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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht nur schon gesehen, sondern auch mit ihm gesprochen.«
    »Das ist mir lieb! Ich lerne also in Ihnen einen Bekannten von ihm kennen. Glauben Sie, daß er bereit sein wird, zwei deutsche Señores zu retten?«
    »Deutsche? Was ist das?« »Leute aus Deutschland.« »Das kenne ich nicht.«
    »Da scheint es mit Ihren geographischen Kenntnissen schlecht zu stehen, Señor Anciano. Deutschland ist ein Land, welches jenseits des Meeres liegt, westlich von Spanien, nördlich von Rußland, südlich von England und östlich von Italien. Da haben Sie seine Grenzen. Die Leute dort sind des Teufels darauf, Riesentiere auszugraben. Bei einem solchen Geschäft sind wir von den Abipones erwischt worden.«
    »Von den Abipones? Wo war das?«
    »Jenseits des Rio Salado, aber diesseits der Laguna Porongos.«
    »Auch dort waren Abipones? Seltsam! Wie viele?« »Vielleicht fünfzig.« »Grad so viele, wie auch wir gesehen haben.« »Wo?« »Da hinter uns im Walde.«
    »Das ist kein gutes Zeichen. Sollten diese Kerls etwa einen Einfall planen? Ich wünsche sehr, den Vater Jaguar zu finden, damit der lateinische Deutsche und sein Diener baldigst gerettet werden.«
    Er erzählte den beiden in seiner Weise das erlebte Abenteuer. Dabei gelangten sie wieder in den Wald und wurden von der Fährte, welcher sie folgten, am Saume desselben hingeführt, bis er eine kleine Bucht bildete, vor welcher sie überrascht halten blieben, denn auf derselben grasten wohl über zwanzig Pferde, und ebensoviele Männer lagen in den verschiedensten Gruppierungen umher. Sie waren wohlbewaffnet und alle, ohne Ausnahme, ganz und gar in Leder gekleidet. Als sie die Ankömmlinge erblickten, sprangen sie auf, und einer, welcher von riesiger Gestalt war und einen dichten, grauen Bart trug, kam auf sie zu.
    »Das ist der Vater Jaguar,« flüsterte Anciano dem Chirurgen zu.
    Der Genannte bildete heute eine ganz andre Figur als in Buenos Ayres. Dort hatte er einen feinen Anzug nach französischem Schnitte getragen und auch schon so einen jeden mit seiner gewaltigen Figur imponiert. Hier aber in dem Lederanzuge und in den langen Stiefeln sah er noch ganz anders aus. Es war, als ob diese Gestalt gar nicht ohne dieses Habit gesehen werden dürfe. Er nahm zunächst keine Notiz von dem Chirurgen, sondern wendete sich an dessen Begleiter und rief sichtlich erfreut, indem er ihnen die Hände entgegenstreckte:
    »Anciano und Hauka! Hier unten im Chaco! Was hat denn euch bewogen, von euern Bergen herabzusteigen, und welcher Zufall führt euch grade heut an diesen Ort?«
    Sie drückten ihm die Hände, und Anciano antwortete:
    »Davon später, Señor. Es gibt Notwendigeres zu besprechen. Sie sollen zwei gefangene Männer retten.«
    »Wie? Zwei Gefangene retten? Das klingt ja sehr nach Abenteuer! Wer sind diese Leute?«
    »Don Parmesan wird es Ihnen sagen.«
    Der Vater Jaguar wendete sich jetzt dem Genannten zu. Seine Augenwinkel zogen sich ein wenig mißmutig zusammen, als er zu ihm sagte:
    »Don Parmesan? Diesen Namen habe ich schon gehört, und ich denke, Sie auch schon gesehen zu haben. Werden Sie nicht zuweilen El Carnicero genannt?«
    »Allerdings,« antwortete der Gefragte; »aber ich dulde es nicht, daß man mir diesen Namen gibt. Ich bin der Doktor Parmesan Rui el Iberio de Sargunna y Cast – – – –«
    »Schon gut!« unterbrach ihn der Vater Jaguar. »Sie wollen mir sagen, wer die Männer sind, welche meiner Hilfe bedürfen?«
    »Es sind zwei deutsche Señores.«
    »Deutsche? Ist’s möglich?«
    »Ja. Sie wollten Ihnen nach, um im Chaco alte Tiere auszugraben.Í
    »Alte Tiere? Meinen Sie etwa vorweltliche?« fragte der Riese, indem er die Brauen in mißmutiger Erwartung höher zog.
    »Ja, vorweltliche; das stimmt. Es war eine Gigantochelonia.«
    »Diesen Namen habe ich noch nicht gehört; mein Latein sagt mir aber, daß es sich wahrscheinlich um eine Riesenschildkröte handelt.«
    »Richtig, Señor! Bei der Schale der Kröte war es, wo wir erwischt wurden.«
    »Wie hießen diese Deutschen?«
    »Der Kukuk kann sich solche Namen merken! Einer war Doktor und der andre sein Diener.«
    »Doktor Morgenstern?«
    »Ja, ja, so klang es.«
    »Und Fritze Kiesewetter?«
    »Ganz recht, ganz recht! Kiese – – war’s, Kiese –!«
    »Welche Menschen! Ich glaube, die sind mir von Buenos Ayres bis hierher nachgelaufen!«
    »Das nicht; aber per Dampfer nachgefahren und dann von Santa Fé aus nachgeritten. Dieser Doktor Mor – Mor – oder wie er heißt, ist ein ganz lieber

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