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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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antwortete Karl.
    «Das ist noch sehr weit«, sagte die Frau.
    »Noch eine Tagereise«, sagte Karl.
    »Nicht weiter?« fragte die Frau.
    »O nein«, sagte Karl.
    Die Frau rückte einige Sachen auf den Tischen zurecht, ein Kellner kam herein, schaute suchend herum, wurde dann von der Frau auf eine große Schüssel, in der ein breiter, mit ein wenig Petersilie bestreuten Haufen von Sardinen lag, hingewiesen und trug dann diese Schüssel in den erhobenen Händen in den Saal hinaus.
    »Warum wollen Sie denn eigentlich im Freien übernachten?« fragte die Frau.
    »Wir haben hier Platz genug. Schlafen Sie bei uns im Hotel.«
    Das war für Karl sehr verlockend, besonders da er die vorige Nacht so schlecht verbracht hatte. »Ich habe mein Gepäck draußen«, sagte er zögernd und nicht ganz ohne Eitelkeit.
    »Das bringen Sie nur her«, sagte die Frau, »das ist kein Hindernis.«
    »Aber meine Kameraden!« sagte Karl und merkte sofort, daß die allerdings ein Hindernis waren.
    »Die dürfen natürlich auch hier übernachten«, sagte die Frau.
    »Kommen Sie nur! Lassen Sie sich nicht so bitten.«
    »Meine Kameraden sind im übrigen brave Leute,« sagte Karl, »aber sie sind nicht rein.«
    »Haben Sie den Schmutz im Saal nicht gesehen?« fragte die Frau und verzog das Gesicht.
    »Zu uns kann wirklich der Ärgste kommen. Ich werde also gleich drei Betten vorbereiten lassen. Allerdings nur auf dem Dachboden, denn das Hotel ist vollbesetzt, ich bin auch auf den Dachboden übersiedelt, aber besser als im Freien ist es jedenfalls.«
    »Ich kann meine Kameraden nicht mitbringen,« sagte Karl. Er stellte sich vor, welchen Lärm die beiden auf den Gängen dieses feinen Hotels machen würden; Robinson würde alles verunreinigen und Delamarche unfehlbar selbst diese Frau belästigen.
    »Ich weiß nicht, warum das unmöglich sein soll,« sagte die Frau, »aber wenn Sie es so wollen, dann lassen Sie eben Ihre Kameraden draußen und kommen allein zu uns.« »Das geht nicht, das geht nicht«, sagte Karl, »es sind meine Kameraden und ich muß bei ihnen bleiben.«
    »Sie sind starrköpfig«, sagte die Frau und sah von ihm weg, »man meint es gut mit Ihnen, möchte Ihnen gern behilflich sein, und Sie wehren sich mit allen Kräften.«
    Karl sah das alles ein, aber er wußte keinen Ausweg, so sagte er nur noch: »Meinen besten Dank für Ihre Freundlichkeit.«
    Dann erinnerte er sich daran, daß er noch nicht gezahlt hatte, und fragte nach dem schuldigen Betrag.
    »Zahlen Sie das erst, wenn Sie mir den Strohkorb zurückbringen«, sagte die Frau. »Spätestens morgen früh muß ich ihn haben.«
    »Bitte«, sagte Karl. Sie öffnete eine Türe, die geradewegs ins Freie führte, und sagte noch, während er mit einer Verbeugung hinaustrat: » Gute Nacht, Sie handeln aber nicht recht.« Er war schon ein paar Schritte weit, da rief sie ihm noch nach: »Auf Wiedersehen morgen!«
    Kaum war er draußen, hörte er auch schon wieder aus dem Saal den ungeschwächten Lärm, in den sich jetzt auch Klänge eines Blasorchesters mischten. Er war froh, daß er nicht durch den Saal hatte hinausgehen müssen. Das Hotel war jetzt in allen seinen fünf Stockwerken beleuchtet und machte die Straße davor in ihrer ganzen Breite hell. Noch immer fuhren draußen, wenn auch schon in unterbrochener Folge, Automobile, rascher aus der Ferne her anwachsend als bei Tage, tasteten mit den weißen Strahlen ihrer Laternen den Boden der Straße ab, kreuzten mit erblassenden Lichtern die Lichtzone des Hotels und eilten aufleuchtend in das weitere Dunkel.
    Die Kameraden fand Karl schon in tiefem Schlaf, er war aber auch zu lange ausgeblieben. Gerade wollte er das Mitgebrachte appetitlich auf Papiere ausbreiten, die er im Korb vorfand, um erst, wenn alles fertig wäre, die Kameraden zu wecken, als er zu seinem Schrecken seinen Koffer, den er abgesperrt zurückgelassen hatte und dessen Schlüssel er in der Tasche trug, vollständig geöffnet sah, während der halbe Inhalt ringsherum im Gras verstreut war.
    »Steht auf!« rief er. »Ihr schlaft, und inzwischen waren Diebe da.« »Fehlt denn etwas?« fragte Delamarche. Robinson war noch nicht ganz wach und griff schon nach dem Bier.
    »Ich weiß nicht«, rief Karl, »aber der Koffer ist offen. Das ist doch eine Unvorsichtigkeit, sich schlafen zu legen und den Koffer hier frei stehen zu lassen.« Delamarche und Robinson lachten, und der erstere sagte: »Sie dürfen eben nächstens nicht so lange fortbleiben. Das Hotel ist zehn Schritte

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