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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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erstaunlichen Arbeit und Feile vollendet worden sind. Sein Idealismus ist stark von Sinnlichkeit durchdrungen, so daß er zuweilen herb, zuweilen anstößig wird und das Maßlose in manchen seiner Charaktere   und Handlungen hängt mit seiner eigenen Maßlosigkeit im Streben nach dem Absoluten zusammen, während das Hereinziehen des Uebernatürlichen auf den Einfluß der Romantiker zurückzuführen ist. Von seinen acht Dramen ist „Der Prinz von Homburg“ das reifste und insofern auch das seinen Genius am tiefsten kennzeichnende, als es einer an Pessimismus streifenden vollständigen Umkehr des historischen Verhältnisses seine Entstehung verdankt. Nur ein ironischer, die äußersten Folgen menschlichen Handelns durchdringender Geist konnte die in einer Aeußerung des großen Kurfürsten enthaltene Möglichkeit einer kriegsrichterlichen Verurtheilung des Prinzen von Homburg zur Wirklichkeit umgestalten. Der hohe nationale Werth dieses Drama’s besteht nun aber darin, daß K. in einem beschränkten, das engere Vaterland umfassenden Rahmen das ewige Verhältniß der Freiheit zur Schranke darstellt, das gegenüber der großartigen Entwickelung eines ächt deutschen Fürstencharakters und angesichts meisterhaft motivirter Nebencharaktere, mit der Läuterung des gegen die Schranke sich Auflehnenden, in welchem der Dichter seine eigenen Jugendirrthümer abgespiegelt hat, schließt. Diese in seine letzten Lebensjahre fallende Schöpfung berechtigt zu der Annahme, daß er im Großen und Ganzen die innere Kluft überwunden hatte und daß nur äußere Drangsale sie wieder geöffnet haben. Auch „Die Hermannsschlacht“ gehört, trotz mancher Fehler, zu den urwüchsigsten Werken unserer Litteratur und ebenso ist im „Käthchen von Heilbronn“, obgleich das Problem geradezu verkehrt gelöst ist, das deutsche Element von dem höchsten Zauber der Poesie umflossen. Die Penthesilea und der Amphitryon sind hochpoetische, Schönheiten ersten Ranges enthaltende, aber im Ganzen verfehlte Versuche, wohingegen man in Betreff des Zerbrochenen Kruges Friedrich Hebbel beistimmen muß, wenn er sagt, daß diesem Stücke gegenüber nur das Publikum durchfallen kann. Das gewaltige Fragment des Guiskard läßt durch den äußersten Pathos, der sich gleich zu Anfang des Stückes entrollt, begreiflich finden, warum K. sich vergebens an der Steigerung und Vollendung dieses Drama’s abmühte. Von den Novellen ist Michael Kohlhaas nach Inhalt und Form die musterhafteste und sowol in den wenigen lyrischen Gedichten wie in den prosaischen Aufsätzen ästhetischen und politischen Inhaltes, auch in den Briefen, sind Perlen, die noch lange nicht genügend gewürdigt sind.
    Außer Tieck’s und Julian Schmidt’s Vorreden zu Kleist’s Werken sind besonders zu erwähnen: H. v. Kleist’s Leben und Briefe von E. v. Bülow; H. v. Kleist von A. Wilbrandt; dessen Briefe an seine Schwester Ulrike von A. Koberstein, seine politischen Schriften von Rudolf Köpke, zu H. v. Kleist’s Werken (über die verschiedenen Lesarten) von Reinhold Köhler, H. v. K. und der zerbrochene Krug, neue Beiträge von Karl Siegen (mit dem Taufscheine und dem Todtenscheine), sowie dessen Festschrift und die werthvolle biographische Einleitung zur Brockhaus’schen Ausgabe der ausgewählten Dramen, Rudolf Genée’s Einleitung zu seiner Bearbeitung der Hermannsschlacht, H. v. Treitschke’s Abhandlung über H. v. K. in den Preußischen Jahrbüchern, December 1858, die Quelle der Kleist’schen Erzählung Michael Kohlhaas von Emil Kuh in Kolatschek’s Stimmen der Zeit, 1861, Nr. 31. A. R. Schillmann, H. v. K., seine Jugend und die Familie Schroffenstein. Hebbel’s Abhandlungen über K. in dessen sämmtlichen Werken, Bd. XI und XII. Briefe von Tieck, hrsg. v. Holtei. Schwarze’s Artikel im Frankfurter Publizisten, 1876 und in d. Gegenwart X, Nr. 44 über Kleist’s Familienverhältnisse. O. Wenzel’s Beitrag z. Lebensgeschichte H. v. Kleist’s in der Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung, Nr. 37 u. 38, Jahrg. 1880. K. Siegen’s H. v. K. u. seine Familie in d. Gegenwart v. 13. Mai 1882. Mein Aufsatz über den Prinzen von Homburg in Rötscher’s Jahrbüchern für dramatische Kunst und Litteratur, Bd. II und die bereits näher besprochenen jüngeren Arbeiten von Lindau, Zolling und Biedermann.

 

    Kleiner Wannsee, wo Kleist selbst und seine Geliebte Henriette Vogel erschossen

Grab von Heinrich von Kleist
     

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