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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern er kroch weiter, bis zur Ecke hin und lugte hinter derselben hervor, erst im höchsten Grade vorsichtig; dann hob er den Kopf immer höher, zog sein Messer, um auf alles vorbereitet zu sein, und sprang mit zwei, drei schnellen Sätzen zu den Leichen hin. Als er sah, daß kein Leben mehr in ihnen war, richtete er sich auf und rief dem Oelprinzen zu:
    »Du hast recht; sie sind tot. Komm herab!«
    »Ich bin nicht allein; es sind noch Männer bei mir.«
    »Bleichgesichter?«
    »Ja.«
    »Wie viele?«
    »Zwei.«
    »Bring sie mit!«
    »Wollen wir ihm den Willen thun?« fragte Rollins den Oelprinzen.
    »Natürlich,« antwortete dieser.
    »Hat das keine Gefahr?«
    »Nun nicht die geringste. Ich habe den beiden Nijoras das Leben gerettet, und sie sind uns also zum größten Dank verpflichtet.«
    »Aber, Sir, es ist ein Mord, ein Doppelmord!«
    »Pshaw! Laßt Euch das nicht anfechten. Zwei Indianer mußten auf alle Fälle sterben. Sagte oder that ich nichts, so traf es die Nijoras. Rief ich ihnen eine Warnung zu, so gab es einen Kampf zwischen Vieren, den wohl schwerlich einer von ihnen überlebt hätte. Die Vier hätten einander zerfleischt. Da habe ich das schwarze Los den beiden Navajos zugeworfen und mir dadurch die Dankbarkeit und Freundschaft Mokaschis erworben. Jetzt brauchen wir keine Sorge mehr zu haben. Unser Petroleumunternehmen muß gelingen, denn die Nijoras werden uns beschützen. Also kommt und folgt mir getrost!«
    Sie thaten dies, konnten sich aber eines Grauens vor diesem Manne nicht erwehren, der um eines Vorteiles willen zweien Menschen, die ihm nichts gethan, so schlanker Weise das Leben genommen hatte. Ihr Weg führte sie außerhalb des Thales bis zum südlichen Eingang desselben nieder. Als sie durch denselben passierten, sahen sie nicht, daß hinter einem Gebüsch zwei funkelnde Augen auf sie gerichtet waren. Sie verschwanden hinter dem engen Durchlasse, und nun richtete sich ein Roter hinter dem Gesträuch auf und knirschte:
    »Uff! Der Alte war der Mörder! Ich konnte meinen Brüdern nicht helfen, aber ich werde sie rächen. Man wird nach unsern Spuren forschen, mich aber nicht finden.«
    Sich wieder niederduckend, verschwand er im Gesträuch. Er war ein Navajo. Jedenfalls hatte er als Sicherheitsposten hier bleiben müssen, während seine unglücklichen Gefährten in das Thal gedrungen waren.
    Der Oelprinz ritt mit Rollins und Baumgarten getrosten Mutes auf den Häuptling zu, der sie an dem Felsblocke erwartete. Mokaschi hatte vorhin Grinleys Gesicht der Entfernung wegen nicht deutlich erkennen können; jetzt, als er es in der Nähe sah, zog sich seine Stirn unter den Querstrichen der Kriegsfarben finster zusammen.
    »Wo kommen die drei Bleichgesichter her?« fragte er.
    Der Oelprinz hatte einen weit freundlichern Empfang erwartet; er antwortete enttäuscht, indem er vom Pferde stieg, was auch seine Begleiter thaten:
    »Unser Pfad hat am Rio Gila begonnen.«
    »Wo wird er denn enden?«
    »Am Wasser des Chelly.«
    »Seid ihr allein?«
    »Ja.«
    »Kommen noch mehr der Bleichgesichter nach?«
    »Nein. Und wenn welche kommen sollten, so sind sie nicht Freunde von uns.«
    »Wißt ihr, daß die Pfeife des Friedens von uns zerbrochen worden ist?«
    »Ja.«
    »Und dennoch wagt ihr euch hierher?«
    »Eure Feindschaft ist doch nur gegen die Navajos, nicht aber gegen die Weißen gerichtet!«
    »Die Bleichgesichter sind schlimmer als die Hunde der Navajos. Als es noch keine Weißen gab, herrschte Frieden unter allen roten Männern. Nur den Bleichgesichtern haben wir es zu verdanken, daß der Tomahawk unser Leben frißt. Sie werden nicht geschont.«
    »Willst du damit sagen, daß ihr unsre Feinde seid?«
    »Ja, eure Todfeinde.«
    »Und doch habt ihr beide meinen zwei Kugeln euer Leben zu verdanken! Wollt ihr uns dafür am Marterfeuer braten?«
    Ueber das Gesicht des Häuptlings zuckte ein verächtliches Lächeln, als er hierauf antwortete:
    »Du sprichst vom Marterfeuer, als befändest du dich bereits in unsrer Gewalt, und doch sind wir nur zu zweien, während ihr zu dreien seid. Du scheinst den Mut eines Frosches zu haben, welcher der Schlange in den Rachen springt, wenn sie den Blick auf ihn richtet.«
    Dieses beleidigende Verhalten war jedenfalls nicht bloß eine Folge der jetzt herrschenden feindseligen Verhältnisse. Sehr wahrscheinlich war das Ansehen Grinleys schon früher ein ganz andres bei den Nijoras gewesen, als er seinen Begleitern gesagt hatte. Er fühlte, daß sie unbedingt auf diesen

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