Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
versprochen, und ich denke, daß wir ihm dieses Versprechen halten werden! Ehrlos der, welcher nicht dieser meiner Meinung ist!«
    »Ja, ja; ja, ja!« lachte die Majestät, und »ja, ja; ja, ja!« lachten auch die andern.
    Dieses Lachen sagte mehr als deutlich, daß das Wort »ehrlos« sie gar nicht abhalten werde, doch das zu thun, was sie sich im stillen vorgenommen hatten. Der Mestize that, als ob ihm dieses Lachen gar nicht auffällig sei und ihn noch viel weniger in seinem Vertrauen erschüttern könne; er erklärte vielmehr:
    »Wenn ich euch jetzt nach der Bonanza führen soll, braucht ihr gar nicht weit mit mir zu reiten.«
    »Nicht weit?« fragte die Majestät. »Dachte es mir! Die Bonanza liegt im Estrecho, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »So würden wir sie nun finden, auch ohne daß du sie uns zeigst!«
    »Nein,« antwortete er jetzt in zuversichtlichem Tone. »Ihr könntet trotzdem viele, viele Jahre danach suchen und würdet sie doch nicht finden.«
    »So komm und geh voran! Aber versuche ja nicht, dich aus dem Staube zu machen! Du würdest sofort von einunddreißig Kugeln durchlöchert werden!«
    Er that, als ob er diese Drohung gar nicht gehört hätte, und machte sich, indem er voranschritt, ohne Weigern auf den Weg; er wußte ja, daß sie ihrem sichern Untergange entgegengingen. Die Ausführung seines Planes war ihm viel, viel leichter gelungen, als er es sich vorgestellt hatte.
    Es versteht sich ganz von selbst, daß die bethörten und vertrauensseligen Weißen jetzt von weiter nichts, als nur von der Bonanza sprachen. Hum war still, er ritt ganz hinterher und ging mit sich zu Rate, wie er es wohl anzufangen habe, seine Gefährten zu einem ehrlichen Verhalten zu bewegen. Nach einiger Zeit gesellte sich die Majestät zu ihm, um ihn lachenden Mundes zu fragen:
    »Das, was Ihr vorhin von der Rechtlichkeit sagtet, ist doch wohl nur ein Scherz von Euch gewesen? Nicht?«
    »Nein, Sir. Dieser Mann liefert uns ohne alle Gegenleistung die Hälfte seiner Schätze aus; da würden wir ja die armseligsten Schurken sein, wenn wir ihm das gegebene Versprechen nicht hielten.«
    »Also war es Eure wirkliche und ernste Meinung? Pshaw! Ich bin niemals unehrenhaft gewesen und werde es auch nie sein; aber jedermann weiß, daß man den Indianern kein Versprechen zu halten braucht.«
    »Das ist so schändlich gedacht, Sir, daß ich – hm! Ueberdies ist dieser Yato Inda kein Indsman; sein Vater war ein Weißer!«
    »Das ist ja erst recht ein Grund, sich nichts, gar nichts aus ihm zu machen, denn diese Mischlinge sind noch viel schlimmer, verräterischer und treuloser als die reinblütigen Indianer. Er mag uns die Bonanza zeigen, und dann kann er gehen, wohin es ihm beliebt.«
    »Ohne seine Hälfte?«
    »Natürlich ohne sie! Ihm so eine schauderhafte Menge Gold zu lassen, das würde ja der reine Wahnsinn von uns sein!«
    »Wahnsinn oder nicht, ich gebe es nicht zu, daß er betrogen wird!«
    »Laßt Euch nicht auslachen! Was wollt Ihr gegen unser Vorhaben, gegen unsre dreißig Stimmen machen? Ihr könnt doch nichts, gar nichts gegen uns ausrichten!«
    »O doch!«
    »Was denn? Was habt Ihr vor?« klang es jetzt in scharfem Tone.
    »Was ich thun oder lassen werde, das wird sich ganz nach Eurer Ehrlichkeit richten.«
    »Soll das etwa eine Drohung sein, Sir?«
    »Wenn Ihr nicht rechtlich mit dem Mestizen verfahrt, ja, dann ist es eine Drohung!«
    Winnetou nannte das Gold deadly-dust (tödlicher Staub), weil er es schon in zahlreichen Fällen erfahren hatte, welches Unglück das schnell und leicht erworbene Metall den »glücklichen« Findern gebracht hatte. Auch hier, wo man die Bonanza noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte, zeigten sich schon die Folgen der Gier nach dem Besitze. Der Anführer, dessen Liebling Hum bisher immer gewesen war, warf alle Freundschaft hinter sich und drohte, indem sein Gesicht den Ausdruck unerbittlicher Feindschaft annahm:
    »Wagt es ja nicht etwa, den Mestizen zu warnen oder sonst etwas gegen das, was wir zu thun willens sind, vorzunehmen! Wenn es sich um die Bonanza of Hoaka handelt, verstehe ich keine Spur von Spaß, und die andern denken da grade so wie ich. Ich will Euch warnen und Euch sagen: Eine Kugel würde Euch sicher sein!«
    Nach dieser Drohung, die er im vollsten Ernste meinte, trieb er sein Pferd an, um wieder bei dem Halbblut an der Spitze des Zuges zu reiten, und Hum blieb als Hinterster zurück, ja, er verlangsamte die Schritte seines Pferdes noch mehr, denn die nahe vor ihm reitenden

Weitere Kostenlose Bücher