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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich sonst gegen uns wehrt, der muß am Marterpfahle sterben; wer sich aber ohne Widerstand ergibt, dem werden wir die Freiheit und das Leben schenken!«
    »Ah, jetzt weiß ich es!« dachte Hum. »Die Weißen sind von Indianern bei der Bonanza eingeschlossen worden. Bonanza? Hm! Da geht mir nicht nur ein einziges tallow-candle (Talglicht), sondern gleich ein ganzer soap-boiler (Seifensieder) auf! Es gibt gar keine Bonanza hier, sondern dieser infame Mestize hat für diese Roten den Spion gemacht und uns mit seinen Nuggets nur deshalb bethört, um uns alle ihnen in die Hände zu treiben. Wie gut ist’s, daß ich ein ehrlicher Mensch bin, denn wenn ich das nicht wäre, so säße ich jetzt ebenso tief in der Skalpiertinte wie sie! Sie müssen heraus, unbedingt heraus, und das kann nur durch mich geschehen! Aber wie? Sie sind nur dreißig, während es mir scheint, daß die Indsmen dreimal so viel zählen.«
    Er sann eine Weile über eine mögliche Weise nach, seinen Gefährten Hilfe zu bringen, und sagte sich dann:
    »Es ist schwer, ungeheuer schwer, wenn nicht ganz und gar unmöglich, in diesem Falle irgend etwas zu unternehmen, aber ich bin ganz gern bereit, mein Leben daran zu wagen. Hin zum Feuer kann ich nicht, und hier an den Felsen hinauf kann ich auch nicht, weil es dort oben fast ebenso hell wie hier unten ist. Und doch muß ich hinauf, um zu sehen, wie die Ziege im Sodawasser schwimmt. Hm, was hier an der nördlichen Seite unmöglich ist, bringe ich vielleicht an der südlichen fertig. Ich werde es probieren, denn probieren ist besser als lamentieren. Also fort von hier!«
    Er kehrte um und eilte am Felsen hin zurück, um die Spitze desselben zu umbiegen und so nach der andern Seite zu kommen. Er hatte aber kaum hundert Schritte zurückgelegt, als plötzlich eine kleine, schmächtige Gestalt vor ihm auftauchte und ihn, überraschenderweise in deutscher Sprache, die ihm ganz geläufig war, anrief:
    »Halt, geliebter Unbekannter! Mit wem loofen Sie denn so um die Wette? Lassen Sie Ihre Beene gefälligst schtehen bleiben, sonst schieße ich Sie oogenblicklich hier mit meiner Flinte durch und durch!«
    Es war ein Weißer, der zu ihm sprach, noch dazu ein Deutscher, also jedenfalls keine feindliche Person; aber Hum war in der Weise von dem Gedanken eingenommen, sehr rasch nach der andern Seite des Estrecho zu kommen, daß er weder daran dachte, wie seltsam und unerklärlich diese plötzliche Begegnung war, noch sich die Zeit nahm, der Aufforderung Folge zu leisten und stehen zu bleiben. Er antwortete nur hastig, auch in deutscher Sprache:
    »Lassen Sie mich! Ich habe keine Sekunde zu versäumen!«
    Indem er hierauf weitereilte, hörte er dieselbe Stimme hinter sich:
    »Der hat das Loofen ooch von keener Gartenschnecke gelernt! Na, weit kommt er nich; ich seh’ den Hieb schon sitzen!«
    Hum wußte nicht, was das bedeuten sollte, erfuhr es aber nach wenigen Augenblicken, denn noch waren diese Worte kaum verklungen, so richtete sich eine zweite Gestalt vor ihm empor, hielt ihn mit einer Hand im Laufe auf und schlug ihm die andre Faust so an den Kopf, daß er lautlos zusammenbrach. Er befand sich nun, wenigstens für den Augenblick, in einer nicht bessern Lage als seine Gefährten, die er hatte retten wollen, obgleich sie sich ihm in der letzten Stunde nicht mehr so freundschaftlich wie vorher gezeigt hatten.
    Sie waren, wie schon erwähnt, ihm vorausgeritten und unter der Führung des Mestizen an den hohen Quarzfelsen gekommen, in welchen der Estrecho de cuarzo schmal und tief einschnitt. Sie folgten ihm auch ohne Besinnen und mit vollem Vertrauen hinein und schöpften auch dann noch keinen Verdacht, als er stehen blieb und, sie an sich vorüberweisend, sagte:
    »Wenn die Bleichgesichter alle herein sind, mögen sie absteigen und ihren Pferden die Beine zusammenhobbeln. Ich werde bis dahin die verborgene Mine schnell öffnen, um ihnen die Bonanza dann gleich zeigen zu können.«
    Er kniete dabei an der Felswand nieder und begann, in dem dort am Boden angesammelten Steingrus zu wühlen, als ob er da den Eingang zur Bonanza freilegen wolle. Sie ritten auch bis zum letzten Mann an ihm vorüber, und nur Majestät, der aus dem Sattel gestiegen war, blieb bei ihm stehen und fragte begierig:
    »Hier also liegt das Gold so massenhaft vergraben?«
    »Ja,« nickte der Mischling.
    »So will ich dir helfen, damit es schneller geht!«
    »Das Loch ist hier so eng, daß nur ein einzelner Mann graben kann.«
    Er beabsichtigte, den

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