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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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nicht. Deswegen ist Einsamkeit der Liebe so gefärlich - nein!
    nicht gefärlich, so tröstlich, so närend —
    Mein Freund Karl wendet alle Mittel an, mich meinen Schwärmereien (wie er’s nent) zu entreissen, wieder Freud in meine Sel’ auszugiessen; aber er wird seines Endzweks verfelen. Mit vieler Müh’ und Not hat er mich beredet, morgen mit ihm zu einem Kaufman in dem Städchen K- zu reisen, und bei ihm eine Summe für seinen Vater auszuzalen. Er hat mir ihn schon geschildert - der Kaufman ist ein filziger Teufel auf dieser Welt. O kriechende Insekten! Ich möchte den Kerl prügeln, one daß ich [ihn] noch gesehen habe. Und doch geh’ ich zu ihm! Freund, es ist ein wunderliches Ding darum, daß man mit dem oft gerne umgeht, den man doch von Herzen hast. Man hat eine Freude daran, daß man sie hassen kan. Es komt daher — verdamt sei doch dies kalte Räsonniren. Ich liebe, ich füle blos, und - verzeih’ mir’s, lieber Wilhelm. Kält’ und Wärme des Herzens haben bei mir iezt ihre periodische Riikker, wie’s Fieber. —
    Adieu!
     
     
    am 13. August.
    Freund ich kan mich nicht mer halten, ich überlebe die Wonne nicht, mein Herz fast sie nicht, sie zerreist mir’s Gehirn! Ich habe sie gefunden, die ich liebte, ich kenne sie und glüh’ ihr. O tausend Dank meinem lieben Karl, der sie mir entdekken half; one dem ich einen Engel weniger auf der Erde würde gekant haben. Ich wil dir’s erzälen, tausendmal erzälen: denn ich werd’ es nie sat werden. Nachmittag reist’ ich mit meinem Freund ab. Unter schönen Wetter kamen wir endlich im Städchen K- an. Ich gieng mit in’s Haus des Kaufmans, den ich dir schon vorher als einen kargen Man geschildert habe. Mein Freund bezalt die Summe von seinem Vater an ihn. Wie lächelnd er’s Geld einstrich! wie sorgfältig er hinschielte, um zu sehen, ob richtig gezält sei! Sein dürres, schwarzes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, aus dem des Geizigen Sele ganz durchschien. Er war so gastfrei, uns auf einen Kaffee dazubehalten. Man trug ihn auf - und wer? Meine, die Geliebte, die ich neulich im Wald sähe, die Gute! Ein weises Unschuldskleid mit blasroten Schleifen war ihr Gewand. Durch mein Inneres durchbebte mich ihr Anblik - fast alle Sinne vergiengen mir - ich muste vor Freuden weinen. Sie macht’ ihr Kompliment so natürlich, so ungezwungen. Ich stotterte. Star blikt’ ich sie an, und wolte mich weiden an ihrem Engelsblik - o Got, und ich kont’ es nicht ertragen. -
    Sie ist geschwäzzig. Der Geiz ihres Vaters scheint ihr manche Qual zu verursachen. Ich wandt’ al meine Selenkraft an, mich mit ihr zu unterhalten - aber da bracht’ ich kaum Ein gescheutes Wort heraus. Ich wolte mein Herz, das von Empfindung überflos, gern ihr zeigen; aber wie kont’ ich’s! Jedes Wort sagte mir zu wenig, war mir zu weitschweifig - ich wolte viel sagen, und sagte gar nichts. Sie unterredete sich meistens mit meinem Freund’. Nur, wenn sie lächelte, sah’ sie mich mit holder Engelsanmut an. Ach! sie blikket nicht nach Liebe - sie schmachtet, senet darnach. - Durch alle Glieder zitterte mir der Schauer, der mich eiskalt überlief, wenn ich ihre Hand, oder ihren Fus berürte. Wie uns doch Got so wunderlich geschaffen hat. Ein menschliches Geschöpf wie wir - ist uns Göttin - ist uns Quel der Seligkeiten, in welchen wir taumelnd sinken.
    Es wurd’ Abends: und ich glaubte, kaum eine Stunde da gewesen zu sein. Mein Freund brach auf; ich wüste nicht, wie mir geschah. Ich nam Abschied von ihr - so verwirt, so wild, so tobend! Ein unaufhaltbares Drängen entpreste mir die Worte: Vergessen Sie mich nicht. Sie antwortete darauf: wenn Sie bald wiederkommen. Das wiederhol’ ich mir so oft: es durchdrang al meine Sinne. Ich lief und eilte nach Hause. Mein Freund entdekte meinen Zustand. Es wurde mir unendlich leichter, nur mich ausschütten zu können. Aber er sympatisirt mir nicht genug. Es ist schwer, einen Freund zu finden, der an unsrer Lieb’ Anteil, warmen Anteil nimt. Ihren Namen sagt’ er mir. Sie heist Heloise. Drei Menschen in der Welt, die den Himmel verdienen, du, Heloise, und Karl. Freue dich mit mir: so wie du sonst mit mir geweint hast.
     
     
    am 16 August.
    Ich denk’ nur sie - meine Heloise. Alle Tage möcht’ ich zu ihr eilen. Mein Freund aber hält mich ab. Er sagt: es verbietet’s der Wolstand. O so hol der T- al den Wolstand, der mich hindert, glüklich zu sein. Ist’s nicht mit al unsern Gütern blos Kindertand, blos Puppenspiel? Sie

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