Sämtliche Werke
still verborgner Hut,
Jenes glühende Geheimnis,
Jene tief geheime Glut.
Sprühn einmal verdächt’ge Funken
Aus den Rosen – sorge nie!
Diese Welt glaubt nicht an Flammen,
Und sie nimmt’s für Poesie.
36.
Wie die Tage macht der Frühling
Auch die Nächte mir erklingen;
Als ein grünes Echo kann er
Bis in meine Träume dringen.
Nur noch märchensüßer flöten
Dann die Vögel, durch die Lüfte
Weht es sanfter, sehnsuchtwilder
Steigen auf die Veilchendüfte.
Auch die Rosen blühen röter,
Eine kindlich güldne Glorie
Tragen sie, wie Engelköpfchen
Auf Gemälden der Historie –
Und mir selbst ist dann, als würd ich
Eine Nachtigall und sänge
Diesen Rosen meine Liebe,
Träumend sing ich Wunderklänge –
Bis mich weckt das Licht der Sonne,
Oder auch das holde Lärmen
Jener andren Nachtigallen,
Die vor meinem Fenster schwärmen.
37.
Sterne mit den goldnen Füßchen
Wandeln droben bang und sacht,
Daß sie nicht die Erde wecken,
Die da schläft im Schoß der Nacht.
Horchend stehn die stummen Wälder,
Jedes Blatt ein grünes Ohr!
Und der Berg, wie träumend streckt er
Seinen Schattenarm hervor.
Doch was rief dort? In mein Herze
Dringt der Töne Widerhall.
War es der Geliebten Stimme,
Oder nur die Nachtigall?
38.
Ernst ist der Frühling, seine Träume
Sind traurig, jede Blume schaut
Von Schmerz bewegt, es bebt geheime
Wehmut im Nachtigallenlaut.
O lächle nicht, geliebte Schöne,
So freundlich heiter, lächle nicht!
Oh, weine lieber, eine Träne
Küß ich so gern dir vom Gesicht.
39.
Schon wieder bin ich fortgerissen
Vom Herzen, das ich innig liebe,
Schon wieder bin ich fortgerissen –
O wüßtest du, wie gern ich bliebe.
Der Wagen rollt, es dröhnt die Brücke,
Der Fluß darunter fließt so trübe;
Ich scheide wieder von dem Glücke,
Vom Herzen, das ich innig liebe.
Am Himmel jagen hin die Sterne,
Als flöhen sie vor meinem Schmerze –
Leb wohl, Geliebte! In der Ferne,
Wo ich auch bin, blüht dir mein Herze.
40.
Die holden Wünsche blühen,
Und welken wieder ab,
Und blühen und welken wieder –
So geht es bis ans Grab.
Das weiß ich, und das vertrübet
Mir alle Lieb’ und Lust;
Mein Herz ist so klug und witzig,
Und verblutet in meiner Brust.
41.
Wie ein Greisenantlitz droben
Ist der Himmel anzuschauen,
Roteinäugig und umwoben
Von dem Wolkenhaar, dem grauen.
Blickt er auf die Erde nieder,
Müssen welken Blum’ und Blüte,
Müssen welken Lieb’ und Lieder
In dem menschlichen Gemüte.
42.
Verdroßnen Sinn im kalten Herzen hegend,
Reis ich verdrießlich durch die kalte Welt,
Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält
Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.
Die Winde pfeifen, hin und her bewegend
Das rote Laub, das von den Bäumen fällt,
Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,
Nun kommt das Schlimmste noch, es regent.
43.
Spätherbstnebel, kalte Träume,
Überfloren Berg und Tal,
Sturm entblättert schon die Bäume,
Und sie schaun gespenstisch kahl.
Nur ein einz’ger, traurig schweigsam
Einz’ger Baum steht unentlaubt,
Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
Schüttelt er sein grünes Haupt.
Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
Und der Baum, den ich dort schau
Sommergrün, das ist dein Bildnis,
Vielgeliebte, schöne Frau!
44.
Himmel grau und wochentäglich!
Auch die Stadt ist noch dieselbe!
Und noch immer blöd und kläglich
Spiegelt sie sich in der Elbe.
Lange Nasen, noch langweilig
Werden sie wie sonst geschneuzet,
Und das duckt sich noch scheinheilig,
Oder bläht sich, stolz gespreizet.
Schöner Süden! wie verehr ich
Deinen Himmel, deine Götter,
Seit ich diesen Menschenkehricht
Wiederseh, und dieses Wetter!
Verschiedene
Entstehung ab 1831.
Veröffentlichungen ab 1833.
~
Seraphine
Angelique
Diana
Hortense
Clarisse
Yolante und Marie
Emma
Der Tannhäuser
Schöpfungslieder
Friedrike
Katharina
In der Fremde
Tragödie
~
Seraphine
~
1. Wandl’ ich in dem Wald des Abends
2. An dem stillen Meeresstrande
3. Das ist eine weiße Möwe
4. Daß du mich liebst, das wußt ich
5. Wie neubegierig die Möwe
6. Sie floh vor mir wie’n Reh so scheu
7. Auf diesem Felsen bauen wir
8. Graue Nacht liegt auf dem Meere
9. Schattenküsse, Schattenliebe
10. Das Fräulein stand am Meere
11. Mit schwarzen Segeln segelt mein Schiff
12. Wie schändlich du gehandelt
13. Es ziehen die brausenden Wellen
14. Es ragt ins Meer der Runenstein
15. Das Meer erstrahlt im
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