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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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    Als sich der erste Jubel gelegt hat, eröffnet sie mir vorsichtig: »Sag mal, ich hab deine E-Mail bekommen …«
    Plötzlich fühle ich mich unglaublich kleinlich, und es tut mir nahezu leid, dass sie meine Laune abgekriegt hat, wie sie in ihren neuen Chucks dasteht, mit ihrer inzwischen changierend schillernden Beule und Ingwertee aus ihrem neuen Harvardbecher mit Aufschrift Veritas schlürft.
    Fieberhaft suche ich nach ein paar versöhnlichen Worten.
    »Es ist eben nicht jeder so nett wie du und gibt mir gleich das Geld wieder …«
    »Hm …«, macht sie, und wir schwiegen einen Moment.
    »Finde ich jedenfalls echt unverschämt, was andere so von dir verlangen, das du mitbringen sollst!«
    Ich starre sie verblüfft an. Doch sie fährt fort:
    »Und, was hast du sonst so gemacht in Boston?«
    Ich verstehe die Frage nicht, so dass ich nachhake: »Wie meinst du das?«
    Sie runzelt die Stirn. »Na, du wirst ja wohl nicht nur geshoppt haben, oder? Ich meine, du warst in Boston …«
    Da ich sie noch immer verständnislos ansehe, hilft sie mir mit ein paar Stichworten auf die Sprünge: »Indian Summer, das MIT, Hummer essen, Boston Teaparty, der Freedom Trail – da gibt es doch so vieles! Also weißt du, Charlotte, wenn ich Stewardess wäre, dann würde ich das nutzen. So siehst du ja gar nichts von der Welt!«

15
    »Kommst du gut mit schwulen Stewards klar?«
    »Eine Cola light, bitte. Und einen Kaffee.«
    »Gern. Möchten Sie Eis?«
    »Light!«
    »Ja, aber möchten Sie Eis und Zitrone dazu?«
    »Zum Kaffee?«
    »Nein, zur Cola.«
    »Ich sagte, light!«
    »Ich weiß, aber möchten Sie Eis zur Cola light?«
    »Und einen Kaffee! Wie oft soll ich Ihnen
das noch sagen?«
    (LHR – MUC)
    Sich als Frau für ein schwules Lokal aufzubrezeln ist in etwa so sinnvoll, wie sich Telefonnummern auf ein Post-it zu schreiben und es auf sein Handy zu kleben. (Eine weit verbreitete Taktik bei älteren Reisenden, die ich jedes Mal mit dem Einspeichern der Nummern im Flugmodus in Erstaunen versetze.)
    Diese Erkenntnis beschleicht mich, als ich zum ersten Mal ganz weltoffen mit zwei Kollegen ausgehe und mich binnen weniger Minuten fühle wie Der letzte Mohikaner , nur mit Push-up.
    Ich werde ja gerne gefragt, ob denn wirklich alle Stewards schwul sind und entgegne dann genauso gerne, dass mich inzwischen vielmehr die Frage beschäftigt, ob sie es schon sind bei der Bewerbung oder im Laufe der Flüge erst werden. Ausnahmen bestätigen die Regel, und man muss natürlich vorsichtig sein gegenüber denen, die Augencreme auftragen, aber trotzdem Elektrotechnik studiert haben und wissen, was ein Nuvaring ist.
    Aber ja, dieses Klischee trifft überwiegend zu. Genauso wie auf Frisöre, Make-up-Artists, Modedesigner und Juroren bei Model-Sendungen. Die Jungs haben einfach ein Händchen für schöne Dinge.
    Am dramatischsten finde ich aber persönlich, dass diese Bewegung auch vor der Cockpittür nicht haltmacht. Sie nimmt uns die ganzen hübschen Kopiloten weg, mit denen ja ursprünglich ich geplant hatte, ins Ländliche zu ziehen und einen Golden Retriever aus dem Tierheim zu adoptieren.
    Stattdessen sitzen potenzielle Väter von Kindern mit hübschen Stewards zusammen auf der Veranda einer Finca auf Ibiza, suchen gemeinsam Vorhänge aus und gucken Queer as folk , um sich von den Strapazen des letzten Christopher Street Day in San Francisco zu erholen.
    Es war in der mit Mistelzweigen verhangenen vorweihnachtlichen Lobby einer britischen Hotelkette in Stockholm, in der ich endgültig Abschied nahm von der Vorstellung einer wundervollen Ehe mit Gütertrennung und einem Mann, der ein Flugzeug landen kann.
    Ein zuckersüßes Exemplar, Marke »Ich habe früher in einer Boygroup gesungen. Vielleicht kennst du mich aus der Bravo ?« stieg adrett in Pilotenuniform aus dem Aufzug, durchquerte auf dem Weg zum Pick-up die Halle und zog hinter sich her nicht sein Köfferchen, sondern – Philipp.
    Trotz aller Aufgeschlossenheit ist der Anblick von Pilot und Steward Hand in Hand in Uniform, mit ein wenig Kajal aufgepeppt, doch noch neu und lässt sich eher weniger mit der Seriösität vereinbaren, die man als Mitarbeiter einer Airline zu jedem Zeitpunkt ausstrahlen soll. Da schadet das zur Schau getragene Privatleben leider generell, wobei es egal ist, ob es sich um ein homo- oder heterosexuelles Paar in der Crew handelt. Der Vollständigkeit halber darf man nämlich nicht unerwähnt lassen, dass es natürlich auch zwischen Stewardessen und

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