Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ja!«
    »Nichts will ich wissen, gar nichts.«
    »Was? Nischt, gar nischt? Is das möglich?« fragte Frank in höchster Verwunderung.
    »Gar nichts,« nickte Kas.
    »Und Sie, Has?«
    »Auch nichts,« antwortete dieser.
    »Ooch nischt? Schprechen Sie etwa im Ernste?«
    »Im vollen Ernste.«
    Da machte Frank zunächst ein Gesicht, als ob etwas ihm vollständig Unbegreifliches geschehen sei; dann nahmen seine Züge den Ausdruck des Bedenkens und hierauf des Zornes an und er rief erbost aus:
    »Is so etwas die Möglichkeet? Hat jemals schon een Mensch so was erlebt? Nischt wollen sie von mir wissen, gar nischt! Das is doch unerhört! Kann es denn wirklich existierende Menschen geben, die der unbegreiflichen Ansicht sind, daß sie von dem Prairie- und Bärenjäger Heliogabalus Morpheus Edeward Franke nischt hören und nischt zu lernen brauchen? Da liegen wir im Hinterhalte, um die Indianer zu belauschen; wir haben die Absicht, sie zu überlisten und zu besiegen, diese Absicht kann nur durch die gegenwärtige Individualität meiner erfahrenen Persönlichkeit in die unschätzbarste Erfüllung gehen, und da leben menschliche Wesen off der Erde, die der Ansicht sind, daß sie nischt von mir zu hören brauchen! Das geht mir gegen allen Strich; das schtürzt meine ganze Nächstenliebe über den Haufen, da verhülle ich mein Haupt mit der römischen Sammetmantilla und laß Kaffee kochen, wer Kaffee kochen will. Aber wenn die Feinde kommen, die Komantschen, wenn es dann heeßt: › Hannibal ad Boardinghouses! ‹ wenn die Angst über sie kommt und die Not am höchsten geschtiegen is, nachher werden sie kommen und mich um Hilfe bitten; aber dann werde ich mich auch bedanken für die sauer gewordene Leberwurscht und vor ihrem Jammer meine Ohren verschließen, wie man die Hausthür verriegelt, wenn man abends zu Bette geht!«
    Kas schüttelte staunend den Kopf und sagte:
    »Was war das? Was sagten Sie: › Hannibal ad Boardinghouses‹? «
    »Ja, grad so und nich anders habe ich gesagt,« antwortete Frank mit den Augen und der Miene eines Panthers, der bereit ist, sich auf seine Beute zu stürzen.
    »Das ist doch falsch,« sagte der lange Kas, »so grundfalsch, wie man sich etwas Falscheres gar nicht denken kann!«
    Droll winkte ihm Schweigen zu, was aber leider nicht beachtet wurde, denn Kas kannte den Kleinen noch nicht genau. Dieser war schon vorher zornig gewesen; der jetzige Widerspruch reizte ihn noch mehr, und so fuhr er den Unvorsichtigen grimmig an:
    »Was – wie? Grundfalsch? Sind Sie etwa nich recht bei Troste? Der weltberühmte Hobble-Frank soll etwas gesagt haben, was nich wahr is, was sogar grundfalsch sein soll, was nich mit der höheren Temperatur der Wissenschaften schtimmt! Hat die Menschheet je so etwas impertinent Kunterbuntes zu hören bekommen! Mich natürlich kann so een unorthographischer Zweifel an meiner unwiderleglichen Kapillarität nich im geringsten aus meiner olymphatischen Ruhe bringen, und so frage ich Sie denn in der sanftesten H moll -Tonart meiner bakteriologischen Schtimme: Inwiefern is denn das, was ich gesagt habe, falsch gewesen, he?«
    »Es muß heißen: › Hannibal ad portas. ‹«
    »So? Inwiefern denn wohl?«
    »Hannibal ist vor den Thoren! Das war damals der Schreckensruf der Römer.«
    »I, wie Sie das nur so hübsch sagen können! Wer hat Ihnen denn diesen Blödsinn weisgemacht?«
    »Von Weismachen kann keine Rede sein. Wir haben das in der Geschichtsstunde gehört.«
    »Ach so! Und wer war denn eigentlich der gute Mann, der Ihnen solche Geschichten erzählt hat?«
    »Unser Geschichtslehrer natürlich.«
    »Also een Deutscher wohl, aus Plauen im Voigtlande, een Angehöriger des neunzehnten Säkulariums?«
    »Selbstverständlich!«
    »Dieser geistreiche Lehrer der Weltgeschichte is also keen alter Römer gewesen?«
    »Nein.«
    »Na, da hat man’s ja, da hört man’s ja! So een Gimpel, dem noch die grünen Walnußschalen der neuesten Jahrzehnte hinter den Ohren hängen, will wissen, wie die alten Römer gesprochen haben! Portas! Das is ja gar keen römisch-irisches Wort, sondern jeder nur ganz sachte angebildete Mensch weeß, daß es anschtatt Portas Portière heeßen muß, und welchem alten Römer könnte es wohl eingefallen sein, zu rufen, daß Hannibal an der Portiere hänge! So eenen Unsinn hat sich niemals keen Römer nich zu Schulden kommen lassen. Als Peter der Große seinen Admiral Hannibal gegen die Römer ausgerüstet hatte, dampfte dieser schleunigst um das Kap der guten

Weitere Kostenlose Bücher