Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
welcher er sich befunden hatte, war vorüber und ebenso der Eindruck, welchen die Ermordung der beiden Navajos für den Augenblick auf ihn gemacht hatte. Anders aber bei Baumgarten. Dieser war als Deutscher innerlich ganz anders angelegt; er hielt das Verhalten Grinleys für ein Verbrechen, konnte nicht über die Verurteilung desselben hinüberkommen und fragte daher den Oelprinzen jetzt in ernstem, vorwurfsvollem Tone:
    »Habt Ihr denn jemals einem Indianer Gutes erwiesen, Sir?«
    »Ich? Welch eine Frage! Hunderte von diesen roten Halunken haben mir ihr Leben zu verdanken, und Tausende haben Fleisch, Brot, Pulver, Blei und noch vieles andre von mir bekommen.«
    »Auch die Nijoras?«
    »Diese erst recht.«
    »Der Häuptling that aber gar nicht so, als ob dies der Fall wäre!«
    »Weil er ein undankbarer Schuft ist.«
    »Hm! Warum habt Ihr ihn denn nicht daran erinnert?«
    »Aus reiner Noblesse, Sir.«
    »Unsinn! In einer Lage, wie die war, in welcher wir uns befanden, ist Noblesse die größte Dummheit, die es meiner Ansicht nach geben kann.«
    »Das sagt Ihr, weil Ihr den Westen nicht kennt.«
    »Meinetwegen! Dennoch würde ich an Eurer Stelle den Häuptling daran erinnert haben, daß er und sein Stamm mir Dankbarkeit schuldeten. Ihr habt keinen Laut hören lassen. Vielleicht leben die Wohlthaten, von denen Ihr redet, nur in Eurem Kopfe.«
    »Sir! Wollt Ihr mich beleidigen?« fuhr da der Oelprinz auf. »Mich vielleicht gar zum Lügner machen?«
    »Fällt mir gar nicht ein. Ich sage meine Meinung, und das Recht, dies zu thun, hat wohl jedermann!«
    »Ja, wenn er dabei nicht die Ehre eines andern kränkt. Ihr solltet Euch mir gegenüber doch etwas vorsichtiger und rücksichtsvoller ausdrücken!«
    »So? Warum das? Warum grad Euch gegenüber?«
    »Weil ihr mir nicht nur viel verdanken werdet, sondern auch schon zu verdanken habt. Ich stehe im Begriffe, euch zu steinreichen Leuten zu machen!«
    »Nicht mich, sondern nur Mr. Rollins, und dafür werdet Ihr mehr als gut bezahlt.«
    »Ich habe Euch aus der Gefangenschaft im Pueblo errettet!«
    »Das mag sein, doch will ich Euch aufrichtig sagen, daß mir, je mehr ich über diese Angelegenheit nachdenke, desto mehr Fragen aufstoßen, die ich mir nicht zu beantworten vermag.«
    Grinley warf ihm von der Seite her einen scharf forschenden Blick zu; er wollte zornig auffahren, besann sich aber eines andern und fragte in ruhiger Weise:
    »Welche Fragen könnten das wohl sein? Darf ich sie erfahren?«
    »Ich halte es nicht für nötig.«
    »Nicht? Es ist sehr wahrscheinlich, daß ich sie Euch beantworten könnte.«
    »Das ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar gewiß. Ihr könntet; aber ob Ihr auch würdet, das bezweifle ich.«
    »Wenn ich kann, so will ich auch, Sir; darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
    »Mag sein; dennoch wollen wir nicht weiter davon sprechen. Nur weil Ihr so stark betont, daß wir Euch so viel zu verdanken haben und auch zu verdanken haben werden, will ich Euch sagen, daß wohl noch nicht aller Tage Abend ist.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Es ist sehr wahrscheinlich, daß wir mit Euch quitt werden, so daß Ihr dann keinen Dank mehr von uns zu fordern habt.«
    »Möchte wissen, wie das der Fall sein könnte!«
    »Sehr einfach: In Bezug auf das Geschäft, welches abgeschlossen werden soll, habt Ihr keinen Dank zu fordern, denn Ihr werdet bezahlt; das habe ich schon erwähnt. Und daß Ihr uns aus dem Pueblo errettet habt, ist Euch von uns zwar auf das Konto geschrieben worden, doch werden wir diesen Posten vielleicht sehr bald ausstreichen müssen, da Ihr die beiden Navajos erschossen habt.«
    »Was geht das dieses Konto an?«
    »Fragt doch nicht so, als ob Ihr ein Neuling wärt! Es ist doch keineswegs ausgeschlossen, daß wir den Navajos begegnen.«
    »Was wäre das weiter?«
    »Sie würden den Tod der beiden Kundschafter rächen.«
    »Pshaw! Durch diese Behauptung beweist Ihr eben, daß Ihr den Westen gar nicht kennt. Wie wollen sie wissen, was geschehen ist?«
    »Wie? Habt Ihr denn nicht gehört, was Mokaschi sagte? Es sind drei Navajos gewesen, nicht bloß zwei. Der dritte wird uns folgen.«
    Das Gesicht des Oelprinzen wollte ernst und nachdenklich werden, aber er zwang ein höhnisches Lachen hervor und antwortete:
    »Da sieht man, was für ein kluger Kerl Ihr seid! Glaubt Ihr denn, daß Mokaschi da seine wirkliche Meinung gesagt hat?«
    »Ja.«
    »Wirklich? So muß ich Euch sagen, daß aus Euch niemals ein richtiger Westmann werden könnte. Mokaschi ist

Weitere Kostenlose Bücher