Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
die Spuren von erst vier und dann zwei Weißen gezählt; das sind sechs. Man wird sie nicht alle schwimmen lassen, sondern jeden auf eine andre Art um sein Leben kämpfen lassen. Wir müssen uns beeilen, sie zu retten.«
    »Wenn mein weißer Bruder das thut, so wird er sich nur beeilen, selbst zu sterben.«
    »Nun, das muß gewagt werden. Ich baue darauf, daß ich mich gegen die Utahs niemals feindlich gezeigt habe.«
    »Darauf darfst du dich nicht verlassen. Haben sie das Kriegsbeil gegen die Weißen ausgegraben, so behandeln sie ihren besten Freund als Feind, wenn er ein Bleichgesicht ist; sie würden auch deiner nicht schonen.«
    »Aber die Häuptlinge würden mich schützen!«
    »Nein. Der Utah ist nicht treu und aufrichtig, und kein Häuptling dieses Volkes hat auf seine Krieger den Einfluß, welcher dich zu retten vermöchte. Wir dürfen uns nicht zeigen.«
    »Aber du darfst doch zu ihnen gehen!«
    »Nein, denn ich weiß nicht, ob sie das Beil nicht auch gegen andre rote Nationen geschliffen haben.«
    »Dann sind diese sechs Weißen aber doch rettungslos verloren!«
    »Mein Bruder mag das nicht glauben. Ich habe zwei Gründe, welche dagegen sprechen.«
    »Nun, erstens?«
    »Erstens habe ich bereits gesagt, daß die Gefangenen der roten Männer nur langsam sterben dürfen; es ist aber noch früh am Morgen, und wir haben also noch Zeit, das Lager zu beobachten. Vielleicht erfahren wir mehr, als wir jetzt wissen, und dann können wir leichter einen Entschluß fassen.«
    »Und zweitens?«
    Der Apache machte ein äußerst pfiffiges Gesicht, als er antwortete: »Es befindet sich bei den Bleichgesichtern ein Mann, welcher sich und die Seinigen nicht so leicht töten läßt.«
    »Wer?«
    »Old Shatterhand.«
    »Was!« fuhr der Jäger auf. »Old Shatterhand, mit welchem du droben am Silbersee zusammentreffen willst? Sollte er wirklich schon hier sein?«
    »Old Shatterhand ist so pünktlich wie die Sonne oder ein Stern am Himmel.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie willst du da behaupten, daß er sich hier befindet!«
    »Ich weiß es bereits seit gestern.«
    »Ohne es mir zu sagen?«
    »Schweigen ist oft besser als sprechen. Hätte ich gestern gesagt, wessen Gewehr auf der Blöße gesprochen hat, so würdet Ihr nicht ruhig geblieben sein, sondern viel schneller vorwärts gedrängt haben.«
    »Sein Gewehr hat gesprochen? Woher weißt du das?«
    »Als wir den Waldessaum und das Gras der Lichtung absuchten, fand ich ein Bäumchen mit Kugellöchern. Die Kugeln stammen aus Old Shatterhands Wunderbüchse; ich weiß das genau. Er hat die roten Männer erschrecken wollen, und sie fürchten sich nun vor seinem Gewehre.«
    »Hättest du mir das Bäumchen gezeigt! Hm! Wenn Old Shatterhand sich unter diesen Weißen befindet, so braucht uns allerdings nicht allzu bange zu sein. Ich kenne ihn; ich weiß, was er leistet, und welchen Respekt die Indianer für ihn hegen. Was sollen wir thun? Was schlägst du uns vor?«
    »Meine Freunde werden mir jetzt folgen und dabei einzeln hintereinander reiten, damit die Utahs, wenn sie ja auf unsre Fährte treffen sollten, nicht zählen können, wieviel Personen wir sind. Howgh!«
    Er wendete sein Pferd nach rechts und ritt weiter, ohne zu fragen, ob Old Firehand ihm beistimme, und ohne sich umzuschauen, ob man ihm folge.
    Die Ufer des Baches waren, wie schon gesagt, auseinander getreten, um als erst niedriger und dann immer mehr ansteigender Höhenzug die Ebene des Sees einzusäumen. Die Ebene war baumlos, aber die Höhen standen voller Wald, welcher bis zum Fuße derselben herniederstieg und dann einen lichten Saum von Büschen bildete. Hinter diesen Büschen und unter den Bäumen Schutz und Deckung suchend, folgte Winnetou der Höhe rechts, welche die nördliche Seite der Ebene begrenzte und dann im Westen an jenen Bergstock stieß, dessen Wasser den See speiste.
    Auf diese Weise umritten die Weißen die Ebene von dem östlichen bis zu dem westlichen Punkte derselben, wo sie an den Bach gelangten und, einige hundert Schritte vom See entfernt, sich unter Bäumen befanden, zwischen denen hindurch sie auf das Lager sehen konnten. Dort stiegen sie ab. Doch banden sie ihre Pferde nicht an; es behielt vielmehr ein jeder die Zügel des seinigen in der Hand, und Winnetou verschwand, um die Umgebung abzusuchen. Er kehrte sehr bald zurück und meldete, daß er nichts Verdächtiges gefunden habe. Es war kein Utah heute an diesen Ort gekommen. Nun erst band man die Pferde an und lagerte sich in

Weitere Kostenlose Bücher