Sag erst, dass du mich liebst
Hand und drückte sie zärtlich. „Es wird nicht mehr lange dauern, das verspreche ich dir.”
Die Gefühle, die ihn auf einmal durchströmten, verwirrten ihn, doch er hatte keine Zeit, ihnen Beachtung zu schenken. Die nächste Wehe forderte seine ganze Aufmerksamkeit.
Während er den Kopf, der jetzt sichtbar wurde, auffing, drängte er Lexi automatisch. „Einmal noch, dann ist es vorbei.”
Mit aller Kraft presste Alexis, bis erst eine, dann die andere Schulter herauskam und das Baby in Tys wartende Hände glitt.
Schnell wischte er dem Kleinen Mund und Nase ab und sah, wie ihn der Säugling einen Moment lang anstarrte, das Gesicht verzog, den Mund öffnete und aus voller Kehle losbrüllte. Das Kind hatte das Temperament eines Chicagoer Taxifahrers und hätte sogar einen Marktschreier übertönen können.
Ty lächelte. „Martha, notieren Sie die Geburtszeit”, sagte er und trennte die Nabelschnur durch.
„Es ist ein Junge, Lexi!” rief Martha glücklich aus.
Alexis lachte. „Wirklich? Ich war mir so sicher, dass ich ein Mädchen bekommen würde.”
„Wenn kleine Mädchen nicht seit neuestem mit einem Extrateil auf die Welt kommen, dann ist das hier ein Junge”, meinte Martha schmunzelnd. „Wie willst du ihn nennen?”
„Matthew.”
Ty hörte die beiden Frauen kaum, als ihn eine gewisse Wehmut packte. Immer wenn er bei einer Geburt dabei war, fühlte er sich überwältigt von diesem Wunder und auch ein wenig traurig. Da er nicht vorhatte, Kinder in die Welt zu setzen, wür de er niemals diesen Moment als seinen eigenen erleben.
Fred, der Weichling, konnte sich glücklich schätzen. Und dieser Dummkopf war nicht einmal hier, um das mitzuerleben.
Mit verschwommenen Augen untersuchte Ty den Säugling.
Zehn Finger. Zehn Zehen. Er grinste. Und ein imposantes Bewässerungssystem.
Doch als Ty sich das Baby genauer ansah, wich sein Lächeln, und das Blut schwand aus seinem Gesicht. Das Baby hatte ein kleines Grübchen am Kinn, schwarzes Haar und einen kleinen Wirbel über der Stirn, so dass sich dort sein Haar teilte.
Ty dachte an jene Nacht in Chicago. Die einzige Nacht, in der er und Alexis miteinander ….
Er starrte voller Ehrfurcht auf das Wunder, das er in den Händen hielt, als die Wahrheit ihn wie ein Fausthieb traf. Die Ähnlichkeit war kein Zufall. Sie war unübersehbar.
Dieser kleine Wirbel bewies es. Es war schon seit Generationen ein Familienmerkmal. Tyler Braden hatte gerade seinem eigenen Sohn auf die Welt geholfen.
2. KAPITEL
Ty reichte Lexi ihren Sohn, und während er mit der Nachgeburt beschäftigt war, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Baby in ihrem Arm. Matthew Hatfield wedelte mit seinen winzigen Fäusten durch die Luft wie ein frustrierter Boxer, und die ganze Unzufriedenheit mit der Geburt war auf seinem kleinen roten Gesicht abzulesen.
Eine Liebe, wie sie sie bisher noch nie empfunden hatte, breitete sich in ihr aus.
Mit seinem dichten schwarzen Haar, dem niedlichen Grübchen am Kinn und dem Wirbel über seiner Stirn war er das hübscheste Baby, das sie je gesehen hatte - und das absolute Ebenbild seines Vaters.
Die Erkenntnis ließ Lexi zu dem Mann schauen, der diesem Baby zum Leben verholten hatte. Wieso musste das Schicksal so grausam sein? Warum musste von all den Hunderttausenden von Medizinern auf der Welt ausgerechnet Tyler Braden derjenige sein, der Doc Fletcher während seiner Knieoperation in der Dixie Ridge Klinik vertrat?
Ty war ein erfahrener Trauma-Spezialist, einer der Besten auf seinem Gebiet. Warum war er nicht in irgendeinem riesigen Krankenhaus und kümmerte sich um wirkliche Notfälle? Warum war er nicht in Chicago, da, wo er hingehörte?
Angst machte sich in Lexi breit, als sie Ty beobachtete. War ihm bewusst, dass das Wunder, an dem er gerade teilgenommen hatte, die Geburt seines eigenen Sohnes gewesen war? Und wenn er erkannte, dass das Baby, das sie hielt, das Ergebnis ihrer einzigen gemeinsamen Nacht war, wie würde er reagieren?
Würde es ihm irgendetwas bedeuten?
Er hatte nichts gesagt, aber das minderte ihre Angst nicht.
Sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, wie er reagieren würde. Er könnte die Art von Mann sein, der innerlich vor Wut raste, während er nach außen hin völlig gelassen blieb. Sie wusste es einfach nicht.
Als Ty ihr den inzwischen schlafenden Säugling aus dem Arm nahm und ihn Martha reichte, zuckte Lexi zusammen. „Wo willst du mit meinem Sohn hin?” Sie hatte versucht, gelassen zu sprechen, doch
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