Sämtliche Werke
Balle.
Du bist nun einmal drin, nun hilf dir aus der Falle!
Und pfuscht nur einer drein, so fühlt er wie der Blitz
Mein Herr Alcest – der schwärmt – mein Weibchen schläft allein –
Die Konstellation, wie kann sie schöner sein?
(Sich dem Tisch nahend.)
O komm, du Heiligtum! Du Gott in der Schatulle!
Ein König ohne dich ist eine große Nulle.
Habt Dank, ihr Dietriche! Ihr seid der Trost der Welt:
Durch euch erlang’ ich ihn, den großen Dietrich – Geld.
(Indem er die Schatulle zu eröffnen sucht.)
Ich hatt’ als Akzessist einmal beim Amt gelauert,
Doch hat auch da mein Fleiß nicht eben lang gedauert.
Das Schreiben wollte nicht, mir war’s zu einerlei:
Erst in der Ferne Brot und täglich Plackerei,
Das stand mir gar nicht an – Ein Dieb war eingefangen,
Die Schlüssel fanden sich, und er, er ward gehangen.
Nun weiß man, die Justiz bedenkt zuvörderst sich;
Ich war nur subaltern, das Eisen kam an mich.
Ich hob es auf. Ein Ding scheint euch nicht viel zu nützen,
Es kommt ein Augenblick, man freut sich’s zu besitzen!
Und jetzt –
(Das Schloss geht auf.)
O schön gemünzt, ha! Das ist wahre Lust!
(Er steckt ein.)
Die Tasche schwillt von Geld, von Freuden meine Brust –
Wenn es nicht Angst ist. Horch! Verflucht! Ihr feigen Glieder!
Was zittert ihr? – Genug!
(Er sieht noch einmal in die Schatulle und nimmt noch.)
Noch eins! Nun gut!
(Er macht sie zu und fährt zusammen.)
Es geht was auf dem Gang! Es geht doch sonst nicht um –
Der Teufel hat vielleicht sein Spiel – das Spiel wär’ dumm!
Ist’s eine Katze? Nein! Das wär’ ein schwerer Kater.
Geschwind! Es dreht am Schloss –
(Springt in den Alkoven.)
Zweiter Auftritt
Der Wirt mit einem Wachsstocke, zur Seitentür herein. Söller .
Söller .
Behüt’! Mein Schwiegervater?
Wirt .
Es ist ein närrisch Ding um ein empfindlich Blut,
Es pocht, wenn man auch nur halbweg was Böses tut.
Dächt’ ich nicht in dem Brief was Wichtiges zu lesen.
Und mit der Zeitung ist’s ein ew’ger Aufenthalt:
Das Neuste, was man hört, ist immer monatsalt.
Und dann ist das auch schon ein unerträglich Wesen.
Wenn jeder spricht: „O ja, ich hab’ es auch gelesen.“
Wär’ ich nur Kavalier, Minister müsst’ ich sein,
Und jeglicher Kurier ging’ bei mir aus und ein.
Ich find’ ihn nicht, den Brief! Hat er ihn mitgenommen?
Es ist doch ganz verflucht! Man soll zu gar nichts kommen!
Söller (für sich) .
Du guter alter Narr! ich seh’ wohl, es hat dich
Der Diebs- und Zeitungsgott nicht halb so lieb als mich.
Wirt .
Ich find’ ihn nicht! – O weh! – Hör’ ich auch recht? – Daneben
Im Saale –
Söller .
Riecht er mich vielleicht?
Wirt .
Es knistert eben,
Als wär’s ein Weiberschuh.
Söller .
Schuh! Nein, das bin ich nicht.
Wirt (bläst den Wachsstock aus, und da er in Verlegenheit das Schloss der kleinen Tür nicht aufmachen kann, lässt er ihn fallen) .
Jetzt hindert mich das Schloss noch gar!
(Stößt die Tür auf und fort.)
Dritter Auftritt
Sophie zur Hintertüre mit einem Licht herein. Söller .
Söller (im Alkoven für sich) .
Ein Weibsgesicht!
Höll’! Teufel! Meine Frau! Was soll mir das?
Sophie .
Ich bebe
Bei dem verwegnen Schritt.
Söller .
Sie ist’s, so wahr ich lebe!
Gibt das ein Rendezvous? – Allein, gesetzten falls,
Ich zeigte mich! – Ja dann – es krabbelt mir am Hals!
Sophie .
Ja, folgt der Liebe nur! Mit freundlichen Gebärden
Lockt sie euch anfangs nach –
Söller .
Ich möchte rasend werden!
Und darf nicht! –
Sophie .
– Doch wenn ihr einmal den Weg verliert,
Dann führt kein Irrlicht euch so schlimm, als sie euch führt.
Söller .
Jawohl, dir wär’ ein Sumpf gesünder als das Zimmer!
Sophie .
Bisher ging’s freilich schlimm, doch täglich wird es schlimmer.
Mein Mann macht’s bald zu toll. Bisher gab’s wohl Verdruss;
Jetzt treibt er es so arg, dass ich ihn hassen muss.
Söller .
Du Hexe!
Sophie .
Meine Hand hat er – Alcest inzwischen
Besitzt wie sonst mein Herz.
Söller .
Zu zaubern, Gift zu mischen,
Ist nicht so schlimm!
Sophie .
Dies Herz, das ganz für ihn entflammt,
Das erst durch ihn gelernt, was Liebe sei –
Söller .
Verdammt!
Sophie .
Gleichgültig war’s und kalt, eh’ es Alcest erweichte.
Söller .
Ihr Männer, stündet ihr all nur einmal so Beichte!
Sophie .
Wie herzlich liebt’ ich ihn!
Söller .
Pah! Das war Kinderei!
Sophie .
Du, Schicksal, trenntest uns, und ach! Für meine
Weitere Kostenlose Bücher