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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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behandelt sein. Wer aber wie een Packträger zugreift und – – –«
    Sie hielt inne, denn sie wurde unterbrochen; es erscholl hinter ihr ein Ausruf, der sie verstummen ließ, ein Ausruf der Verwunderung und des Entzückens:
    »Herr Jemmineh, das ist ja doch wohl der berühmte Hobble-Frank!«
    Frank wendete sich schnell um und rief, als er den Sprecher sah, mit ebenso großem Erstaunen:
    »Unser Kantor Hampel! Is das denn die Möglichkeet! Schteigen Sie ab, und schweben Sie in meine Arme!«
    Der langsame Opernbeflissene war, wie gewöhnlich, zurückgeblieben und erst jetzt beim Thore angekommen. Er hielt warnend den Finger empor und antwortete:
    »Kantor emeritus, wenn ich bitten darf, Herr Frank! Sie wissen ja, es ist nur der Vollständigkeit halber und um etwaige Verwechselungen zu vermeiden. Es könnte leicht einen zweiten Kantor Matthäus Aurelius Hampel geben, der noch nicht emeritiert worden ist. Und sodann möchte ich Sie, ehe ich absteige, auf einen noch andern Punkt aufmerksam machen.«
    »Off welchen denn?«
    »Das werde ich Ihnen gleich sagen.«
    »Sie sehen, wie begierig ich darauf bin, mein sehr verehrter und lieber Kantor.«
    »Sehen Sie, da ist es schon wieder! Sie sagen bloß Kantor, während ich Sie höflicher Weise Herr Frank tituliere. Ein Jünger der Kunst darf sich nichts vergeben, und darum muß ich Sie bitten, bei mir zukünftig den ›Herrn‹ nicht wegzulassen. Das ist nicht etwa Stolz von mir, sondern nur der Vollständigkeit wegen, wie Sie wohl wissen werden.«
    Der Kantor kletterte sehr vorsichtig vom Pferde und umarmte Frank mit majestätischen Bewegungen. Dieser meinte lachend:
    »Wir befinden uns hier merschtenteels im wilden Westen, wo so eene Vollschtändigkeet eegentlich gar nich nötig is; aber wenn es Ihnen Schpaß und Vergnügen macht, da werde ich Herr Kantor sagen.«
    »Herr Kantor emeritus, bitte ich!«
    »Gut, schön! Aber sagen Sie mir jetzt zu allererscht, wo und wie Sie da so hergeschneit kommen. Sie können sich mit aller Offiziellität daroff verlassen, daß ich een Reservoir mit Ihnen hier nicht für möglich gehalten hätte.«
    » Revoir, auf deutsch Wiedersehen, wollen Sie wohl sagen! Das wundert mich sehr. Sie mußten auf ein Zusammentreffen mit mir gefaßt sein. Sie kennen doch meine Absicht, eine Oper zu komponieren?«
    »Ja, Sie haben davon gesprochen, eene Oper von drei oder vier Aktricen.«
    »Zwölf! Und nicht Aktricen, sondern Akte! Es soll eine Heldenoper werden, und da Sie mir von den ›Helden des Westens‹ erzählt haben, so wollte ich mit Ihnen nach dem Westen reisen, um mir Stoff für diese Oper zu sammeln. Sie sind aber leider fortgegangen, ohne mich zu benachrichtigen, und da ich ungefähr wußte, wohin Sie sind, so bin ich nachgekommen.«
    »Welche Unvorsichtigkeet! Meenen Sie etwa, daß man sich hier so leicht und so schnell treffen kann wie derheeme off dem Haus- oder Oberboden? Sie haben da mit eener gradezu lebensgefährlichen Unvorsichtigkeet gehandelt, und ich muß Ihnen eene kräftige Reprisande erteelen, denn es gibt –«
    »Reprimande wollen Sie wohl sagen,« fiel ihm der Kantor in die Rede, »was einen Verweis, einen Tadel zu bedeuten hat.«
    Da zog Frank die Stirn in Falten und sagte in sehr ernstem Tone:
    »Hören Sie, Herr Kantor, Sie haben mir nun schon bereits zum drittenmale widersprochen; das kann und darf ich aber unmöglich dulden. Die erschten beeden Male habe ich’s unbeschtraft hingehen lassen; jetzt aber darf ich meine Nachsicht nich länger kompendieren. Sie wissen nich bloß, wer und was ich bin; Sie wissen ooch, was ich leiste. In allen Wissenschaften gut sistiert, habe ich mir besondersch in Fremdwörtern eene Untrüglichkeet angeeignet, die sich niemals gymnastieren läßt. Ihre Widerschprüche sind also Beleidigungen für mich, wegen denen ich mich eegentlich mit Ihnen duellisieren müßte, wenn ich nich so een guter Freund von Ihnen wäre. Also reden Sie mir nich mehr drein, wenn ich in Zukunft wieder etwas sage; es könnte das unsre gegenseitige Sympathie auseenanderpartizipieren, was mir um Ihretwillen leid thun würde. Jetzt aber geschtatte ich mir, Ihnen hier meinen Freund und Vetter vorzuschtellen, wofür ich hoffe, daß Sie mich mit Ihren Begleitern subkutan bekannt machen werden. Bei mir heeßt es immer wie bei Cäsar: fenni, fitti, fitschi, zu deutsch: er kam, sie packte ihn, und ich kriegte ihn!«
    Der Kantor schien große Lust zu haben, ihn abermals zu verbessern, sah aber glücklicherweise davon ab und

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