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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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am Halse und am Ohre, Señor. Ich werde sie Ihnen abnehmen. Ich verstehe das. Halten Sie still; ich thue Ihnen nicht weh. Sie wissen, daß für mich nichts zu schwer ist. Ich nehme alles herunter.«
    Er griff nach dem Egel am Halse des anderen; dieser aber gab ihm lachend zurück:
    »Operieren Sie erst sich selbst, Don Parmesan! Sie haben ja auch zwei Stück am Kinn hängen.«
    »Ich?« fragte der Chirurg erstaunt. Er griff nach der bezeichneten Stelle und fühlte die Anhängsel. Da fuhr er erfreut fort: »Das ist gut! Die sind mir angelaufen, als ich mit den Füßen im Wasser saß. Ich habe sie hierher getragen, ohne es zu wissen. Ich werde sie abnehmen, ohne ihnen wehe zu thun und sie dann zu den andern in die Flasche stecken. Warten Sie, Señor! Dann befreie ich Sie auch von den Ihrigen.«
    Er machte einen leisen Versuch, seine Blutsauger zu entfernen, und da sie voll und satt waren, gelang es ihm sehr leicht. Dann bückte er sich nach seinen Flaschen nieder, hob die eine empor, machte ein verblüfftes Gesicht, nahm die andre und auch die dritte auf und rief dann bestürzt aus:
    »Leer! Alle drei sind leer! Wo sind meine Sanguijuelas hin?«
    Ein allgemeines lautes Gelächter antwortete ihm. El Picaro hatte seinen Gefährten ein heimliches Zeichen gegeben; sie verstanden ihn und wußten sogleich, woran sie waren. Darum antwortete Geronimo dem erstaunten Chirurgen:
    »Wohin sie sind? Das müssen Sie doch fühlen, Don Parmesan. Ich glaube, Sie tragen sie alle an Ihrem Leibe. Und unser lieber Señor Federico mag auch einmal nachsehen, ob diejenigen, welche wir bis jetzt an ihm sehen, die einzigen sind, die sich für ihn interessieren.«
    Er trat zu dem Genannten, nahm ihm den Gürtel ab, zog die Brustschlitze des Hemdes auseinander und fuhr dann lachend fort:
    »Dachte es mir! Eine ganze Kolonie von Blutegeln, einer immer neben dem andern! Señor, die lieben Tiere müssen eine ungemeine Zuneigung für Sie haben!«
    »Danke für die Zuneigung!« antwortete Fritze zornig, indem er nach seiner Brust griff, um die Egel abzureißen. Da aber fiel Don Parmesan ihm in die Arme, hielt dieselben fest und schrie entsetzt:
    »Halt, halt, Señor! Meine Flaschen sind leer; das sind also meine Sanguijuelas, an denen Sie sich nicht vergreifen dürfen! Sie sind mir entschlüpft, und ich muß sie mir wieder einfangen, einzeln und behutsam, damit ich keinen verletze.«
    »Ach, was geht es mich an, wem diese Raubtiere gehören!« antwortete Kiesewetter erbost. »Ich lasse mich nicht von ihnen anfallen und auffressen. Herunter mit ihnen!«
    Er wollte diesen Vorsatz ausführen, doch der Chirurg hielt ihm die Arme noch immer fest und bat in flehendem Tone:
    »Nein, nein, Señor! Ich ersuche Sie inständigst, mir den Gefallen zu thun. Ich lese sie Ihnen ab, und wenn alle an Ihnen hängen sollten!«
    »Alle? Das fehlte noch! Ich habe genug an diesen da, und wenn –«
    Er hielt inne und machte ein Gesicht, als ob er auf etwas lausche; dann schlug er sich mit den Händen kräftig gegen die Oberarme, die Schenkel und andre Körperteile und wetterte, im höchsten Grade ergrimmt:
    »Ja, ich habe sie alle, alle! ich fühle es jetzt ganz deutlich!«
    »Ich auch, ich auch!« rief Don Parmesan, von dem sich Fritze losgerissen hatte. Er fuhr sich mit der Hand unter das Gewand, um sich von der Anwesenheit der Blutegel, die er nun auch fühlte, zu überzeugen.
    »Ich habe sie am ganzen Leibe sitzen!« fuhr Fritze fort.
    »Ich auch, ich auch!«
    »An den Armen, an den Beinen!«
    »Ich ebenso!«
    »Auf dem Rücken, auf dem Leibe!«
    »Ich auch, ich auch!«
    »Diese Bestien, diese Vampyrs! Ich zerschlage sie, ich zerquetsche sie alle, alle!«
    Wieder schlug er sich wie wütend gegen alle seine Körperteile, um die an denselben sitzenden Blutegel auf diese Weise los zu werden.
    Da fiel ihm Don Parmesan abermals in die Arme und schrie:
    »Halten Sie ein! halten Sie ein! Sie ermorden die Egel ja; Sie zerquetschen sie; Sie schlagen sie tot. Halten Sie still! Ich nehme sie Ihnen so säuberlich ab, daß Sie Ihre Freude daran haben werden!«
    »Still halten? Fällt mir gar nicht ein,« antwortete Fritze, sich gegen den Chirurgen wehrend. »Sterben müssen sie, elendiglich umkommen!«
    »Nein, nein, und abermals nein! Haben Sie Erbarmen! Ich nehme sie alle ab. Sie wissen ja, ich säbele alles herunter! Und wenn einer oder einige nicht wollen, so lassen wir sie hängen, bis sie satt sind; dann fallen sie freiwillig und ganz von selber ab.«
    »Bis sie satt sind? So

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