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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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dass sie ihm freiwillig gefolgt ist.

Titelblatt des Erstdrucks, 1810

Theater an der Wien, wo das Stück uraufgeführt wurde

Personen:
     
    Der Kaiser
    Gebhardt, Erzbischof von Worms
    Friedrich Wetter, Graf vom Strahl
    Gräfin Helena, seine Mutter
    Eleonore, ihre Nichte
    Ritter Flammberg, des Grafen Vasall
    Gottschalk, sein Knecht
    Brigitte, Haushälterin im gräflichen Schloß
    Kunigunde von Thurneck
    Rosalie, ihre Kammerzofe
    Sybille, deren Stiefmutter
    Theobald Friedeborn, Waffenschmied aus Heilbronn
    Käthchen, seine Tochter
    Gottfried Friedeborn, ihr Bräutigam
    Maximilian, Burggraf von Freiburg
    Georg von Waldstätten, sein Freund
    Ritter Schauermann und Ritter Wetzlaf, seine Vasallen
    Der Rheingraf vom Stein, Verlobter Kunigundens
    Friedrich von Herrnstadt und Eginhardt von der Wart, seine Freunde
    Graf Otto von der Flühe, Wenzel von Nachtheim und Hans von Bärenklau, Räte des Kaisers und Richter des heimlichen Gerichts
    Jakob Pech, ein Gastwirt
    Drei Herren von Thurneck
    Kunigundens alte Tanten
    Ein Köhlerjunge
    Ein Nachtwächter
    Mehrere Ritter
    Ein Herold, zwei Köhler, Bedienten, Boten, Häscher, Knechte und Volk
    Die Handlung spielt in Schwaben

Erster Akt
     
    Szene: Eine unterirdische Höhle, mit den Insignien des Vehmgerichts, von einer Lampe erleuchtet.
     

Erster Auftritt
     
    Graf Otto von der Flühe als Vorsitzer, Wenzel von Nachtheim, Hans von Bärenklau als Beisassen, mehrere Grafen, Ritter und Herren, sämtlich vermummt, Häscher mit Fackeln usw. – Theobald Friedeborn, Bürger aus Heilbronn, als Kläger, Graf Wetter vom Strahl als Beklagter, stehen vor den Schranken.
     
    Graf Otto (steht auf). Wir, Richter des hohen, heimlichen Gerichts, die wir, die irdischen Schergen Gottes, Vorläufer der geflügelten Heere, die er in seinen Wolken mustert, den Frevel aufsuchen, da, wo er, in der Höhle der Brust, gleich einem Molche verkrochen, vom Arm weltlicher Gerechtigkeit nicht aufgefunden werden kann: wir rufen dich, Theobald Friedeborn, ehrsamer und vielbekannter Waffenschmied aus Heilbronn auf, deine Klage anzubringen gegen Friedrich, Graf Wetter vom Strahle; denn dort, auf den ersten Ruf der heiligen Vehme, von des Vehmherolds Hand dreimal, mit dem Griff des Gerichtsschwerts, an die Tore seiner Burg, deinem Gesuch gemäß, ist er erschienen, und fragt, was du willst? (Er setzt sich.)
     
    Theobald Friedeborn. Ihr hohen, heiligen und geheimnisvollen Herren! Hätte er , auf den ich klage, sich bei mir ausrüsten lassen – setzet in Silber, von Kopf bis zu Fuß, oder in schwarzen Stahl, Schienen, Schnallen und Ringe von Gold; und hätte nachher, wenn ich gesprochen: Herr, bezahlt mich! geantwortet: Theobald! Was willst du? Ich bin dir nichts schuldig; oder wäre er vor die Schranken meiner Obrigkeit getreten, und hätte meine Ehre, mit der Zunge der Schlangen – oder wäre er aus dem Dunkel mitternächtlicher Wälder herausgebrochen und hätte mein Leben, mit Schwert und Dolch, angegriffen: so wahr mir Gott helfe! ich glaube, ich hätte nicht vor euch geklagt. Ich erlitt, in drei und funfzig Jahren, da ich lebe, so viel Unrecht, daß meiner Seele Gefühl nun gegen seinen Stachel wie gepanzert ist; und während ich Waffen schmiede, für andere, die die Mücken stechen, sag ich selbst zum Skorpion: fort mit dir! und laß ihn fahren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir mein Kind verführt, meine Katharine. Nehmt ihn, ihr irdischen Schergen Gottes, und überliefert ihn allen geharnischten Scharen, die an den Pforten der Hölle stehen und ihre glutroten Spieße schwenken: ich klage ihn schändlicher Zauberei, aller Künste der schwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem Satan an!
     
    Graf Otto. Meister Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl, was du sagst. Du bringst vor, der Graf vom Strahl, uns vielfältig und von guter Hand bekannt, habe dir dein Kind verführt. Du klagst ihn, hoff ich, der Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von dir abwendig gemacht? Weil er ein Mädchen, voll rascher Einbildungen, mit einer Frage, wer sie sei? oder wohl gar mit dem bloßen Schein seiner roten Wangen, unter dem Helmsturz hervorglühend, oder mit irgend einer andern Kunst des hellen Mittags ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für sich gewonnen hat?
     
    Theobald. Es ist wahr, ihr Herren, ich sah ihn nicht zur Nachtzeit, an Mooren und schilfreichen Gestaden, oder wo sonst des Menschen Fuß selten erscheint, umherwandeln und mit den Irrlichtern Verkehr treiben. Ich fand ihn nicht auf den Spitzen der

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