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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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deinem Glücke.
    Jetzt, hofft’ ich, redet sie ein zärtlich Wort mit dir.
    O, gehn Sie, gehn Sie nur! – In diesem Zimmer hier
    Entdeckte mir Sophie zuerst die schönsten Flammen,
    Die Liebe schlang uns hier das erste Mal zusammen.
    An ebendiesem Platz – erinnerst du dich noch? –
    Schwurst du mir ew’ge Treu!
    Sophie .
    O, schonen Sie mich doch!
    Alcest .
    Ein schöner Abend war’s – ich werd’ es nie vergessen!
    Dein Auge redete, und ich, ich ward vermessen.
    Mit Zittern botst du mir die süße Lippen dar:
    Noch fühlt mein Herz zu sehr, wie ganz ich glücklich war.
    Da war dein Glück, mich sehn, dein Glück, an mich zu denken;
    Und jetzo willst du mir nicht eine Stunde schenken?
    Du siehst, ich suche dich, du siehst, ich bin betrübt –
    Geh nur, du falsches Herz, du hast mich nie geliebt!
    Sophie .
    Ich bin geplagt genug, willst du mich auch noch plagen?
    Sophie dich nie geliebt! Alcest, das darfst du sagen?
    Du warst mein einz’ger Wunsch, du warst mein höchstes Gut;
    Für dich schlug dieses Herz, dir wallte dieses Blut!
    Und dieses gute Herz, das du einst ganz besessen,
    Kann nicht unzärtlich sein, es kann dich nicht vergessen.
    Ach, die Erinnerung hat mich so oft betrübt!
    Alcest! – Ich liebe dich – noch, wie ich dich geliebt.
    Alcest .
    Du Engel! Bestes Herz! (Will sie umarmen.)
    Sophie .
    Ich höre jemand gehen.
    Alcest .
    Auch nicht ein einzig Wort! Das ist nicht auszustehen.
    So geht’s den ganzen Tag! Wie ist man nicht geplagt!
    Schon vierzehn Tage hier und dir kein Wort gesagt!
    Ich weiß, du liebst mich noch; allein das muss mich schmerzen.
    Niemals sind wir allein und reden nie von Herzen;
    Nicht einen Augenblick ist hier im Zimmer Ruh,
    Bald ist der Vater da, bald kommt der Mann dazu.
    Lang bleib’ ich dir nicht hier, das ist mir unerträglich.
    Allein, Sophie, wer will, ist dem nicht alles möglich?
    Sonst war dir nichts zu schwer, du halfest uns geschwind;
    Es war die Eifersucht mit hundert Augen blind.
    Und wenn du wolltest –
    Sophie .
    Was?
    Alcest .
    Wenn du nur denken wolltest,
    Dass du Alcesten nicht verzweifeln lassen solltest!
    Geliebte, suche doch uns nur Gelegenheit
    Zur Unterredung auf, die dieser Ort verbeut.
    O, höre, heute Nacht: Dein Mann geht aus dem Hause,
    Man meint, ich gehe selbst zu einem Fastnachtsschmause;
    Allein, das Hintertor ist meiner Treppe nah –
    Es merkt’s kein Mensch im Haus, und ich bin wieder da.
    Die Schlüssel hab’ ich hier, und willst du mir erlauben –
    Sophie .
    Alcest, ich wundre mich –
    Alcest .
    Und ich, ich soll dir glauben,
    Dass du kein hartes Herz, kein falsches Mädchen bist?
    Du schlägst das Mittel aus, das uns noch übrig ist?
    Kennst du Alcesten nicht, Sophie? Und darfst du zaudern,
    In stiller Nacht mit ihm ein Stündchen zu verplaudern?
    Genug, nicht wahr, Sophie, heut Nacht besuch’ ich dich?
    Doch kommt dir’s sichrer vor, so komm, besuche mich!
    Sophie .
    Das ist zu viel!
    Alcest .
    Zu viel! Zu viel! O, schön gesprochen!
    Verflucht! Zu viel! Zu viel! Verderb’ ich meine Wochen
    Hier so umsonst? – Verdammt! Was hält mich dieser Ort,
    Wenn mich Sophie nicht hält? Ich gehe morgen fort.
    Sophie .
    Geliebter! Bester!
    Alcest .
    Nein, du siehst, du kennst mein Leiden,
    Und du bleibst ungerührt! Ich will dich ewig meiden!
Fünfter Auftritt
    Vorige . Der Wirt .
    Wirt .
    Da ist ein Brief; er muss von jemand Hohes sein:
    Das Siegel ist sehr groß, und das Papier ist fein.
    Alcest (reißt den Brief auf) .
    Wirt (für sich) .
    Den Inhalt möchte’ ich wohl von diesem Briefe wissen!
    Alcest (der den Brief flüchtig durchgelesen hat) .
    Ich werde morgen früh
    von hier verreisen müssen!
    Die Rechnung!
    Wirt .
    Ei! So schnell in dieser schlimmen Zeit
    Verreisen? – Dieser Brief ist wohl von Wichtigkeit?
    Darf man sich unterstehn und Ihro Gnaden fragen?
    Alcest .
    Nein!
    Wirt (zu Sophien) .
    Frag’ ihn doch einmal, gewiss, dir wird er’s sagen.
    (Er geht an den Tisch im Grunde, wo er aus der Schublade seine Bücher zieht, sich niedersetzt und die Rechnung schreibt.)
    Sophie .
    Alcest, ist es gewiss?
    Alcest .
    Das schmeichelnde Gesicht!
    Sophie .
    Alcest, ich bitte dich, verlass Sophien nicht!
    Alcest .
    Nun gut, entschließe dich, mich heute Nacht zu sehen.
    Sophie (für sich) .
    Was soll, was kann ich tun? Er darf, er darf nicht gehen,
    Er ist mein einz’ger Trost. –
    Du siehst, dass ich nicht kann! –
    Denk’ ich bin eine Frau.
    Alcest .
    Der Teufel hol’ den Mann,
    So bist du Witwe! Nein, benutze diese

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