Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
Zeit für eine Mahlzeit herannahen und kehrte mit dem Gefolge in den Palast zurück. Kaum hatte ich den ersten der beiden Kanäle überquert, über die sich die Brücke von Voxyri spannte – noch hallten mir die verwirrten Erinnerungen an jenen großen Kampf durch den Kopf, und Naghan ti Lodkwara und Targon der Tapster waren in ihr übliches Wortgefecht vertieft –, da schwebten plötzlich die Schatten heran.
Naghan Cwonin, ein Lanzenträger, zügelte sein Tier. Dorgo der Clis brüllte etwas. Cleitar die Standarte begann die Flagge einzurollen. Naghan ti Lodkwara und Targon der Tapster hielten gleichzeitig den Atem an, hörten auf, sich anzubrüllen, und gaben Alarm.
Wie von einer einzigen Hand gelenkt, schwebten die Flugboote herbei.
Es waren sechs, und jedes vermochte etwa zwölf Kämpfer zu befördern.
Uns stand also ein Kampf bevor.
Die Teufel hatten sich den Ort gut ausgesucht. Die Truppen weiter hinten auf dem Drinnik konnten unmöglich rechtzeitig auf die Brücke gelangen, um uns zu unterstützen. Die Straßen in unserer Nähe waren mit ganz gewöhnlichen Stadtbewohnern gefüllt, die ihren alltäglichen Geschäften nachgingen und Vondium wieder aufzubauen versuchten. Phu-Si-Yantong mußte auf seinem Spionagevorstoß erfahren haben, was er wissen wollte – und hier hatten wir nun das unmittelbare Ergebnis.
Beim Schatten Rafik Avandils, des Löwenmenschen!
Ich riß den Clanxer hervor, der an meiner Zorca in einer Scheide steckte. Er war ein schönes schwarzes Tier, das ich in einer Anwandlung sinnigen Humors wie auch aus klotzköpfiger Sturheit Schneeweiß getauft hatte und das heute erwählt worden war, weil es Bewegung brauchte. Unsere Ställe waren noch nicht sonderlich gut ausgestattet. Aber die Männer, die aus den Flugbooten sprangen, ehe diese den Boden berührten, waren zu Fuß, so daß wir auf dem Rücken unserer Zorcas doch einen gewissen Vorteil hatten.
Zwei Flieger landeten hinter uns und verhinderten eine Flucht in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
Cleitar hatte die Flagge sicher verstaut und hob den schimmernden Hammer.
Nath Nazabhan reckte seinen Clanxer und rief mir zu: »Reite, Majister – dort in die Gasse ...«
Ich schaute ihn nur an.
»Nun ja«, sagte er mürrisch und wirbelte das lange Hack- und Stoßschwert im Kreis, um seine Muskeln zu lockern. »War nur so eine Idee.«
Wir zählten etwa zwanzig erfahrene, muntere Burschen aus meiner besten Elitetruppe. Unsere Gegner brachten ungefähr die vierfache Zahl in den Kampf. Nun ja, in solche Situationen war ich schon mehr als einmal geraten, meistens durch eigene Sturheit. Ich richtete mich in den Steigbügeln auf. Ich hatte ein bißchen frische Luft schnappen wollen. Dabei würden ich und meine Gefährten nun vermutlich auch ein wenig Blut zu schmecken bekommen. Und die Luft, die wir einatmeten, mochte unserem Körper durch die Rippen wieder entweichen.
»Geradewegs hindurch!« brüllte ich. »Voller Galopp und keine Verwicklungen! Keiner läßt sich auf Nahkämpfe ein. Reitet wie die agateflügeligen Jutmänner aus Hodan-Set!«
Wir stießen mit den Fersen zu und brausten – den sich formierenden Reihen unserer Chulik-Gegner als brüllende Horde entgegen.
2
O ja, es waren Chuliks. Temperamentvolle gelbhäutige Kämpfer mit häßlichen, drei Zoll langen Hauern, die ihnen aus den Mundwinkeln ragten. Der Haufen vor uns war in den Kriegskünsten so erfahren wie jede Chulik-Söldnerhorde auf Kregen. Seit frühester Kindheit im Gebrauch der Waffen unterwiesen, zu gefühllosen, erbarmungslosen Killern abgerichtet, verstehen sich Chuliks auf den Einsatz jeder Waffe, die sie irgendwie brauchen konnten; und in ihrer knochenharten Disziplin hatten sie vergessen, ob ihnen jemals die weicheren Tugenden menschlicher Handlungsweisen bekannt gewesen waren.
Solange sie Sold und Nahrung erhalten, sind Chuliks treue Söldner. Sie erhalten mehr Geld als die meisten Kollegen, Pachaks und Khibils und einige andere ausgenommen. Sie mußten zu jeder Zeit als schwere Gegner gelten.
Mein Elitetrupp scherte sich darum aber wenig. Brüllend und fluchend gab man den Tieren die Hacken zu spüren und galoppierte lärmend los.
Hastig formierten die Chuliks – Geschöpfe mit ölschimmernder gelber Haut und langen Haarschwänzen auf ansonsten kahlrasierten Schädeln – ihre Reihen. Dabei blieben ihre Gesichter ausdruckslos. Sie wußten genau, was sie taten, und leisteten gute Arbeit.
Ihre Uniformen waren schlichte Tuniken aus braunem
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