen ward,
    Die Schläfen augenblicks umpflanzt’ ich dir
    Mit Hörnern wie Aktäon, und die Hunde
    Verfolgten deine neue Hirschgestalt,
    Schamloser, der du hier dich eingedrängt! –
    Lavinia
.
    Mit Eurer Gunst, huldreiche Kaiserin!
    Man sagt, mit Hörnern wißt Ihr umzugehn;
    Und wohl verrät sich’s, daß der Mohr und Ihr
    Zu solcherlei Versuch Euch hier verirrt.
    Heut schütze Zeus vor Hunden Euren Gatten,
    Denn Unglück wär’ es, sähn sie ihn als Hirsch!
    Bassianus
.
    Glaubt, Fürstin, dieser nächtliche Cimmerier
    Macht Eure Ehre schwarz wie seine Haut,
    Befleckt, abscheulich, aller Welt ein Greu’l.
    Was stahlt Ihr heimlich vom Gefolg’ Euch weg,
    Stiegt ab von Eurem schmucken, weißen Zelter,
    Und schlicht hieher an diesen finstern Ort,
    Von einem schnöden Mohren nur geführt,
    Wenn böse Lust Euch nicht verleitete?
    Lavinia
.
    Und weil er Euch gestört in solchem Spiel,
    Versteht sich’s, müßt Ihr meinen edlen Herrn
    Für Frechheit schelten. – Bitt’ Euch, gehn wir fort:
    Gönnt ihr des rabenfarb’gen Buhlen Kuß,
    Dies Tal ist höchst gelegen solchem Werk.
    Bassianus
.
    Dem Kaiser, meinem Bruder, meld’ ich dies.
    Lavinia
.
    Ja, solch Entweichen ward schon längst bemerkt:
    Wie gröblich täuscht man dich, du guter Fürst! –
    Tamora
.
    Wie hab’ ich noch Geduld, dies anzuhören? –
    Chiron und Demetrius kommen.
    Demetrius
.
    Wie, teure Kaiserin und gnäd’ge Mutter,
    Was blickt Eu’r Hoheit so verstört und bleich?
    Tamora
.
    Was meint Ihr, hab’ ich Grund nicht, bleich zu sehn?
    Die zwei verlockten mich in dieses Tal:
    Ihr seht, es ist ein wüst abscheul’cher Ort,
    Die Bäum’, obwohl im Sommer, kahl und dürr,
    Erstickt von Moos und tück’schem Mistelwuchs.
    Hier scheint die Sonne nie, hier atmet nichts,
    Nachteulen nur und unglückdroh’nde Raben.
    Und als sie mir gezeigt die grause Schlucht,
    Erzählten sie, wie um die Mitternacht
    Wohl tausend Geister, tausend Schlangen zischend,
    Zehntausend schwell’nde Kröten, Molch’ und Igel
    Erhüben solch ein furchtbar tödlich Schrei’n,
    Daß jeden Sterblichen, der dies vernimmt,
    Wahnsinn befällt, wenn er nicht plötzlich stirbt.
    Drauf, als sie kaum erzählt die Höllenmär,
    Alsbald mich festzubinden drohten sie
    An eines grausen Eibenbaumes Stamm,
    Daß ich so schnödem Tod verfallen sei.
    Dann schalten sie mich Ehebrecherin,
    Verbuhlte Gotin, und die herbsten Worte,
    Die je ein Ohr im bittern Schmähn vernahm:
    Und kamt ihr durch ein Wunder nicht zum Glück,
    Sie hätten diese Rach’ an mir vollbracht.
    Rächt eurer Mutter Leben, liebt ihr mich,
    Sonst nenn’ ich nimmer meine Kinder euch.
    Demetrius
ersticht den Bassianus.
    Nimm dies zum Zeugnis, daß ich sei dein Sohn! –
    Chiron
durchsticht ihn gleichfalls.
    Der Stoß für mich, zum Zeichen meiner Kraft! –
    Lavinia
.
    Ja, komm, Semiramis, – nein, wüt’ge Tamora!
    Kein Name ziemt dir, als der eigne nur! –
    Tamora
.
    Gebt mir den Dolch: laßt eurer Mutter Hand
    An ihr vergelten eurer Mutter Schmach!
    Demetrius
.
    Halt, Königin, hier ist noch mehr im Werk;
    Erst drescht das Korn, und dann verbrennt das Stroh!
    Dies Püppchen rühmte viel von ihrer Zucht,
    Von ihrem Eh’gelübd’ und reiner Treu’,
    So mit geschminkter Tugend trotzt sie Euch.
    Und nähme sie das alles mit ins Grab?
    Chiron
.
    Wenn dies geschieht, müßt’ ich ein Hämling sein.
    Schleif’ ihren Gatten einer Höhle zu:
    Sein toter Leib sei Pfühl für unsre Lust!
    Tamora
.
    Doch ward der Honig euer, den ihr

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