Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Jaidur – und auch ihr Bruder Zeg – kannten und liebten Seg Segutorio seit frühester Jugend.
König Harmburr aus Ezionn und König Nafun aus Hambascett blickten Seg an. Er blieb ruhig sitzen. Er hatte die Konfrontation mit Jaidur verhindert – sich nun aber selbst eine viel schlimmere an den Hals geholt.
»Für heute haben wir genug gearbeitet«, sagte Drak. »Brechen wir auf, treffen wir morgen wieder zusammen, um ...«
»Gemach, Prinz aus Vallia!« rief Nafun und wischte sich mit feuchtem Tuch die Stirn. »Ich bin beleidigt worden ...«
»Du!« fauchte König Harmburr, ein aufgeregter kleiner Bursche. »Du! Der Frechdachs hat vielmehr mich gekränkt ...«
Seg stand auf. Er bewegte sich überaus lässig und lächelte. »Ich werde gegen keinen von euch kämpfen, auch nicht gegen eure Champions. Ihr beide seid hirnlose Idioten – aber im Grunde wißt ihr das auch. Aye!« Er setzte sich über die gestotterten Einwände hinweg. »Ich kann in die Zukunft schauen. Vielleicht sehe ich dabei Dinge, die euch nicht gefallen würden. Ihr wißt beide, daß wir Hamal fair behandeln müssen, sonst gibt es niemals Frieden. Also denkt nach! Zeigt, daß ihr Könige seid. Auch wenn es euch schwerfällt, euch wie Menschen zu benehmen.«
»Der Kov spricht mit den Worten der Götter«, sagte Drak, der genau wußte, wann er die Religion ins Spiel bringen mußte. Raffiniert, findig, rücksichtslos war Drak, Prinz Majister von Vallia, und doch zugleich aufrecht, ehrlich, loyal, ein Mann, der sich die höchsten Prinzipien gesetzt hatte. Manchmal machten diese Prinzipien einem weniger hochstehenden Sterblichen das Leben schwer. Jaidur, sein Bruder, war von Natur aus überschäumender. Und was den mittleren Sohn betraf, der als König Zeg über Zandikar herrschte, so hatte ich längere Zeit nicht von ihm gehört und machte mir allmählich Sorgen. Sobald dieser hamalische Unsinn geregelt war, wollte ich eine Reise ans Auge der Welt unternehmen ...
Die beiden Könige zeigten sich keineswegs eingeschüchtert. Aber es gab andere Delegationen, denen der ständige Streit auf die Nerven ging. Selbst Herrscher über Länder der Morgendämmerung, die sonst ständig im Widerstreit standen, waren ernüchtert angesichts der vor uns liegenden Probleme. Zum Vorschlag kamen verschiedene Kandidaten für unterschiedliche Landesteile Hamals. Wir legten einvernehmlich fest, daß jene Länder der Morgendämmerung, die an den Os-Fluß stießen, die Südgrenze Hamals, mehr mitzureden haben sollten, wenn es um die Landstriche in ihrer unmittelbaren Nähe ging. Dies empfanden die Delegierten als fair.
Aber selbst deswegen gab es Unstimmigkeiten. Einige Nationen im Nordbereich der Länder der Morgendämmerung, südlich des Os-Flusses gelegen, des Flusses der Löblichen Haltung, hatten so lange unter hamalischer Herrschaft gestanden, daß sie zu den Armeen der Allianz keinen Beitrag leisten konnten. Einige hatten sogar Männer in die Reihen der hamalischen Armeen entsandt. Diese Schwierigkeiten mußten besprochen und einvernehmlich geklärt werden.
Was auf den ersten Blick fair erschien, würde beim näheren Hinschauen durch allerlei Unwägbarkeiten kompliziert gemacht.
Zahlreiche Delegierte unterstützten rivalisierende Antragsteller. Niemand sah Anlaß, über die Ansprüche der Herrscherin Thyllis und ihres unbedeutenden Mannes zu sprechen, der vor langer Zeit verschwunden war. Es gab eine Reihe von Verwandten, jede Menge entfernte Vettern und eine Gruppe von Männern und Frauen, die den Herrscher als ihren Onkel bezeichneten. Nachdem Thyllis einem Armbrustpfeil erlegen war, abgeschossen von Rosil, dem Kataki-Strom, hatte sich Phu-Si-Yantong zum Herrscher von Hamal ausgerufen. Hieraus ergab sich eine juristische Spitzfinderei, die viele Delegierte als lächerlich empfanden. Hatte sein kurzer Besitz des Throns irgendwelche rechtliche Konsequenzen und – wenn ja – wie wirkten sich diese auf die Ansprüche der Vettern und Neffen von Thyllis' Ehemann aus?
Interessant.
Wenn man das Problem nicht gleich im Keim erstickte, konnte nichts die Anwälte davon abhalten, tagelange Vorträge über das Thema zu halten, durften sie sich doch in den Jagdgründen des starren hamalischen Rechts tummeln. Drak, Prinz Majister von Vallia, ließ die Diskussion gar nicht erst aufkommen.
»Durch die illegale Übernahme des Throns ergeben sich für Phu-Si-Yantong, Zauberer aus Loh, inzwischen verstorben – Opaz sei Dank! –, für seine Erben oder Bevollmächtigten
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