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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Trunk;
    Behalt mich noch ein Vierteljahr,
    Dann hab auch ich genung.
    Kannst du nicht mehr Geliebte sein,
    Sei Freundin mir sodann;
    Hat man die Liebe durchgeliebt,
    Fängt man die Freundschaft an.
    9.
    Dieser Liebe toller Fasching,
    Dieser Taumel unsrer Herzen,
    Geht zu Ende, und ernüchtert
    Gähnen wir einander an!
    Ausgetrunken ist der Kelch,
    Der mir Sinnenrausch gefüllt war,
    Schäumend, lodernd, bis am Rande;
    Ausgetrunken ist der Kelch.
    Es verstummen auch die Geigen,
    Die zum Tanze mächtig spielten,
    Zu dem Tanz der Leidenschaft;
    Auch die Geigen, sie verstummen.
    Es erlöschen auch die Lampen,
    Die das wilde Licht ergossen
    Auf den bunten Mummenschanz;
    Auch die Lampen, sie erlöschen.
    Morgen kommt der Aschenmittwoch,
    Und ich zeichne deine Stirne
    Mit dem Aschenkreuz und spreche:
    »Weib, bedenke, daß du Staub bist.«
Diana
    ~
    1. Diese schönen Gliedermassen
    2. Am Golfe von Biskaya
    3. Manchmal, wenn ich bei Euch bin
    ~
    1.
    Diese schönen Gliedermassen
    Kolossaler Weiblichkeit
    Sind jetzt, ohne Widerstreit,
    Meinen Wünschen überlassen.
    Wär ich, leidenschaftentzügelt,
    Eigenkräftig ihr genaht,
    Ich bereute solche Tat!
    Ja, sie hätte mich geprügelt.
    Welcher Busen, Hals und Kehle!
    (Höher seh ich nicht genau.)
    Eh’ ich ihr mich anvertrau,
    Gott empfehl ich meine Seele.
    2.
    Am Golfe von Biskaya
    Hat sie den Tag erblickt;
    Sie hat schon in der Wiege
    Zwei junge Katzen erdrückt.
    Sie lief mit bloßen Füßen
    Wohl über die Pyrenä’n;
    Drauf ließ sie als junge Riesin
    In Perpignan sich sehn.
    Jetzt ist sie die größte Dame
    Im Faubourg Saint-Denis;
    Sie kostet dem kleinen Sir William
    Schon dreizehntausend Louis.
    3.
    Manchmal, wenn ich bei Euch bin,
    Großgeliebte, edle Doña,
    Wie erinnernd schweift mein Sinn
    Nach dem Marktplatz zu Bologna.
    Dorten ist ein großer Brunn,
    Fonte del Gigante heißt er,
    Obendrauf steht ein Neptun
    Von Johann, dem alten Meister.
Hortense
    ~
    1. Eh’mals glaubt ich, alle Küsse
    2. Wir standen an der Straßeneck’
    3. In meinen Tagesträumen
    4. Steht ein Baum im schönen Garten
    5. Neue Melodien spiel ich
    6. Nicht lange täuschte mich das Glück
    ~
    1.
    Eh’mals glaubt ich, alle Küsse,
    Die ein Weib uns gibt und nimmt,
    Seien uns, durch Schicksalsschlüsse,
    Schon urzeitlich vorbestimmt.
    Küsse nahm ich, und ich küßte
    So mit Ernst in jener Zeit,
    Als ob ich erfüllen müßte
    Taten der Notwendigkeit.
    Jetzo weiß ich, überflüssig,
    Wie so manches, ist der Kuß,
    Und mit leichtern Sinnen küß ich,
    Glaubenlos im Überfluß.
    2.
    Wir standen an der Straßeneck’
    Wohl über eine Stunde;
    Wir sprachen voller Zärtlichkeit
    Von unsrem Seelenbunde.
    Wir sagten uns vielhundertmal,
    Daß wir einander lieben;
    Wir standen an der Straßeneck’,
    Und sind da stehngeblieben.
    Die Göttin der Gelegenheit,
    Wie’n Zöfchen, flink und heiter,
    Kam sie vorbei und sah uns stehn,
    Und lachend ging sie weiter.
    3.
    In meinen Tagesträumen,
    In meinem nächtlichen Wachen,
    Stets klingt mir in der Seele
    Dein allerliebstes Lachen.
    Denkst du noch Montmorencys,
    Wie du auf dem Esel rittest,
    Und von dem hohen Sattel
    Hinab in die Disteln glittest?
    Der Esel blieb ruhig stehen,
    Fing an, die Disteln zu fressen –
    Dein allerliebstes Lachen
    Werde ich nie vergessen.
4.
    Sie spricht:
    Steht ein Baum im schönen Garten
    Und ein Apfel hängt daran,
    Und es ringelt sich am Aste
    Eine Schlange, und ich kann
    Von den süßen Schlangenaugen
    Nimmer wenden meinen Blick,
    Und das zischelt so verheißend,
    Und das lockt wie holdes Glück!
    Die andre spricht:
    Dieses ist die Frucht des Lebens,
    Koste ihre Süßigkeit,
    Daß du nicht so ganz vergebens
    Lebtest deine Lebenszeit!
    Schönes Kindchen, fromme Taube,
    Kost einmal und zittre nicht –
    Folge meinem Rat und glaube,
    Was die kluge Muhme spricht.
    5.
    Neue Melodien spiel ich
    Auf der neugestimmten Zither.
    Alt ist der Text! Es sind die Worte
    Salomos: Das Weib ist bitter.
    Ungetreu ist sie dem Freunde,
    Wie sie treulos dem Gemahle!
    Wermut sind die letzten Tropfen
    In der Liebe Goldpokale.
    Also wahr ist jene Sage
    Von dem dunklen Sündenfluche,
    Den die Schlange dir bereitet,
    Wie es steht im alten Buche?
    Kriechend auf dem Bauch, die Schlange,
    Lauscht sie noch in allen Büschen,
    Kost mit dir noch jetzt wie weiland,
    Und du hörst sie gerne zischen.
    Ach, es wird so kalt und dunkel!
    Um die Sonne flattern Raben,
    Und sie krächzen. Lust und Liebe
    Ist auf lange jetzt begraben.
    6.
    Nicht lange täuschte mich das

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