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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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selbst!
     
     
     

Zehnter Auftritt
     
    Guiskard tritt auf. Die Herzogin, Helena, Robert, Gefolge hinter ihm. Die Vorigen.
     
    Das Volk (jubelnd).
Triumph! Er ist’s! Der Guiskard ist’s! Leb hoch!
     
    (Einige Mützen fliegen in die Höhe.)
     
    Der Greis (noch während des Jubelgeschreies).
O Guiskard! Wir begrüßen dich, o Fürst!
Als stiegst du uns von Himmelshöhen nieder!
Denn in den Sternen glaubten wir dich schon – –!
     
    Guiskard (mit erhobener Hand).
Wo ist der Prinz, mein Neffe?
     
    (Allgemeines Stillschweigen.)
     
    Tritt hinter mich.
     
    (Der Prinz, der sich unter das Volk gemischt hatte, steigt auf den Hügel und stellt sich hinter Guiskard, während dieser ihn unverwandt mit den Augen verfolgt.)
     
    Hier bleibst du stehn, und lautlos. – Du verstehst mich?
– Ich sprech nachher ein eignes Wort mit dir.
(Er wendet sich zum Greise.)
Du führst, Armin, das Wort für diese Schar?
     
    Der Greis.
Ich führ’s, mein Feldherr!
     
    Guiskard (zum Ausschuß).   Seht, als ich das hörte,
Hat’s lebhaft mich im Zelt bestürzt, ihr Leute!
Denn nicht die schlechtsten Männer seh ich vor mir,
Und nichts Bedeutungsloses bringt ihr mir,
Und nicht von einem Dritten mag ich’s hören,
Was euch so dringend mir vors Antlitz führt. –
Tu’s schnell, du alter Knabe, tu mir’s kund!
Ist’s eine neue Not? Ist es ein Wunsch?
Und womit helf ich? Oder tröst ich? Sprich!
     
    Der Greis.
Ein Wunsch, mein hoher Herzog, führt uns her.
Jedoch nicht ihm gehört, wie du wohl wähnst,
Der Ungestüm, mit dem wir dein begehrt,
Und sehr beschämen würd’ uns deine Milde,
Wenn du das glauben könntest von der Schar.
Der Jubel, als du aus dem Zelte tratst,
Von ganz was anderm, glaub es, rührt er her:
Nicht von der Lust bloß, selbst dich zu erblicken;
Ach, von dem Wahn, du Angebeteter!
Wir würden nie dein Antlitz wiedersehn;
Von nichts Geringerm als dem rasenden
Gerücht, daß ich’s nur ganz dir anvertraue,
Du, Guiskard, seist vom Pesthauch angeweht –!
     
    Guiskard (lachend).
Vom Pesthauch angeweht! Ihr seid wohl toll, ihr!
Ob ich wie einer ausseh, der die Pest hat?
Der ich in Lebensfüll’ hier vor euch stehe?
Der seiner Glieder jegliches beherrscht?
Des reine Stimme aus der freien Brust
Gleich dem Geläut der Glocken euch umhallt?
Das läßt der Angesteckte bleiben, das!
Ihr wollt mich, traun! mich Blühenden, doch nicht
Hinschleppen zu den Faulenden aufs Feld?
Ei, was zum Henker, nein! Ich wehre mich
Im Lager hier kriegt ihr mich nicht ins Grab:
In Stambul halt ich still, und eher nicht!
     
    Der Greis.
O du geliebter Fürst! Dein heitres Wort
Gibt uns ein aufgegebnes Leben wieder!
Wenn keine Gruft doch wäre, die dich deckte!
Wärst du unsterblich doch, o Herr! unsterblich,
Unsterblich, wie es deine Taten sind!
     
    Guiskard.
– Zwar trifft sich’s seltsam just, an diesem Tage,
Daß ich so lebhaft mich nicht fühl als sonst:
Doch nicht unpäßlich möcht’ ich nennen das,
Viel wen’ger pestkrank! Denn was weiter ist’s,
Als nur ein Mißbehagen, nach der Qual
Der letzten Tage, um mein armes Heer.
     
    Der Greis.
So sagst du
     
    Guiskard (ihn unterbrechend).
      ‘s ist der Red’ nicht wert, sag ich!
Hier diesem alten Scheitel, wißt ihr selbst,
Hat seiner Haare keins noch weh getan!
Mein Leib ward jeder Krankheit mächtig noch.
Und wär’s die Pest auch, so versichr’ ich euch:
An diesen Knochen nagt sie selbst sich krank!
     
    Der Greis.
Wenn du doch, mindestens von heute an,
Die Kranken unsrer Sorge lassen wolltest!
Nicht einer ist, o Guiskard, unter ihnen,
Der hülflos nicht, verworfen lieber läge,
Jedwedem Übel sterbend ausgesetzt,
Als daß er Hülf’ von dir, du einziger,
Du Ewig-Unersetzlicher, empfinge,
In immer reger Furcht, den gräßlichsten
Der Tode dir zum Lohne hinzugeben.
     
    Guiskard .
Ich hab’s, ihr Leut’, euch schon so oft gesagt,
Seit wann denn gilt mein Guiskardswort nicht mehr?
Kein Leichtsinn ist’s, wenn ich Berührung nicht
Der Kranken scheue, und kein Ohngefähr,
Wenn’s ungestraft geschieht. Es hat damit
Sein eigenes Bewenden – kurz, zum Schluß:
Furcht meinetwegen spart! –
    Zur Sache jetzt!
Was bringst du mir? sag an! Sei kurz und bündig;
Geschäfte rufen mich ins Zelt zurück.
     
    Der Greis (nach einer kurzen Pause).
Du weißt’s, o Herr! du fühlst es so wie wir –
Ach, auf wem ruht die Not so schwer als dir?
In dem entscheidenden Moment, da schon – –
     
    (Guiskard sieht sich um, der Greis stockt.)
     
    Die Herzogin

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