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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfährt er unsre Anwesenheit, die ihm besser verborgen bleiben sollte.«
    »Können wir ihm denn nicht auf einem Umwege ausweichen?«
    »Allerdings; aber dieser Umweg würde so bedeutend sein, daß wir heut nicht an unsern Petroleumsee gelangten. Noch viel weniger würden wir auf Buttler und Poller treffen, die uns wahrscheinlich entgegengeritten kommen. Es ist wirklich höchst fatal, daß diese beiden Nijoras gerade hier – – – halt,« unterbrach er sich, »was ist denn das?«
    Er sah etwas, was die drei Beobachter in die höchste Spannung versetzen mußte. Es erschienen nämlich am südlichen Eingange, woher die Spur der Nijoras kam, zwei Indianer, nicht beritten, sondern zu Fuße. Auch ihre Gesichter waren mit Kriegsfarben bemalt; der eine von ihnen trug eine Adlerfeder im Haare, war also nicht gerade ein hervorragender Häuptling, mußte sich aber durch seine kriegerischen Eigenschaften ausgezeichnet haben. Bewaffnet waren sie mit Gewehren.
    »Sind das auch Nijoras?« fragte Rollins.
    »Nein, sondern Navajos,« antwortete der Oelprinz leise, als ob die Roten ihn hören könnten.
    »Kennt Ihr sie vielleicht?«
    »Nein. Der mit der Feder ist ein noch junger Krieger, welcher diese Auszeichnung jedenfalls erst nach der Zeit, in welcher ich zum letzten Male bei den Navajos war, erhalten hat.«
    »Alle Donner! Sie legen sich ins Gras. Warum thun sie das?«
    »Erratet ihr das nicht? Sie sind ja Feinde der Nijoras. Hier treffen Kundschafter beider Stämme zusammen. Das gibt Blut! Die Navajos sind auf die Spur der Nijoras gestoßen und ihnen heimlich gefolgt bis hier ins Thal herein. Paßt auf, was geschehen wird!«
    Er zitterte vor Aufregung, und seinen beiden Begleitern ging es ebenso; der Platz, auf welchem sie standen, lag so, daß sie den Vorgang beobachten konnten, ohne gesehen zu werden.
    Die zwei Navajos krochen langsam auf den Spitzen der Hände und Füße auf der Fährte der Nijoras nach dem Felsenblocke hin.
    »Alle Teufel!« meinte der Oelprinz. »Mokaschi und sein Begleiter sind verloren, wenn sie nur noch eine Minute sitzen bleiben!«
    »Herrgott!« fragte der aufgeregte Buchhalter. »Können wir die Blutthat nicht verhüten?«
    »Nein, nein – – und – – aber – – ja,« antwortete Grinley mit fliegendem Atem – – »benutzen müssen wir die Sache.«
    Die beiden Navajos befanden sich noch zehn Schritte vom Felsblocke entfernt. Erreichten sie ihn, so war es um die Nijoras, welche hinterrücks überfallen wurden, geschehen.
    »Benutzen? Wieso?« erkundigte sich der Bankier, der kaum zu atmen wagte.
    »Sollt es sofort sehen.«
    Er nahm sein Doppelgewehr mit einer schnellen Bewegung vom Sattel und legte es an.
    »Um Gottes willen, Ihr wollt doch nicht etwa schießen!« wollte Baumgarten ihm sein Vorhaben vereiteln, aber da krachte auch schon der erste Schuß und eine Sekunde später der zweite. Der eine Navajo, welcher die Feder trug, wurde vom ersten Schusse in den Kopf getroffen und war sofort tot; den andern erreichte die zweite Kugel; er that einen Satz in die Luft, noch einen und brach dann zusammen.
    »Herr, mein Gott! Ihr habt sie erschossen!« schrie Rollins vor Entsetzen laut auf.
    »Zu meinem und Eurem Nutzen,« antwortete der Oelprinz in kaltem Tone, indem er das Gewehr absetzte und auf dem Felsen soweit vortrat, daß er von unten gesehen werden konnte.
    Der Erfolg der beiden Schüsse auf die Nijoras war ein blitzschneller. Sie sprangen im ersten Schrecke aus ihrer sitzenden Stellung auf, warfen sich aber sofort wieder nieder, platt ins Gras, um ein so wenig wie möglich sichtbares Ziel zu bieten. Sie glaubten, die Schüsse seien auf sie gerichtet gewesen, denn sie konnten, da der Felsblock dazwischen lag, die beiden toten Navajos nicht liegen sehen. Da sie sich aber den, welcher geschossen hatte, hinter diesem Blocke dachten, so krochen sie langsam und vorsichtig am Fuße desselben hin, um die eine Ecke zu erreichen, von wo aus sie dann den oder die Schützen zu bemerken hofften. Da rief der Oelprinz von seinem Altane herab:
    »Mokaschi, der Häuptling der Nijoras, darf sich unbedenklich aufrichten; er braucht sich nicht zu verstecken, denn seine Feinde sind tot.«
    Mokaschi richtete den Blick zu ihm empor, stieß, als er ihn sah, einen Ruf der Ueberraschung aus und fragte:
    »Uff! Wer hat geschossen?«
    »Ich.«
    »Auf wen?«
    »Auf die zwei Navajos.«
    »Wo?«
    »Hinter Eurem Felsen. Geht hin! Sie sind tot.«
    Aber der vorsichtige Rote folgte dieser Aufforderung keineswegs sofort,

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