Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dazu.
    »Hmmm? Was knuchzen Sie denn so? Leuchtet Ihnen etwa das Jagdschloß nich recht ein?«
    »O doch!«
    »Na, womit sind Sie denn nicht einverschtanden?«
    »Daß in Moritzburg nur große Männer geboren werden.«
    »So! Sind Sie etwa dort geboren worden?«
    »Nein.«
    »Also! Grad das ist doch ooch schon wieder een unwiderleglicher Beweis, daß nur Größen von dort kommen. In Moritzburg sind Kurfürschten, Prinzen und Könige geboren worden, ooch ich habe meinen Lebenswandel dort begonnen, aber es is mir vollschtändig ignorant und unbekannt, daß dort jemals een gewisser Timpe seinen erschten Schritt offs irdische Weltall gethan haben soll; er wäre ja gleich beim zweeten Schritte abgerutscht und in die philharmonische Vergeßlichkeit gesunken. So, nu habe ich meinem Herzen Luft gemacht, und wenn Sie mich zum Freunde haben wollen, so reiben Sie sich ja nich wieder an den schön gerundeten Kanten meiner systematischen Persönlichkeet!«
    Jetzt hatte er seinem versteckten Grolle Raum gegeben, und er war wieder der gemütliche Mensch wie immer, vorausgesetzt natürlich, daß man sich hütete, ihm abermals Widerspruch zu leisten. Droll drehte sich im Sattel um und warf den beiden Timpes einen bittenden Blick zu; sie verstanden ihn und schwiegen.
    Die sechs Reiter hatten den Ua-pesch jetzt so weit hinter sich, daß anzunehmen war, die Komantschen würden nicht eine so bedeutende Strecke in die Prairie hineinreiten; darum bogen sie jetzt in der Absicht, sich dem Corner-top zu nähern, nach Süden um. Der Alder-Spring lag an der Westseite dieses Berges; Winnetou und Old Shatterhand ritten so, daß sie ihn von Osten erreichen mußten; auf diese Weise verhinderten sie, daß ihre Spuren später von den Roten gesehen werden konnten. Der Corner-top war auf seiner Höhe nicht voll und ganz bewaldet, es gab da Stellen, von denen aus man weithin Umschau halten konnte, und so war es also gar nicht schwer, die Ankunft der Komantschen zu bemerken.
    Endlich war der Bogen quer durch die Prairie geschlagen und der Berg an seinem östlichen Fuße erreicht. Es wurde ein gutes Versteck gesucht und gefunden, wo die vier andern mit den Pferden sich verbergen konnten, während Winnetou und Old Shatterhand nach oben stiegen, um von dort aus das Thal zu überwachen.
    Vier Sachsen miteinander im wilden Westen, in einem Dickicht des Corner-top! Gewiß ein seltener Zufall! Der Hobble machte darüber die Bemerkung:
    »Es is grad, als hätten die wilden Tauben uns extra zusammengelesen.«
    »Warum die wilden und nicht die zahmen?« erkundigte sich Has.
    »Weil es hier im Westen keene zahmen gibt. Sehen Sie das nich ein?«
    » Well! Sie haben recht, lieber Frank.«
    »Das will ich meenen. Ich habe nämlich immer recht. In dieser Beziehung werden Sie mich bald durchschauen, während ich in jeder andern Beziehung merschtenteels undurchdringlich bin. Es is nämlich eene der größten Weisheiten unsres subkutanen Lebens, daß man seine Gaben nur für sich behält; da kann man nie verkannt und höchstens nur eemal für dumm gehalten werden. Darum halte ich meine Geistesblitze für gewöhnlich in ihrer Kapsel eingeschlossen, und nur Menschen, die ich sehr bevorzuge, können es erleben, daß ich ihnen das Chlornatrium erweise, sie in die Tiefen meines Verschtandes eindringen und die dortigen Schätze wie off den Fittichen eenes Paternosterwerkes herausholen zu lassen. So eene bevorzugte und weihevolle Schtunde is in diesem Oogenblick für euch gekommen. Ihr werdet nämlich gern wissen wollen, off welche Weise wir heut mit den Komantschen fertig zu werden gedenken. Ich bin gern bereit, euch die nötigen Offschlüsse angedeihen zu lassen und erteile euch die Erlaubnis, euch mit euren Fragen vertrauensvoll an mich zu wenden. Schprich du zuerscht, lieber Vetter Droll.«
    Droll wollte nicht widersprechen, kannte aber auch den Wert der Aufschlüsse, welche zu erwarten waren, darum schüttelte er den Kopf und sagte:
    »Warum denn ich zuerscht, lieber Frank? Ich kenne dich ja schon lange und bin gern bereit, den Vorrang diesen beeden andern zu überlassen. Der Mensch soll höflich sein.«
    »Da haste recht! Ich habe eenen Professor der Zoologie gekannt, der sagte immer: ›Die Höflichkeit ist diejenigte Angewohnheit, die mer sich nich abgewöhnen soll.‹ Und was so een Fachmann sagt, das hat schtets guten Grund und Boden. Also mag nun Kas mal sagen, was er von mir wissen will.«
    »Ich?« fragte der Genannte. »Was ich von Ihnen wissen will?«
    »Ja doch,

Weitere Kostenlose Bücher