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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Ganges fließen
    Herab von der Himmelshöh’.
    Ich aber, Geliebte, vergebens
    Martre und quäl ich mich ab,
    Aus deinen Himmelsaugen
    Fließt mir kein Tropfen herab.
    2.
    Vierundzwanzig Stunden soll ich
    Warten auf das höchste Glück,
    Das mir blinzelnd süß verkündet,
    Blinzelnd süß der Seitenblick.
    Oh! die Sprache ist so dürftig,
    Und das Wort ein plumpes Ding;
    Wird es ausgesprochen, flattert
    Fort der schöne Schmetterling.
    Doch der Blick, der ist unendlich,
    Und er macht unendlich weit
    Deine Brust, wie einen Himmel
    Voll gestirnter Seligkeit.
    3.
    Nicht mal einen einz’gen Kuß,
    Nach so monatlangem Lieben!
    Und so bin ich Allerärmster
    Trocknen Mundes stehngeblieben.
    Einmal kam das Glück mir nah –
    Schon konnt ich den Atem spüren –
    Doch es flog vorüber – ohne
    Mir die Lippen zu berühren.
    4.
    Emma, sage mir die Wahrheit:
    Ward ich närrisch durch die Liebe?
    Oder ist die Liebe selber
    Nur die Folge meiner Narrheit?
    Ach! mich quälet, teure Emma,
    Außer meiner tollen Liebe,
    Außer meiner Liebestollheit,
    Obendrein noch dies Dilemma.
    5.
    Bin ich bei dir, Zank und Not!
    Und ich will mich fortbegeben!
    Doch das Leben ist kein Leben
    Fern von dir, es ist der Tod.
    Grübelnd lieg ich in der Nacht,
    Zwischen Tod und Hölle wählend –
    Ach! ich glaube, dieses Elend
    Hat mich schon verrückt gemacht.
    6.
    Schon mit ihren schlimmsten Schatten
    Schleicht die böse Nacht heran;
    Unsre Seelen, sie ermatten,
    Gähnend schauen wir uns an.
    Du wirst alt und ich noch älter,
    Unser Frühling ist verblüht.
    Du wirst kalt und ich noch kälter,
    Wie der Winter näher zieht.
    Ach, das Ende ist so trübe!
    Nach der holden Liebesnot
    Kommen Nöten ohne Liebe,
    Nach dem Leben kommt der Tod.
Der Tannhäuser
    Eine Legende
    Geschrieben 1836
    ~
    1. Ihr guten Christen, laßt euch nicht
    2. Zu Rom, zu Rom, in der heiligen Stadt
    3. Der Ritter Tannhäuser, er wandelt so rasch
    ~
    1.
    Ihr guten Christen, laßt euch nicht
    Von Satans List umgarnen!
    Ich sing euch das Tannhäuserlied,
    Um eure Seelen zu warnen.
    Der edle Tannhäuser, ein Ritter gut,
    Wollt Lieb’ und Lust gewinnen,
    Da zog er in den Venusberg,
    Blieb sieben Jahre drinnen.
    »Frau Venus, meine schöne Frau,
    Leb wohl, mein holdes Leben!
    Ich will nicht länger bleiben bei dir,
    Du sollst mir Urlaub geben.«
    »Tannhäuser, edler Ritter mein,
    Hast heut mich nicht geküsset;
    Küß mich geschwind, und sage mir:
    Was du bei mir vermisset?
    Habe ich nicht den süßesten Wein
    Tagtäglich dir kredenzet?
    Und hab ich nicht mit Rosen dir
    Tagtäglich das Haupt bekränzet?«
    »Frau Venus, meine schöne Frau,
    Von süßem Wein und Küssen
    Ist meine Seele geworden krank;
    Ich schmachte nach Bitternissen.
    Wir haben zuviel gescherzt und gelacht,
    Ich sehne mich nach Tränen,
    Und statt mit Rosen möcht ich mein Haupt
    Mit spitzigen Dornen krönen.«
    »Tannhäuser, edler Ritter mein,
    Du willst dich mit mir zanken;
    Du hast geschworen vieltausendmal,
    Niemals von mir zu wanken.
    Komm, laß uns in die Kammer gehn,
    Zu spielen der heimlichen Minne;
    Mein schöner lilienweißer Leib
    Erheitert deine Sinne.«
    »Frau Venus, meine schöne Frau,
    Dein Reiz wird ewig blühen;
    Wie viele einst für dich geglüht,
    So werden noch viele glühen.
    Doch denk ich der Götter und Helden, die einst
    Sich zärtlich daran geweidet,
    Dein schöner lilienweißer Leib,
    Er wird mir schier verleidet.
    Dein schöner lilienweißer Leib
    Erfüllt mich fast mit Entsetzen,
    Gedenk ich, wie viele werden sich
    Noch späterhin dran ergetzen!«
    »Tannhäuser, edler Ritter mein,
    Das sollst du mir nicht sagen,
    Ich wollte lieber, du schlügest mich,
    Wie du mich oft geschlagen.
    Ich wollte lieber, du schlügest mich,
    Als daß du Beleidigung sprächest,
    Und mir, undankbar kalter Christ,
    Den Stolz im Herzen brächest.
    Weil ich dich geliebet gar zu sehr,
    Hör ich nun solche Worte –
    Leb wohl, ich gebe Urlaub dir,
    Ich öffne dir selber die Pforte.«
    2.
    Zu Rom, zu Rom, in der heiligen Stadt,
    Da singt es und klingelt und läutet:
    Da zieht einher die Prozession,
    Der Papst in der Mitte schreitet.
    Das ist der fromme Papst Urban,
    Er trägt die dreifache Krone,
    Er trägt ein rotes Purpurgewand,
    Die Schleppe tragen Barone.
    »O heiliger Vater, Papst Urban,
    Ich laß dich nicht von der Stelle,
    Du hörest zuvor meine Beichte an,
    Du rettest mich von der Hölle!«
    Das Volk, es weicht im Kreis zurück,
    Es schweigen die geistlichen Lieder: –
    Wer ist der Pilger bleich und

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