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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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gesagt.
    Wie konnte sie nur?
    Von Anfang an hatte sie sich ihm an den Hals geworfen. Aber er hatte ihr doch Grund gegeben zu glauben, dass er ihre Gefühle erwiderte.
    Andererseits hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass Sex für ihn nichts Besonderes war. Er hatte viele Frauen gehabt.
    Aber er hatte nie bei ihnen geschlafen! Anna stöhnte auf. Das hatte sie übermütig gemacht. Aber sie hatte es falsch gedeutet, dass er letzte Nacht neben ihr eingeschlafen war.
    Verloren presste sie die Hände an die Fensterscheibe, in der sich ihr bleiches Gesicht, ihre traurigen Augen widerspiegelten.
    Hinter ihr ging die Tür auf. Sie wirbelte herum und hatte Angelo vor sich. Er war reisefertig.
    „Du reist ab?“
    Er sah sie kaum an und erwiderte nüchtern: „Ja. Am Nachmittag habe ich Besprechungen. Ich hätte schon gestern Abend fliegen sollen.“ „Tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe“, erwiderte sie matt.
    „Du kannst nichts dafür.“ Ruhelos blickte er um sich, als könnte er es nicht erwarten zu gehen. Anna brach das Herz, und sie fühlte, wie sie ihren Stolz verlor. Sollte sie sich ihm zu Füßen werfen, ihn anflehen, nicht zu gehen?
    „Angelo“, begann sie verzweifelt, und ihr kamen die Tränen. „Es tut mir so leid. Es war dumm von mir, das zu sagen. Ich habe es nicht so gemeint. Ich hätte nicht …“
    Mit einer abwehrenden Handbewegung unterbrach er sie. „Hör mal, Anna, was du gesagt hast, ist unwichtig. Mit uns hätte es so oder so keinen Sinn gehabt.“ Er lachte hart auf, als wäre die bloße Vorstellung abwegig. „Mir ist klar geworden, dass die Dinge zwischen uns außer Kontrolle geraten sind. Ich hätte dir keine Hoffnung machen dürfen. Ich bin nicht der Richtige für dich …“
    „Doch!“ Hilflos rang sie die Hände, versuchte, ihn umzustimmen.
    „Hör mir einfach nur zu!“, forderte er sie scharf auf. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht. „Wir passen nicht zueinander, Anna. Es hat keinen Sinn! Ich führe ein anderes Leben und habe andere … Verpflichtungen. Heute Nacht hätte ich nicht bei dir bleiben dürfen …“
    Fast hätte seine Stimme versagt. Verflixt, er musste stark bleiben. „Andere Verpflichtungen?“, flüsterte sie schmerzlich. Er konnte sie nicht ansehen. „Heißt das, du hast eine andere?“
    „Tut mir leid.“ Sein Ton war ausdruckslos. Er zuckte mit den Schultern und schob die Hände tief in die Taschen. „Ich gehe jetzt besser. Bitte begleite mich nicht nach unten.“
    Er blickte nicht zurück.
    Unten ging er zur Bibliothek, in der er sich mit Sir William unterhalten hatte. Der Raum war verlassen, das Feuer im Kamin erloschen. Das Porträt zog ihn erneut magisch an.
    Jetzt wusste er, warum ihn das Bild so sonderbar berührt hatte, als er es zum ersten mal sah. Die Ohrringe. Auf Lisette Delafields Porträt waren sie nur rotblaue Punkte, die kaum auffielen. Jetzt erkannte er sie deutlich. Genauso wie die Augen der Frau auf dem Bild. Sie sahen aus wie seine eigenen.
    Sekundenlang stand er davor und betrachtete das Porträt, dann ging er zur Tür.
    Es fiel ihm schwer, sich auf die Überprüfung des Helikopters vor dem Start zu konzentrieren. Anna konnte sich hinter jedem Fenster des mächtigen Anwesens befinden … Er sah sie vor sich als eine im Turm gefangene Prinzessin. Eine gefangene Prinzessin, auf der ein Fluch lag.
    Und ich habe den Fluch über sie gebracht, dachte er verzweifelt. Der Frieden, der ihn in der Nacht erfüllt hatte, war verflogen. Für ihn gab es keine Hoffnung mehr. Anna war seine einzige Chance auf Rettung gewesen. Nun erwartete ihn endlose Leere und Einsamkeit.

14. KAPITEL
    Anna verließ Fliss’ elegantes Büro bei Arundel-Ducasse und zog ihren langen schwarzen Mantel fester um sich. Mit nach unten geneigtem Kopf kämpfte sie gegen den Wind an. Im Oktober war das Wetter in London besonders trostlos. Sie beschleunigte den Schritt und hielt auf den U-Bahnhof zu. Ihr war weh ums Herz, alles erschien ihr grau und hoffnungslos.
    Die Zeit heilt alle Wunden, hieß es. Auf sie schien das nicht zuzutreffen. Seit Angelo gegangen war, lagen fünf schreckliche, endlose Wochen hinter ihr. Nachts weinte sie sich in den Schlaf. Und tagsüber brach sie beim geringsten Anlass in Tränen aus, wie vorhin beim Anblick der Garnelen im Fischgeschäft.
    Beharrlich versuchte Fliss ihr immer wieder klarzumachen, dass ihr Leben nicht vorbei sei, doch sie konnte Anna nicht überzeugen. Fliss war es schnell leid gewesen, Nachrichten auf Annas Anrufbeantworter zu

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