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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein?«
    »Weeß ich’s? Vielleicht an Diphtheriteris oder Trommelfellentzündung.«
    »Nehmen Sie ihn weg und betrachten Sie ihn!«
    Frank mußte den Stein aufheben, um den Käfer wegnehmen zu können.
    »Er is von dem Schteene zerquetscht worden,« erklärte er, indem er ihn betrachtete.
    »Ganz richtig! Wie aber hat dies geschehen können? Hat sich das Tierchen etwa selbst unter den Stein gedrängt, so daß es von diesem zermalmt wurde?«
    »Nee, dazu hätte das Käferchen die Kraft nich besessen. Der Schteen is off ihn droff geworfen worden.«
    »Schön! Endlich haben Sie es! Wenn geworfen wird, ist jemand da, welcher wirft; das sehen Sie doch ein?«
    »Ja, das sehe ich – – –«

Er hielt inne, besann sich einige Augenblicke, schlug sich dann mit der Hand an die Stirn und rief aus:
    »Jetzt habe ich endlich den Ochsen bei den Hörnern erwischt! Jetzt begreife ich’s! Sollte man’s denken, daß so een gescheiter Kerl, wie ich bin, so riesenhaft dumm sein kann! Diese Schteene sind unter-und übereenander geworfen worden, wobei der Käfer sein irdisches Dasein verloren hat. Dieser aus eenem Haufen von Schteenen beschtehende Schteenhaufen is erscht weggeschafft und nachher wieder offgerichtet worden. Warum und wozu? Weil er den verschlossenen Eingang zu der Höhle bildet und –«
    Hobble-Frank hielt wieder inne und horchte.
    »Was gibt’s?« fragte Old Shatterhand.
    »Ich habe ‘was gehört,« antwortete Frank.
    »Wo? In der Höhle?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Een Geräusch wie von eener unterirdischen Schtimme. Es klang so dumpf. Herr meine Güte, es wird doch nich etwa een Bär drin sein!«
    »Schwerlich.«
    »Es klang aber beinahe so!«
    »Von einem Bären kann keine Rede sein. Wäre einer da, so wäre das Loch vorhanden, durch welches er ein und aus geht.«
    »Das is eben gestern zugemacht worden.«
    »Das würde er sich wohl verbeten haben.«
    »Horchen Sie einmal! Ich hör’s schon wieder.«
    Old Shatterhand kniete nieder und horchte. Kaum hatte er das gethan, so sprang er wieder auf und rief aus:
    »Herr Gott, es sind Menschen drin! Sie rufen um Hilfe. Schafft die Steine weg, schnell, schnell!«
    Sofort waren zehn und mehr Arme bereit, diesen Befehl auszuführen. Schon nach einigen Augenblicken kam das Loch zum Vorscheine.
    »Ist da jemand drin?« fragte Old Shatterhand in englischer Sprache hinein.
    »Yes,« antworteten zwei Stimmen zu gleicher Zeit.
    »Wer seid ihr?«
    »Ich heiße Rollins,« »und ich Baumgarten,« erwiderten die beiden.
    »Rollins und Baumgarten!« erklang es aus aller Munde. Das war eine große Ueberraschung; man hatte ja geglaubt, daß diese beiden mit von den Nijoras ergriffen worden seien, nachdem sie vorher von den Navajos gefangen genommen worden waren. Sie waren ganz glücklich, wieder Menschen zu hören und das Tageslicht zu erblicken, welches durch das sich immer mehr vergrößernde Loch zu ihnen drang. Doch war der Gedanke auch nicht ausgeschlossen, daß der Oelprinz mit Buttler und Poller sich draußen befand. Darum fragte der Bankier, wer vor der Höhle sei. Da antwortete der Hobble-Frank, das gern und stets bereite Kerlchen:
    »Wir sind es, die Helfer in der Not: Old Shatterhand, Winnetou, Droll, Sam, Dick und Will. Und wer ich bin, das sollt ihr gleich sehen; ich komme hinein!«
    Er zwängte sich durch das Loch, aus welchem ein Freudenruf erschallte. Nun dauerte es nicht lange mehr bis der ganze Steinhaufen entfernt war. Der Eingang besaß die Höhe eines Mannes von mittlerer Größe und war so breit, daß ein Petroleumfaß bequem hinein- oder herausgerollt werden konnte. Als die Retter eintreten wollten, rief Frank ihnen zu:
    »Bleibt draußen! Wir kommen hinaus. Ich muß den armen Teufeln nur erst die Fesseln zerschneiden.«
    Ja, sie kamen, leichenblaß und angegriffen von der ausgestandenen Angst, ebensosehr auch von dem Petroleumgeruche, welcher in der Höhle herrschte. Sie reichten denen, welche sie von Forners Rancho her kannten, die Hände und blickten dann mit hochachtungsvollen Blicken zu Winnetou und Old Shatterhand auf.
    »Das ging um euer Leben, Mesch’schurs,« sagte der letztere. »Wir haben diese Höhle lange vergeblich gesucht und faßten schon den Entschluß, den See zu verlassen. Hätten wir dies gethan, wo wäre der Tod des langsamen Verschmachtens euer Los gewesen. Ihr habt natürlich Durst und Hunger?«
    »Keins von beiden,« antwortete Baumgarten. »Danke Euch, Sir! Wir haben nicht an Essen und Trinken gedacht, sondern nur an den elenden Tod,

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