Sag niemals nie
Schönheitsschlaf
gönnen, ab sieben wird ein vitaminreiches Frühstück serviert, und die erste
Origins-Gesichtsbehand- lung ist für acht angesetzt. Wir haben in jedes Zimmer
extrabreite Matratzen gelegt. Drei Mädchen pro Bett - es wird also schön
kuschelig!«
Die Luft schwirrte vom
Gelächter der Schülerinnen, die sich an der Bar drängelten oder ins Haus
schlenderten, um auf den mit seidenen Laken überzogenen Matratzen
Kissenschlachten zu veranstalten oder schon mal die Ori- gins-Goodybags zu
plündern, die eigentlich erst am nächsten Tag geöffnet werden sollten. Ein
paar Mutige hatten sich schon bald bis auf die Unterwäsche ausgezogen oder
machten im Bikini Arschbomben vom Sprungbrett in den Pool, während sich die
Müßiggängerinnen in die braunen Lederohrensessel in Mr Coates' Heimkino
kuschelten und auf der riesigen Kinoleinwand Robert Redford und Mia Farrow in
»Der große Gatsby« zuschauten.
Blair saß zwischen Serena und
Vanessa am Rand des Pools und ließ die Beine ins Wasser baumeln. »Echt toll
hier«, sagte Vanessa bemüht fröhlich. Sie fragte sich, wie Serena und Blair es
hinkriegten, dass ihre Beine so braun waren. Ihre eigenen sahen dagegen aus wie
frisch aus der Leichenhalle.
»Pssst! Hey, Leute!« Jenny
hatte die Glastür vom Poolhaus einen Spalt aufgeschoben und winkte ihnen. Sie
war nackt bis auf ein Badetuch, das sie um sich gewickelt hatte, und trug einen
mit Strass besetzten weißen Badeturban auf dem Kopf - ein altes
Hollywood-Überbleibsel, das Mrs Coates zum Schwimmen benutzte, damit ihre Haare
nicht nass wurden. »Ihr müsst euch unbedingt das Dampfbad anschauen!«
Blair fand die beiden kleinen
Pseudo-Oberstuflerinnen zwar eher nervig, aber die Chance, ein paar
unerwünschte Pfunde runterzuschwitzen, ließ sie sich nie entgehen. »Okay aber
ich kriege den Turban.« Sie ging als Erste zum Poolhaus, riss Jenny den
Glitzerturban vom Kopf und stülpte ihn sich selbst über. Bei Jenny hatte er
albern ausgesehen, Blair verlieh er etwas beinahe Majestätisches.
Nur wahre Diven können Turban
tragen.
Jenny verteilte riesige
Badetücher aus feinster ägyptischer Baumwolle, und alle taten beim Ausziehen
so, als würden sie nicht aus den Augenwinkeln die mehr als perfekt gebaute
Serena beäugen, aber natürlich äugten sie doch. Insgeheim hofften sie, eine
Cellulite-Delle an ihrem Traumkörper zu entdecken, die sie all die Jahre unter
ihrer Uniform versteckt hatte, aber Serena war leider genau so schmalhüftig und
makellos, wie sie es befürchtet hatten.
»Mr Coates ist ja angeblich der
volle Kiffer«, erzählte Serena, als sie ihr pinkes T-Shirt auszog, ohne die
taxierenden Blicke zu bemerken. »Deswegen macht er in letzter Zeit auch keine
Filme mehr, sondern arbeitet bloß noch als Sprecher. Er hat so viel gekifft,
dass er sich seinen Text nicht mehr merken kann.«
»Ich glaub, das stimmt.« Jenny
nickte. »Hier, guckt mal.« Sie schraubte den Kopf einer unschuldig
dreinblickenden Apollobüste aus weißem Marmor ab und zog eine pralle Tüte Gras
aus dem hohlen Inneren.
Die drei älteren Mädchen starrten
sie an. Wie kam die kleine Jenny Humphrey überhaupt auf die Idee, Marmorbüsten
die Köpfe abzuschrauben?
»Ich will ja gar nichts davon«,
verteidigte sich Jenny. »Elise hat es zufällig entdeckt.«
In diesem Moment tauchte
plötzlich Aarons Glatzkopf am Fenster auf. Die nackten Mädchen quietschten und
hüllten sich in ihre Badetücher. Aaron sah aus, als wäre er hergeschwommen.
Seine Kleidung war nass und auf seinen Wangen trocknete eine feine Salzkruste.
Vanessa kam spontan auf die
Idee, sich vor ihm zu verstecken. »Schnell ins Dampfbad! Beeilt euch!«
Jenny riss die Tür auf und sie
stürzten hinein. Der weiß gekachelte Raum war ungefähr so groß wie Serenas begehbarer
Kleiderschrank und hatte drei gekachelte Stufen, auf denen man sitzen konnte.
Durch den Nebel des Wasserdampfs sahen sie Elise, die, in ein großes weißes
Handtuch gewickelt, in der Ecke saß. An ihrem Mundwinkel baumelte eine lange
silberne Zigarettenspitze, in der ein Joint steckte.
»Elise ist schon total
bekifft«, informierte Jenny sie. Sie zog sich auf die erste Stufe hinauf und
hielt Elise eine Flasche Poland-Spring-Mineralwasser hin. »Sie redet nur noch
davon, dass sie immer noch in meinen Bruder verliebt ist.«
»Bin ich nicht.« Elise
schraubte die Flasche auf und trank gierig. »Obwohl... eigentlich bin ich s
schon.«
»Na ja, er ist ja auch
knuffig«, sagte Serena und meinte das
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